Begünstigt durch eine boomende Konjunktur sowie anziehende Unternehmensgewinne steigerte sich der DAX in den vergangenen Monaten in einen wahren Höhenrausch. Zwar ist die fundamentale Bewertung des Index noch nicht abgehoben. Dennoch mehren sich die Stimmen, die dem deutschen Börsenbarometer eine heftige, länger anhaltende Konsolidierung prophezeien. Gut, dass sich mit Zertifikaten auch Short-Strategien verfolgen lassen. Wir stellen Ihnen attraktive Produkte vor.

Noch sind die Bullen am Drücker

„DAX auf Rekordjagd“, „10.000 Punkte sind drin“ – lange nicht mehr zeigte sich die Anlegerpresse so überschwänglich wie in diesen Tagen. Als der DAX am 1. Juni erstmals seit mehr als sieben Jahren wieder mit einer Acht an der Tausenderstelle notierte, schaffte es die Meldung sogar in die Tagesschau. Fakt ist, dass der DAX mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,3 noch keine große Überbewertung erkennen lässt. Zum Vergleich: Im Boomjahr 2000 war das Index-KGV zeitweise doppelt so hoch. Tatsache ist auch, dass am Konjunkturhimmel über Deutschland derzeit kaum ein Wölkchen zu finden ist. Die Wirtschaft boomt mit beeindruckenden Wachstumsraten von mehr als 2,5 Prozent. Auch die Unternehmensgewinne passen ins positive Bild. 2007 sollten die Gewinne der DAX-Konzerne im Schnitt zwischen zehn und 15 Prozent zulegen. Und 2008 wird es – auch durch die Effekte aus der Unternehmenssteuerreform – erneut für ein prozentual zweistelliges Plus reichen. Bleibt die Frage, ob wir uns schon im Stadium einer Milchmädchen-Hausse wie im Jahr 2000 befinden. Die klare Antwort lautet „Nein“. In Deutschland ist die Zahl der Aktionäre 2006 sogar um eine halbe Million zurückgegangen.

Warnung vor einem Einbruch

Trotz dieser positiven Faktoren beschleicht einen ein mulmiges Gefühl, wenn man sich den zunehmenden Steigungswinkel des DAX-Charts ansieht. Zwar kam es immer wieder zu Rückschlägen wie Ende Februar oder Anfang Juni, doch diese Bärenattacken endeten jeweils rasch mit einer bedingungslosen Kapitulation. Trotzdem halten wir eine Korrektur für erforderlich. Nach der fulminanten Rally müssen die Märkte in naher Zukunft auch einmal ausatmen. Allerdings ist mit Blick auf die hohen liquiden Mittel, die vielen Anlegergruppen (Hedgefunds!) derzeit zur Verfügung stehen, der Zeitpunkt kaum prognostizierbar. So kann der Markt durchaus noch auf ein Niveau bei 9.000 oder gar 10.000 Punkten durchlaufen. Spätestens dann sollte die Hausse aber eine größere Unterbrechung erfahren. Allerdings kann es schneller gehen, denn bei externen Schocks, deren Gefahr aktuell am Markt nicht berücksichtigt wird, dürfte der DAX erneut einer der größten Verlierer sein.

Im 2. Teil: Mit fallenden Kursen gewinnen

Mit fallenden Kursen gewinnen

Eine ausgeprägte Konsolidierung könnte den DAX mittelfristig um bis zu 20 Prozent in die Unterstützungszone zwischen 6.400 und 6.200 Punkten zurückwerfen. Extreme Pessimisten halten sogar einen Einbruch bis auf 5.000 Zähler für möglich, was wir jedoch aktuell als Übertreibung ansehen. Vor allem zwei Baisse-Argument sind anzuführen: Das Chaos an den chinesischen Börsen sowie die nicht mehr sattelfeste US-Konjunktur stellen ernstzunehmende Gefahrenquellen für die hiesigen Märkte dar. Noch vor zehn Jahren hatten Privatanleger kaum eine Möglichkeit, um an Rückschlägen des DAX partizipieren zu können. Das hat sich geändert, dank entsprechender Zertifikate-Strukturen. Man muss dabei nicht einmal ein eingefleischter „Shortie“ sein, um von fallenden Kursen zu profitieren. Mit „Reverse Bonus“-Zertifikaten haben Anleger auch die Chance, bei moderat steigenden Notierungen ordentliche Renditen zu erzielen. Diese Produktart funktioniert genau umgekehrt wie ein klassisches Bonus-Zertifikat. Das heißt: Die Kursschwelle liegt nicht unter, sondern über dem Basispreis. Das Bonus-Niveau dagegen ist darunter angesiedelt.

