Bei dem – auf der mittlerweile wieder veralteten, weil auf Preisbasis Jänner 2006 kalkulierten – mindestens 4,2 Milliarden Euro teuren Koralmtunnel hat sich Faymann bereits bei Amtsantritt die Finger verbrannt. Daher wird die verkehrswirtschaftlich höchst umstrittene Verbindung gebaut, "weil es einen Vertrag gibt", wie Molterer lapidar betonte. Auf Zeit spielt die große Koalition hingegen beim Semmeringbasistunnel. Der ist im neuen, mehr als elf Milliarden Euro schweren Ausbauprogramm bis 2010 wohl enthalten, wird in dem Zeitraum aber sicher noch nicht schlagend, weil die Planungsarbeiten noch längst nicht abgeschlossen sind. "Das wird noch einige Zeit brauchen", sagte Molterer, heuer soll Mitte des Jahres einmal die mögliche Trassenführung fixiert werden. Wann Baubeginn sein könnte, ist völlig offen, auch fehlt für das vom Land Niederösterreich über viele Jahre blockierte und nun neu aufgelegte Projekt noch immer der Sanktus von Landeshauptmann Erwin Pröll.
Wenig Mist beseitigt
Generell zeigt sich nach erster Durchsicht „des größten Infrastrukturpakets, das je in einer Legislaturperiode verabschiedet wurde“ (Molterer): Mit dem Ausmisten oder zumindest Verschieben verkehrspolitisch und volkswirtschaftlich umstrittener Bahn- und Autobahnprojekte hat sich Faymann (SPÖ) offenbar sehr schwer getan. Es stellt im Wesentlichen nämlich die Fortschreibung des von der SPÖ viel kritisierten Generalverkehrsplans dar, den Faymann stets als "unrealisierbares Wunschkonzert" bezeichnet hatte. Gestrichen im engeren Sinn wird praktisch nichts. Im Gegenteil, selbst die Verlängerung der Nordautobahn (A5) von Mistelbach bis Laa an der Thaya wird ausgebaut, obwohl ihr laut früheren Angaben der Autobahngesellschaft Asfinag nicht nur die Frequenz fehlt (weil es 30 Kilometer östlich der March in der Slowakei längst die D2 gibt, Anm.), sondern auch die Anbindung an das tschechische Autobahnnetz.
42 Milliarden bis 2020
Bei so viel Stolz auf das seit der Regierungsbildung von 10,5 auf elf Mrd. Euro erhöhte Infrastrukturpaket kümmert das nicht. Über die gesamte Planperiode 2007–2012 sollen 17,2 Mrd. Euro verbaut werden, bis 2020 gar 42. Dabei hat, um Koralm und Wiener Hauptbahnhof unterzubringen, die Bahn Vorrang. Sie bekommt 6,415 Mrd. Euro, während in die Straße 4,6 Mrd. Euro fließen.
Zurückhaltung gibt es hingegen was Kostenbeiträge der Länder betrifft. Zur Kassa bitten will man Oberösterreich und Steiermark (Summerauer Bahn). Zur Koralmbahn zahlen Kärnten und Steiermark 280 Mio. Euro dazu. Gemischt öffentlich-privat finanzieren will man die A5 und gegebenenfalls das Güterterminal in Inzersdorf (Metzgerwerke). Letzteres soll nach dem Vorbild von Graz-Werndorf privat vorfinanziert werden.