Toro!
Ich widerspreche Frau Amsberg grundsätzlich ungern. Aber was man in der neuen, winzigkleinen Sushi-Bar des Unkai im Grand Hotel für die 61 Euro bekommt, ist halt auch kein Bemmerl.
Ich zum Beispiel mache keine halben Sachen und nehme die große Sushivariation um 27 und dazu noch extra ein Stück Toro um sechs Euro, um genau zu sein laut Kellner vom begehrten, fetten Bauchstück und nicht vom Sutoro, das weiter oben liegt und auf deutsch Mitteltoro heißen müsste. Schon sehr rich im Vergleich zu den vier Stücken Maguro-Thunfisch vom Sushi-Teller, auch im Vergleich zum meinen Erfahrungen auf dem Tokioter Fischmarkt Tsukiji, nachzulesen mit einem Klick hier und im Bild hier.
Heringschmaus
Zum Fachsimpeln für Feinspitze liefert die Sushiplatte zum Beispiel den Vergleich zwischen europäischem und japanischem Steinbutt (der hiesige ist ein bisschen bissfester). Der ebenso feine Seebarsch erinnert mich mit Wehmut daran, dass "The Japanese" in der Bösendorferstraße gleich über den Ring vom Unkai nicht mehr ist. Das hat mir ein herausragendes Branzinocarpaccio serviert, auch die Suppe von Aalinnereien freute sehr.
Lachs, Lachsrogen ja mei, Butterfisch ging mir nicht ab, der Shrimp schon fein. Noch viel, viel, viel feiner aber der Maifisch, ein heringartiger, und das passt auch noch hervorragend in den Nachfasching. Allerdings sagt mir der Naturschutz beim Nachgoogeln, dass auch dieses Tier eigentlich schon des Schutzes bedarf.
Arsen und Spitzensushi
Die große Überraschung allerdings wartet unter dem formschön fächrig eingeschnittenen Minioktopus: Darunter versteckt sich allerlei Grünzeug und vor allem Mandelgeschmack (sagt der Dilettant). Spannende Sache. Frau Amsberg offenbart ein Faible für Krimis oder einen eher überraschenden Erfahrungsschatz: Schmeckt, als ob man vergiftet werden soll, sagt sie und spielt so elegant auf Blausäure an. Ich hatte ja auf Arsen getippt (und schon den Titel Arsen und Spitzensushi vor Augen), aber vor dem Decouvrieren der nächsten Bildungslücke hat mich STANDARD-Wissenschafter Klaus Taschwer gerade noch bewahrt.