Steuerfreie Bonus-Renditen

Attraktive Konditionen bietet ein erst vor wenigen Tagen emittiertes „Reverse Bonus“-Zertifikat (ISIN DE 000 CB5 UNB 2) der Commerzbank. Es wirft eine Bonus-Rendite von 12,8 Prozent bzw. 8,5 Prozent p.a. ab, vorausgesetzt der DAX klettert während der Laufzeit nicht über die Schwelle bei 10.058 Punkten. Dies entspricht aktuell einem Puffer von 27,4 Prozent. Völlig auszuschließen ist auch ein solcher Anstieg nicht, jedoch müsste sich der Index mit Blick auf die nahe Fälligkeit im Dezember 2008 schon sehr ins Zeug legen. Ein weiterer Vorteil: Mögliche Gewinne fallen noch nicht unter die ab 1. Januar 2009 kommende Abgeltungssteuer und wären damit (eine zwölfmonatige Haltedauer vorausgesetzt) steuerfrei. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, an fallenden Kursen unbegrenzt (also bis zur Wertlosigkeit des Basiswerts, was freilich unrealistisch ist) zu partizipieren. Jedoch ist zu beachten: Reverse-Strukturen beinhalten ein nicht unerhebliches Risiko. Bei einem Schwellenbruch erfolgt die Rückzahlung zum Emissionspreis abzüglich der prozentualen Indexgewinne. Schon bei einer Kursverdopplung des Basiswerts wäre es demnach um den gesamten Einsatz geschehen.

DAX-Verluste „einfrieren“

Eine interessante Short-Anlage ist auch das „DAX Lock-in Reverse“-Zertifikat (ISIN DE 000 LBW 78L 7) der LBBW (Zeichnung bis zum 3. August). Fällt der DAX während der knapp dreijährigen Laufzeit auf oder unter eine der „Lock in“-Stufen, wird der Indexstand für die restliche Laufzeit festgeschrieben und ein Mindestgewinn beim Zertifikat ist sicher. Die entsprechenden „Marken“ liegen bei 90, 80, 70, 60 und 50 Prozent des anfänglichen Indexstandes. Sie sind an keine Stichtage gebunden. Rutscht der DAX während der Laufzeit zum Beispiel um 33 Prozent ab, beträgt die Mindestrückzahlung 130,00 Euro. Notiert der Index auch bei Fälligkeit auf diesem Niveau, bekommen Sie das komplette Minus, also 133 Prozent, gutgeschrieben.

Laufzeitmanko spricht gegen LBBW

Sollte der DAX keine „Lock in“-Stufe erreichen und am Ende der Laufzeit im Plus notieren, schützt eine um 45 Prozent über dem Ausgangsniveau gelegene Kursschwelle vor Verlusten. Hält der Sicherheitspuffer nicht, ist ein Verlust in prozentualer Höhe des Indexgewinns am Laufzeitende die Folge. Und bei weiter steigenden Märkten, so lange also kein „Lock in“ erfolgte, dürfte das Papier während der Laufzeit deutliche Kursverluste erleiden. Ein großes Manko ist jedoch die lange Laufzeit: Denn um auf vergleichbare p.a.-Renditen wie beim „Reserve Bonus“-Zertifikat der „Gelben“ zu kommen, bedarf es schon einer ausgewachsenen Baisse. Außerdem steht Inhabern kein Bonusanspruch zu, sofern der DAX seitwärts tendiert. Last, not least hört sich der Sicherheitspuffer von 45 Prozent großzügiger an, als er ist. Auf die Laufzeit gerechnet reicht bereits ein jährlicher Anstieg von 13,1 Prozent aus, um die Schwelle zu verletzen. Zur Erinnerung: In den vergangenen vier Jahren waren solche jährlichen Zuwachsraten für den DAX kein Problem. Das „Reverse Bonus“-Zertifikat der Commerzbank erscheint uns daher unter taktischen Erwägungen das attraktivere Produkt, zumal das „Lock in Reverse“ von der Abgeltungsteuer betroffen ist.

Im 3. Teil: In Baisse-Phasen flexibel bleiben

In Baisse-Phasen flexibel bleiben

Starre Laufzeiten können sich bei Short-Spekulationen als Nachteil erweisen, weil sich die Märkte nach Korrekturen tendenziell wieder erholen. Hier spielen Short-Produkte ihre Stärken aus, bei denen über den Ausstiegszeitpunkt situativ (im Idealfall am Tief) entschieden werden kann. Eine solche Variante kommt von der Société Générale in Form eines Endlos-Trackers (ISIN DE 000 SG3 G26 9) auf den ShortDAX. Dieser Index wird seit Februar 2007 von der Deutschen Börse fortlaufend veröffentlicht. Er gibt die Bewegungen des DAX mit einem Hebel von minus eins wieder. Steigt der DAX zum Beispiel um fünf Prozent, fällt der Short-DAX (in der Theorie) um exakt diese fünf Prozent – und umgekehrt. Dabei wird der Hebel börsentäglich auf Minus eins zurückgestellt. Doch daraus ergibt sich ein Problem: Ähnlich wie bei „Rolling Turbos“ ist der Hebel zwischen dem Ein- und dem Ausstieg nicht exakt bei Minus eins, speziell bei hohen Tagesschwankungen.

