Glamouröser Auftritt der schicken "Cashmere Mafia": Miranda Otto, Bonnie Sommerville, Frances O'Connor und Lucy Liu (v. li.).

Foto: ABC
Dass die schicken Damen der US-Serie "Cashmere Mafia" genauso erfolgreich sein werden wie jene aus "Sex and the City", scheint nach dem Start vergangenen Sonntag eher unwahrscheinlich. Kolumnistin Candace Bushnell kann das nur freuen.

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Los Angeles/Wien - Fürs Erste waren die Fußstapfen von "Sex and the City" zu groß: Vier toughe Ladies, die in New York ihre Lebens- und Liebesabenteuer bestreiten - das wollten vergangenen Sonntag nur zehn Millionen Amerikaner auf ABC sehen. Ein enttäuschender Wert angesichts der Vorgabe: "Sex and the City" schaffte denselben Wert - im Bezahlfernsehen.

Dabei ging ABC auf Nummer sicher: Lucy Liu, ("Kill Bill"), Miranda Otto ("Der Herr der Ringe"), Frances O'Connor ("A.I.") und Bonnie Somerville sorgen für Spitzenbesetzung. Mit Darren Star produziert der "Sex and the City"-Erfinder. Trotzdem: Der Start war moderat, und die Aussichten sind mäßig.

Der Zeitpunkt für eine Serienstart ist denkbar ungünstig: Von "Cashmere Mafia" sind erst sieben der auf vorerst 13 Folgen konzipierten Serie fertig. Der Rest liegt in den Laden der streikenden Drehbuchautoren. Eine Unterbrechung hätte fatale Folgen: Neueinsteiger tun sich schwerer als Serien, die nach längerer Laufzeit ihr Stammpublikum gefunden haben. Hinzu kommt das fallende Stimmungsbarometer für US-Serien am internationalen Markt. Nicht alles, was aus den USA kommt, macht wie früher automatisch Quote.

Wandel im Frauenbild

Dabei vollzieht sich ein bemerkenswerter Wandel im Frauenbild: In den gegenwärtig angesagten Frauenserien reicht die hauptsächlich aufs Liebesleben ausgerichtete Positionierung nicht aus. Machten in "Sex and the City" die vier fidelen New Yorkerinnen noch mit frivolen Sprüchen und freizügigem Lebensstil Freude, beziehen die neuen Serienheldinnen ihr Selbstbewusstsein aus ihren Berufen: Man nehme etwa "Grey's Anatomy" oder "Private Practice" (siehe unten). In "Cashmere Mafia" müssen die Protagonistinnen beruflich bestehen. Anders als "Ally McBeal" scheitern sie deshalb aber nicht zwingend privat.

Eine wird sich unterdessen die Hände reiben angesichts des drohenden Flops: "Sex and the City"-Kolumnistin Candace Bushnell zerstritt sich mit Darren Star und wurde von "Cashmere Mafia" ausgeschlossen. Sie antwortet am 7. Februar mit "Lipstick Jungle" mit Brooke Shields, Kim Raver ("24") und Lindsay Price ("Beverly Hills 90210"). (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 9.1.2008)