„Wir sind schon so gut eingespielt“, lächelt Brozek, während die PA ihr die Schuhe so anzieht, dass nichts drückt oder sich spießt. Brozek hat seit dem Kleinkindalter eine fortschreitenden Muskelerkrankung und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen – und auf jemanden, der all die kleinen Handgriffe ersetzt, für die ihr die Kraft fehlt. Das übernahmen lange Zeit ihre Mutter und die Mitarbeiter des Heimes, in dem sie die Volksschule absolvierte. Weil kein barrierefreies Gymnasium gefunden werden konnte, besuchte sie eine Hauptschule und dann eine Handelsakademie. Während des Studiums (Slavistik, Polnisch und eine Kombination aus Publizistik, Politikwissenschaften und Russisch) war eine Heimhilfe „die einzige Möglichkeit, ein bisschen autonom zu sein“.
Langwierige Verhandlungen
Danach hat sich Brozek in langwierigen Verhandlungen mit der Stadt eine „Einzellösung“ erkämpft, die ihr eine Betreuung durch eine PA ermöglicht. Seit April 2006 ist sie Teilnehmerin an einem zweijährigen Modellprojekt, bei dem die Stadt Wien die Finanzierung der „Persönlichen Assistenz“ abseits des Berufslebens übernimmt. Fünf bis sieben Assistentinnen sind insgesamt rund 17 Stunden pro Tag zur Stelle.
„Wenn mir niemand in der Früh aus dem Bett hilft, kann ich auch keinen Beruf ausüben“, erklärt Brozek auf der Fahrt im adaptierten, von der Assistentin gelenkten Kleinbus ins Büro. Als Mitgründerin und Geschäftführerin der Wiener Assistenz Genossenschaft (WAG) berät sie Menschen, die nicht in einer Behinderteneinrichtung leben wollen. Seit vielen Jahren kämpft sie für die Möglichkeit auf ein selbst bestimmtes Leben mit PA – so wie es etwa in Skandinavien oder Deutschland seit vielen Jahren der Normalfall ist.
Gute Chemie
Zwischen Aufstehen, Anziehen, Begleitung beim Job, Abendgestaltung und Umdrehen in der Nacht fallen unzählige oft unscheinbare, aber für die Lebensqualität essenzielle Tätigkeiten an, sei es das ständige Positionieren der Hände, das Vorschieben des Kopfes, wenn er während der Autofahrt zurückfällt oder das lebenswichtige Klopfen auf den Rücken, wenn sich Brozek verschluckt hat.