SocGen zeigt sich großzügig

Für das ShortDAX-Zertifikat fällt eine Managementgebühr von 0,4 Prozent p.a. an. Auf der anderen Seite entstehen Zinseinnahmen in Höhe des doppelten Tagesgeldsatzes. Sie resultieren aus dem investierten Anlagevolumen, das die Société Générale verzinslich anlegen kann. Da der Emittent zudem den Index mittels Leerverkauf „short“ geht, können weitere Zinserträge daraus generiert werden. Weil die Franzosen beide Komponenten an die Anleger weitergeben, entspricht das im Augenblick einer Zusatzrendite von jährlich rund 7,4 Prozent. Damit kann selbst bei einer Seitwärtsbewegung ein ansehnlicher Ertrag erzielt werden. Während der Haltedauer kommt es also erst zu Verlusten, wenn der DAX binnen Jahresfrist mehr als 7,4 Prozent klettert.

Deutsche Bank schickt einen ETF ins Rennen

Mittlerweile ist auf den ShortDAX auch ein Exchange Traded Funds (ETF) der Deutschen Bank (ISIN LU 029 210 624 1) erhältlich. Die Funktionsweise ist identisch wie der des ShortDAX-Zertifikats der „roten“ Franzosen. Und auch was die Konditionen betrifft (Managementfee und Weitergabe der doppelten Zinseinnahmen), gleichen sich die Produkte wie Zwillinge. Ein maßgeblicher Vorteil des ETFs ist die steuerliche Seite: Sollte es zu einer dauerhaften Baisse kommen, sind die Gewinne des ETFs steuerfrei, sofern man das Produkt vor dem Jahresende 2008 ins Depot packt. Hier gilt dann die für Fonds vorteilhaftere Übergangsregel. Somit hat der ETF langfristig eindeutige Vorteile gegenüber dem Zertifikat. Zudem ist die Liquidität des ETFs deutlich höher, weshalb sich auch ein ggf. minimal höherer Spread leicht verschmerzen lässt.

Ideal für den schwankenden Anleger

Zum Abschluss wollen wir Ihnen eine Innovation vorstellen, die auf Anleger zugeschnitten ist, die zwar eine Baisse-Phase für wahrscheinlich halten, die aber auch an anziehenden Notierungen teilhaben wollen. Das „DAX Reverse Twin Win“ Zertifikat (ISIN DE 000 BC0 BTP 0) von Barclays Capital partizipiert bei vierjähriger Laufzeit „eins zu eins“ an einem unbegrenzt fallenden und einem bis zu 60 Prozent steigenden DAX (indikativ: das endgültige Niveau wird am Ende der noch bis zum 31. Juli laufenden Zeichnungsfrist festgelegt). Notiert der DAX bei Fälligkeit zum Beispiel mit 30 Prozent im Minus, erhalten Sie 130 Prozent des Nennwerts gutgeschrieben. Liegt er dagegen mit 30 Prozent im Plus, ist Ihnen ebenfalls eine Rückzahlung von 130 Prozent sicher.

Die Risiken nicht unterschätzen

Unangenehm wird es allerdings, wenn sich das Börsenbarometer bis zum Laufzeitende seitwärts bewegt oder um mehr als 60 Prozent (indikativ) zulegt. Im ersten Fall wäre die Anlage ein Nullsummenspiel. Im zweiten, bedeutend gefährlicheren Szenario drohen Ihnen Verluste. Denn überschreitet der DAX auch nur an einem Tag die „60-Prozent“-Schwelle werden am Laufzeitende mögliche Indexgewinne „eins zu eins“ in Verluste beim Zertifikat umgewandelt. Man kann dann nur darauf hoffen, dass der DAX bis zur Fälligkeit wieder in die Verlustzone fällt, da nach wie vor der Umwandlungsmechanismus greift. Das erfordert jedoch eine Achterbahnfahrt des Index, wie wir sie auch über vier Jahre für kaum wahrscheinlich halten. Auf der anderen Seite müsste es schon mit dem Teufel zugehen, sollte der Index tatsächlich um mehr als 60 Prozent steigen. Dies entspräche einem Stand von knapp mehr als 13.000 Punkten. Wer also keine Super-Hausse erwartet, sondern eher von nachgebenden Notierungen ausgeht, findet hier ein empfehlenswertes Produkt.