"Lieber Bernhard, wir waren in diesem Fall nicht so gut, wie ich mir das vorstellte. Das schmerzt, aber es muss (!) behandelt werden." So im August 2006 der damalige Leiters des Bundeskriminalamtes (BK), Herwig Haidinger, zu den eklatanten Ermittlungspannen der Polizei im Fall Kampusch. Der Adressat, Bernhard Treibenreif, im Kabinett des Innenministers, hatte ihn vorher gebeten, "die Angelegenheit ohne größere Eklats abzuschließen - wäre ja schade darum". Richtig, wäre schade, wenn knapp vor der Wahl die Öffentlichkeit erfahren hätte, dass die Polizei bereits 1998 (!) einen punktgenauen Hinweis eines Polizisten ignoriert hatte. Nein, die Polizei war "in diesem Fall nicht so gut". Aber das Versagen wurde - entgegen Haidingers Meinung - nicht "behandelt". Stattdessen ignorierte der Chef der Soko Kampusch, Generalmajor Koch, Haidingers Weisungen, die Sache aufzurollen. Und der damalige General Franz Lang berief (laut Haidinger) "in der Angelegenheit eine Sitzung ein, von der ich nichts wusste". Lang ist heute Chef des Bundeskriminalamts. Haidinger, der noch dazu auf etwaige "Amtshaftungsansprüche des Opfers" hingewiesen hatte, wurde abgesägt - mit dem Ergebnis eines größeren Eklats. (Hans Rauscher, DER STANDARD - Printausgabe, 8. Februar 2008)