Eine Vorwarnung noch: Dass ich die eine oder andere Speise fehlerhaft ab- und/oder aufgeschrieben habe, kann ich jetzt schon garantieren. Also vorweg eine Entschuldigung - für Korrekturen und Anregungen stets dankbar.
Tag 1: Wir haben Schiz vor soviel Essen
Udine haben wir hinter uns gelassen. Nicht ohne Michael Völkers Hinweis ins Giardinetto zu folgen. Eine friulanische Hausplatte mit Prosciutto, Soppressa, großem Käse, einer davon gebraten, und einer wunderbar nussigen, festen, dunklen Polenta. Und sonst noch ein paar sehr ordentliche Kleinigkeiten, die so klein gar nicht ausfallen.
Aber jetzt soll uns ein Licht aufgehen: Stella d’Oro, erste ausführliche Mahlzeit auf italienischem Boden, ausgesucht auch nach einer Schlafstelle mit angeschlossener Osteria.
Eine Steilvorlage für die Verdauung. Schon die Crostini alla Casa von herrlicher Gnadenlosigkeit: Crostini mit hausgemachter Mayonnaise, Ei und Spargel, mit getrockneten Tomaten, Salsa Verde und Frischkäse, mit Prosciutto, Blauschmiere und Olivenpaste (danke!), nochmals mit Rohschinken und Schiz, geschmolzenem Käse also, nochmals Prosciutto mit Steinpilzen und Schiz (yeah!), mit Schiz und Walnuss (wow!). Die Dimensionen jedes einzelnen spotten dem "ini" an ihrer Bezeichnung.
Aber, wirft Herr Hilberg hier ein: Wie schmeckt dieser Schitz denn nun eigentlich? Berechtigte Frage: "Wie ziemlich intensiver Bergkäse", erinnert meine Begleitung da, geschmolzen halt "sehr cremig".
Armer Aal
Wer an dieser Stelle ansatzlos zu den Secondi übergeht, beleidigt den Koch, fürchte ich. Also hausgemachte Tagliatelle mit Entensugo (schon sehr gut), Spaghetti mit Bottarga, getrocknetem Fischrogen, ein Destillat von Meer, hochprozentig Fisch quasi, in Butter geröstet, auf blauem Hemd halt nicht ganz so gut. Aber ein charakterstarker Kandidat für ein etwaiges R-Ranking 2007, keine Frage.
Wer jetzt die Secondi auslässt, beleidigt den Koch noch mehr, fürchte ich. Hätte ich die opulente Doppelseite in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von vor ein paar Wochen etwas früher aufgeschlagen, hätte ich nicht den Aal in umido bestellt. Als ob der mehrjährige Lebensweg dieser Viecher aus der Sargassosee in Europas Flüsse nicht schon zäh genug wäre: Spanier, Portugiesen und Asiaten mundet ihr Frühstadium als sogenannte Glasaale derart, dass ihr Bestand bedroht ist. Flusskraftwerke tun ein Übriges zu ihrer Dezimierung.
Keine Sorge, kein Hauswein
Hätte ich von den Dimensionen der Hauptspeisen unter dem goldenen Stern gewusst, ich hätte vielleicht auch völlig unabhängig vom Artenschutz gekniffen. Der Aal im Sud ist hervorragend, aber in Kombi mit dickem, dunklem Saft und schon in der Küche entglittenem Olivenölgebinde doch seeeeehr schwer. Puh. Auch üppig, aber bekömmlicher die Seppie, butterweich die Tintenfischchen, dick die Sauce.