Los Angeles/Wien - Fürs Erste waren die Fußstapfen von "Sex and the City" zu groß: Vier toughe Ladies, die in New York ihre Lebens- und Liebesabenteuer bestreiten - das wollten vergangenen Sonntag nur zehn Millionen Amerikaner auf ABC sehen. Ein enttäuschender Wert angesichts der Vorgabe: "Sex and the City" schaffte denselben Wert - im Bezahlfernsehen.
Dabei ging ABC auf Nummer sicher: Lucy Liu, ("Kill Bill"), Miranda Otto ("Der Herr der Ringe"), Frances O'Connor ("A.I.") und Bonnie Somerville sorgen für Spitzenbesetzung. Mit Darren Star produziert der "Sex and the City"-Erfinder. Trotzdem: Der Start war moderat, und die Aussichten sind mäßig.
Der Zeitpunkt für eine Serienstart ist denkbar ungünstig: Von "Cashmere Mafia" sind erst sieben der auf vorerst 13 Folgen konzipierten Serie fertig. Der Rest liegt in den Laden der streikenden Drehbuchautoren. Eine Unterbrechung hätte fatale Folgen: Neueinsteiger tun sich schwerer als Serien, die nach längerer Laufzeit ihr Stammpublikum gefunden haben. Hinzu kommt das fallende Stimmungsbarometer für US-Serien am internationalen Markt. Nicht alles, was aus den USA kommt, macht wie früher automatisch Quote.
Wandel im Frauenbild
Dabei vollzieht sich ein bemerkenswerter Wandel im Frauenbild: In den gegenwärtig angesagten Frauenserien reicht die hauptsächlich aufs Liebesleben ausgerichtete Positionierung nicht aus. Machten in "Sex and the City" die vier fidelen New Yorkerinnen noch mit frivolen Sprüchen und freizügigem Lebensstil Freude, beziehen die neuen Serienheldinnen ihr Selbstbewusstsein aus ihren Berufen: Man nehme etwa "Grey's Anatomy" oder "Private Practice" (siehe unten). In "Cashmere Mafia" müssen die Protagonistinnen beruflich bestehen. Anders als "Ally McBeal" scheitern sie deshalb aber nicht zwingend privat.