Foto: Nokia/ORF/Beigelbeck
Wien - Keine zwölf Stunden zuvor schloss ORF-General Alexander Wrabetz Frühstücksfernsehen auf Sicht aus. Da kündigte Onlinedirektor Thomas Prantner Dienstag schon "ab 10. April eine Art Frühstücksfernsehen" an. Wrabetz sprach vom Fernsehen, Prantner von Handy-TV.

Technische Grundlage dieses Handyfernsehens ist DVB wie beim digitalen Antennenfernsehen DVB-T, für das vor allem Vorarlberger rasch Decoder kaufen sollten: Montag dreht die ORF-Sendertochter das gewohnte analoge Signal vom Sender Pfänder ab. Wer dann keinen passenden Decoder hat und weder Kabel noch digitales Satelliten-TV, dem wird beim Fernsehen schlagartig schwarz vor Augen.

Auf den frei werdenden, bisher analog bespielten TV-Frequenzen bekommt auch Handy-TV Platz. Vorerst wird eine Lizenz ausgeschrieben. Favorit ist die ORF-Sendertochter ORS, die schon eine dieser Plattformen (ORF 1,2, ATV) betreibt und für eine zweite, regionale noch bis Montag Sender sucht, die im Herbst on air gehen soll.

Zehn bis 18 Kanäle

Zehn bis 18 Fernsehprogramme für Handys haben auf dem dritten "Multiplex" Platz, sagt Alfred Grinschgl von der Rundfunk- und Telekomregulierung. Derzeit unterstützt Grinschgls RTR einen großen Pilotversuch für Handyfernsehen in Wien mit 1,2 Millionen Euro. Mehr als drei Millionen kostet er insgesamt. ORF, ORS, A1, 3 und Siemens haben sich dafür, wie berichtet, zusammengetan. Zum regulären Betrieb sind auch T-Mobile und One eingeladen, betont Michael Wagenhofer von der ORS.

Die potenzielle Quote für Prantners Frühstücksfernsehen ist vorerst begrenzt: Am Testbetrieb (bis Ende Juni) können nur 1000 User teilnehmen, die A1 und 3 möglichst repräsentativ unter ihren Kunden ausgesucht haben.

ORF mobil nennt sich der eigens zusammengestellte Kanal der Anstalt, der laut Prantner acht "jugendaffine" Kurzformate (aus Musik, Kultur, Szene, Gesellschaft, Religion) in Schleife spielt. Die "Art Frühstücksfernsehen" ab April wiederholt zwei Stunden lang etwa 15- bis 20-minütige, moderierte Nachrichtenelemente mit Sport und Wetter und Verkehr von Ö3.

66 Minuten täglich

A1 wie 3 zeigen im Test und wohl auch im Regelbetrieb ORF 1, 2, ORF mobil und ATV. Bei A1 wechseln als vierter Kanal MTV und andere Programme. 3 lässt Puls TV wie berichtet zusätzlich einen eigenen TV-Kanal (3live) produzieren, dazu kommt der Musiksender Urban TV.

Mobilkom-Manager Hannes Ametsreiter (A1) kündigt Pauschaltarife für DVB-H an. 3 verlangt in Italien fünf bis zehn Euro monatlich, sagt Hutchison-Geschäftsführer Bertold Thoma. 250.000 DVB-H-Kunden habe 3 in Europa unter Vertrag, die den Service im Schnitt 66 Minuten pro Tag nützten.

Vielfernseher stoßen unterwegs mit DVB-H allerdings an Grenzen: Laut Ametsreiter und Thoma reichen die Akkus aktueller Geräte für drei bis höchstens vier Stunden Fernsehen. Zwei EM-Spiele könnten sich knapp ausgehen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28.2.2007)