So sehen normale – also gesunde – Plattenepithelzellen aus einem Pap-Abstrich aus.
Foto: Nader, Hanusch-Krankenhaus
Wien/London - Die vom Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates, von der Österreichischen Krebshilfe und vielen anderen ExpertInnen unterstützte Impfung von Frauen gegen gefährliche Stämme der Human Papilloma Viren (HPV) schützt Frauen nicht nur gegen Gebärmutterhalskrebs, sondern auch gegen Vulva- und Vaginalkrebs-Vorstufen. Dies hat eine wissenschaftliche Studie ergeben, die unter Führung des Wiener Gynäkologen Elmar Joura, in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wird.

Die hohe Schutzrate der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, der zu 70 Prozent durch die HP-Virusvarianten 16 und 18 hervorgerufen wird - nur 0,3 Prozent der Erkrankungen werden laut Fachleuten nicht durch HP-Viren verursacht -, ist bereits auch in einer vergangene Woche im "New England Journal of Medicine" publizierten Studien belegt worden (siehe hier).

Jetzt folgte die Auswertung der Daten von 18.174 Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren, von denen die Hälfte drei Dosen der Vakzine bekommen hatte, auf die allfällige Entwicklung von unmittelbaren Vorstufen des Vulva- bzw. Vaginalkrebs. Die Beobachtungszeit betrug im Durchschnitt drei Jahre.

Joura über die Ergebnisse: "Bei den Frauen, die zu Beginn der Impfung noch keine HPV-Infektion hatten, und die alle drei Vakzin-Dosen erhielten, betrug die Effektivität der Impfung 100 Prozent gegen Vulva- bzw. Vaginalkrebs-Vorstufen, die durch HPV 16 oder 18 hervorgerufen wurden."

97 Prozent betrug die Schutzrate bei allen Frauen, welche die Studie in vorgesehener Form beendeten und 71 Prozent bei allen Frauen. Hier sind auch diejenigen eingerechnet, welche die Impfung nur teilweise erhalten hatten. Bei den Frauen, die irgendwelche HPV-Infektionen (andere als solche, gegen welche die Vakzine schützt) während der Beobachtungszeit hatten und/oder auch nur einen Teil der Immunisierungen erhielten, lag die Schutzrate noch immer bei 49 Prozent.

Der Wiener Gynäkologe von der Universitäts-Frauenklinik (AKH-Wien): "Das zeigt, dass die Immunisierung gegen HPV vor solchen Karzinomen schützt. Wir haben schon vor einiger Zeit in Österreich eine dramatische Zunahme von Vulvakarzinomen bei jungen Frauen festgestellt, die durch HPV ausgelöst werden. In unserer Studie haben wir jetzt eine überraschend hohe Häufigkeit von Oberflächenkarzinomen der Vulva von 120 Fällen pro 100.000 Frauen und Jahr feststellen können."

Was die Gesundheitspolitik betrifft, die in Österreich noch immer teilweise zögert, die HPV-Impfung in dem von der öffentlichen Hand finanzierten Kinderimpfprogramm zu verankern, sagt die Studie ganz klar: "Der für die öffentliche Gesundheit erzielbare Vorteil (der Verhütung derartiger Krankheiten, Anm.) liegt bei 71 Prozent." (APA)