Giardinetto
Via Sarpi 8
Udine
0039 0432 22 77 64
38 Euro mit etwas Wein (Preise immer für 2)

Stella d’Oro
Via Vittorio Emanuele 38
Quinto di Treviso
0039 0422 37 98 76
www.locandastelladoro.it
75 Euro

fid
Das Ziel: Piemont. Der Weg: Mit Bedacht und nicht zu schnell durch das nördliche Italien essen. Zwei Wochen lang. Das stellt Anforderungen an Mensch und Material. Und bringt sachdienliche Hinweise: Die gnadenlosesten Crostini, den fettesten Aal, die feinsten Steinpilzmaronignocchi, das feinste Rind zum Beispiel. Und: Was im sonst so prächtig sortierten Osteria-Führer leider fehlt.

Eine Vorwarnung noch: Dass ich die eine oder andere Speise fehlerhaft ab- und/oder aufgeschrieben habe, kann ich jetzt schon garantieren. Also vorweg eine Entschuldigung - für Korrekturen und Anregungen stets dankbar.

Tag 1: Wir haben Schiz vor soviel Essen

Udine haben wir hinter uns gelassen. Nicht ohne Michael Völkers Hinweis ins Giardinetto zu folgen. Eine friulanische Hausplatte mit Prosciutto, Soppressa, großem Käse, einer davon gebraten, und einer wunderbar nussigen, festen, dunklen Polenta. Und sonst noch ein paar sehr ordentliche Kleinigkeiten, die so klein gar nicht ausfallen.

Aber jetzt soll uns ein Licht aufgehen: Stella d’Oro, erste ausführliche Mahlzeit auf italienischem Boden, ausgesucht auch nach einer Schlafstelle mit angeschlossener Osteria.

Eine Steilvorlage für die Verdauung. Schon die Crostini alla Casa von herrlicher Gnadenlosigkeit: Crostini mit hausgemachter Mayonnaise, Ei und Spargel, mit getrockneten Tomaten, Salsa Verde und Frischkäse, mit Prosciutto, Blauschmiere und Olivenpaste (danke!), nochmals mit Rohschinken und Schiz, geschmolzenem Käse also, nochmals Prosciutto mit Steinpilzen und Schiz (yeah!), mit Schiz und Walnuss (wow!). Die Dimensionen jedes einzelnen spotten dem "ini" an ihrer Bezeichnung.

Aber, wirft Herr Hilberg hier ein: Wie schmeckt dieser Schitz denn nun eigentlich? Berechtigte Frage: "Wie ziemlich intensiver Bergkäse", erinnert meine Begleitung da, geschmolzen halt "sehr cremig".

Armer Aal

Wer an dieser Stelle ansatzlos zu den Secondi übergeht, beleidigt den Koch, fürchte ich. Also hausgemachte Tagliatelle mit Entensugo (schon sehr gut), Spaghetti mit Bottarga, getrocknetem Fischrogen, ein Destillat von Meer, hochprozentig Fisch quasi, in Butter geröstet, auf blauem Hemd halt nicht ganz so gut. Aber ein charakterstarker Kandidat für ein etwaiges R-Ranking 2007, keine Frage.

Wer jetzt die Secondi auslässt, beleidigt den Koch noch mehr, fürchte ich. Hätte ich die opulente Doppelseite in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von vor ein paar Wochen etwas früher aufgeschlagen, hätte ich nicht den Aal in umido bestellt. Als ob der mehrjährige Lebensweg dieser Viecher aus der Sargassosee in Europas Flüsse nicht schon zäh genug wäre: Spanier, Portugiesen und Asiaten mundet ihr Frühstadium als sogenannte Glasaale derart, dass ihr Bestand bedroht ist. Flusskraftwerke tun ein Übriges zu ihrer Dezimierung.

Keine Sorge, kein Hauswein

Hätte ich von den Dimensionen der Hauptspeisen unter dem goldenen Stern gewusst, ich hätte vielleicht auch völlig unabhängig vom Artenschutz gekniffen. Der Aal im Sud ist hervorragend, aber in Kombi mit dickem, dunklem Saft und schon in der Küche entglittenem Olivenölgebinde doch seeeeehr schwer. Puh. Auch üppig, aber bekömmlicher die Seppie, butterweich die Tintenfischchen, dick die Sauce.

Da brauchen zwei Zugereiste, zumal in der Aufwärmphase der Leistungsgruppe Schmeck’s unterwegs, doch auch zwei Flaschen – nein, kein Hauswein, sondern angenehmer Colli di Conegliano von Corte dei Veneti aus 2001. Übrigens wie überall in Italien absolut leistbar, das für Ungeübte unfassbar üppige Essen sowieso. Und wo der goldene Stern doch ziemlich knapp am Flughafen liegt, erleichtert der freundliche Rote auch die Nachtruhe.