zsolt wilhelm
Am Dienstag den 27. Februar resümierte Microsoft Österreich im Rahmen einer Pressekonferenz das 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2007 und gab einen Ausblick auf kommende Highlights. So hätten die neu eingeführten Produkte Windows Vista und Office 2007 die Erwartungen im Bezug auf deren Verkauf übertroffen, das sagte Lukas Keller, Leiter des Bereichs Information Worker, vor österreichischen Journalisten. "Vista wurde in der ersten Woche am heimischen Markt öfter verkauft, als für den gesamten ersten Monat geplant war".

Konkret sei der Verkauf von Lizenzprodukten um 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei Retailprodukten, also Software wie sie im Geschäft erhältlich ist, verzeichnete man gar ein Wachstum von 800 Prozent. Vor allem die "Ultimate-Edition" verkaufte sich gut. Etwa ein Drittel des Absatzes sei auf die Top-Version zurückzuführen. Im Business-Bereich könne man laut Keller bereits Referenzkunden, beispielsweise die Telekom-Austria, vorweisen.

Office

Geht es nach den Angaben der Unternehmenssprecher, gab es auch bei den hauseigenen Büroanwendungen ein deutliches Umsatzplus. Zusammen mit der im Jänner gestarteten neuen Produktreihe habe man im Vorjahresvergleich ein 12,1 prozentiges Umsatzwachstum verzeichnen können. Der Flughafen Wien stünde hier als Referenzkunde parat. Heimanwender würden bevorzugt zur Home/Student-Version greifen.

Auch in Sachen Business-Solutions, CRM-Lösungen etc., freue man sich über Zugewinne. Das Segment Server & Tools stieg um 18 Prozent. Das kürzlich gelauchte "Windows-Mobile" käme laut Unternehmenssprecher Thomas Lutz speziell bei den Hardwareherstellern gut an. Die Plattform würde von der Telekommunikationsbranche akzeptiert.

Die Entertainment-Sparte rund um die Unterhaltungskonsole XBOX 360 verzeichnete international gesehen ein 76 Prozentiges Wachstum.

"Am Boden bleiben"

Geschäftsführer Herbert Schweiger betonte nochmals die Größe des Erfolgs und bemerkte gleichzeitig: "Wichtig ist es, nicht abzuheben und am Boden zu bleiben". Angesichts der Tatsache, das dritte Jahr hintereinander ein zweistelliges Ergebnis eingefahren zu haben, keine leichte Aufgabe, so Schweiger. Nach außen hin wolle man weiter ein "fast bescheidenes Auftreten" wahren. Die 300 Mitarbeiter starke, heimische Niederlassung des Redmonder Softwarekonzerns setzte laut Marktbeobachtern rund 200 Millionen Euro um und wuchs um 15 Prozent.

Linux

Durchwegs positive Worte gab von Schweiger für die zusehends steigende Konkurrenz seitens Linux. "Früher war es eher eine ideologische Auseinandersetzung", heute verlange der Kunde "Interoperabilität". Das Abkommen mit Novell unterstreiche Microsofts Erkenntnis "sich nicht vor den Anforderungen des Marktes verschließen zu können".

Ausblick

Zukünftige Produkte wurden schließlich auch angesprochen. Das auf Consumer Electronic Show im Jänner angekündigte "Home-Server" solle noch im Sommer 2007 erscheinen. Der portable Media-Player "Zune" sollte 2008 hierzulande erscheinen, das Paket würde bis dahin auch noch für Europa "angepasst".

Windows Vienna

Im Gespräch mit dem WebStandard nahm Lutz Stellung zu den immer wieder aufkommenden Gerüchten zum Erscheinungstermin von "Windows Vienna", dem Vista-Nachfolger. Demnach handele es sich bei allen Äußerungen lediglich um Spekulationen und täten nichts zur Sache. Generell strebe man aber einen Industrie-üblichen Release-Zyklus von dreieinhalb Jahren an. Die fünfjährige Entwicklungszeit sei, abgesehen von Schwierigkeiten in der Umsetzung - "man hat sich teilweise übernommen" - auch auf das Service Pack 2 für Windows-XP zurückzuführen. Weitere fünf Jahre strebe man jedenfalls nicht an.

Technologien, die es nicht mehr in Vista geschafft haben - allen voran das Dateisystem WinFS, sollen später nachgereicht werden. In welcher Weise das passiert, konnte Lutz nicht sagen. Zum Erweiterungspaket von Vista "Fiji" gibt es immer noch nichts Offizielles. Microsoft-Sprecher Lutz glaubt jedoch, dass es sich hier eher um einen "Minor-Release" handelt, ähnlich dem SP2 für XP.

Copyright

Eine klare Ansage hingegen gab es zum Thema "Digital Rights Management". Hier stünde man für Interoperabilität zwischen den einzelnen Systemen und eine Offenheit der Software-Schnittstellen. Komplett proprietäre Systeme, so wie Apple es mit seinem iTunes-Music-Store und der iPod-Produktfamilie lanciert, wären nicht im Sinne der Kunden. Ob der Kopierschutz abgeschafft wird oder nicht, sei einzig den Vertretern der Musikindustrie überlassen. Hier sei man für jede Lösung offen.

Ein schönes Beispiel für eine "ausbalancierte Idee" in Sachen digitale Unterhaltung sei das neue Vertriebssystem der Filmindustrie über Bittorrent. In diesem Fall kommt Microsofts DRM-Software zum Einsatz.

Am Ende der Konferenz gab es auch noch eine Rüge an die Politik, künftig wünsche man sich "klare Kompetenzen" für alle Formen der IKT, so Geschäftsführer Schweiger. (Zsolt Wilhelm)