Wien - Österreichs Pensionssystem ist vergleichsweise großzügig. Dies hat eine internationale Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ) ergeben, die heute in Paris präsentiert wurde. Einzig in Griechenland, Luxemburg, den Niederlanden und in Spanien erhält man mehr Pension in Relation zum Aktivgehalt. Die OECD-Forscher glauben freilich, dass das System nicht hält. Angesichts der ungünstigen Alterspyramide würden in Zukunft "weitere und entschlossenere Reformen" notwendig sein, heißt es in dem Report.

Die Studie "Renten auf einen Blick" vergleicht die Pensionssysteme von 30 Staaten. Die Hauptuntersuchung stellt darauf ab, wie viel nach derzeitigem Stand eine Person an Pension zu erwarten hat, die 2004 ins Berufsleben eingestiegen ist. Hier käme ein männlicher österreichischer Arbeitnehmer mit Durchschnittsverdienst auf 80,1 Prozent des davorigen Brutto-Verdienstes. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade einmal 39,9 Prozent. Der OECD-Schnitt liegt bei 58,7 Prozent.

Über dem Durchschnitt

Ähnliche Werte zeigen sich auch bei Niedrigverdienern (50 Prozent des Durchschnittseinkommens) und Besserverdienern (150 Prozent). Auch hier liegen die Ersatzraten über dem internationalen Durchschnitt, bei den Schlechtverdienern aber nur knapp (Österreich 80,1 - Schnitt: 73). Bei den Spitzenverdienern (200 Prozent des Durchschnittseinkommens) schließt sich die Schere wieder. Hier ist Österreich mit einer Bruttoersatzrate von 58,8 Prozent ebenfalls relativ knapp über dem OECD-Mittelwert von 49,2 Prozent.

Neben diesen vergleichsweise hohen Renten-Einkünften gibt es laut OECD ein weiteres Problemfeld für das österreichische Pensionssystem, die "nach wie vor sehr attraktiven Regelungen zur Frühverrentung". So sind die Abschläge von 4,2 Prozent deutlich unter dem, was in den meisten untersuchten Staaten üblich ist. Dabei ist hier noch nicht einmal die jüngste Halbierung der zusätzlichen Abschläge in der Korridor(=Früh)-Pension mit einberechnet.

Nachhaltigkeit erhöht

Co-Studienautor Edward Whitehouse konzediert zwar, dass Österreich mit den letzten Reformen die finanzielle Nachhaltigkeit des Systems erhöht habe. Angesichts von Demografie und schon heute hohen Kosten seien aber entschlossenere Reformen "dringend geboten". Im Jahr 2003 hatte Österreich für die Alters- und Hinterbliebenenversorgung 13,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung aufgewendet, nach Italien der zweithöchste Wert innerhalb der OECD (Schnitt: 7,7).

Am Rande ein interessantes innerösterreichisches Detail der Studie: Bei einer fiktiven Berechnung einer Einmalzahlung der gesamten Pension kommen Frauen auf einen deutlich höheren Gesamtwert - wohl auf Grund der längeren Lebenserwartung und des früheren Pensionsantritts. So kann die Durchschnittsfrau in ihrem Leben 407.755 Euro an Pensionseinkünften lukrieren, der Durchschnittsmann dagegen nur 320.432 Euro. (APA)