Susan McCaw: "Bush ist ein mutiger, visionärer Führer."

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Seit 2005 ist Susan McCaw US-Botschafterin in Wien. Gemeinsam mit ihrem Mann Craig McCaw, der sein Milliarden-Vermögen als US-Handypionier erworben hat, gab es für Bush 2004 großzügige Wahlkampfspenden. Dafür erhielt die Harvard - und Princeton-Absolventin sogar den Ehrentitel "Bush Ranger". Im Interview mit derStandard.at zieht die gebürtige Kalifornierin Bilanz und sieht den Präsidentschaftswahlen 2008 entgegen. Die Fragen stellten Solmaz Khorsand und Gunther Müller.

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derStandard.at: Wie sieht Ihre Bilanz nach sechs Jahren Bush-Präsidentschaft aus?

Susan McCaw: Diese Präsidentschaft wird bestimmt durch den globalen "War on Terror". Natürlich gab es schon Terrorismus bevor Präsident Bush ins Amt kam, aber der 11. September hatte tiefgreifende Auswirkungen auf seine Amtszeit sowie unser Land. Unser Blick, wie wir die Welt sehen, hat sich dadurch verändert.

derStandard.at: Wodurch wird Bush in die Geschichte eingehen?

McCaw: Vor allem dadurch, wie er auf die Bedrohung von 9/11 reagiert hat und sich dieser Herausforderung gestellt hat.

derStandard.at: Sehen Sie auch Tiefpunkte während seiner Amtszeit?

McCaw: Die Geschichte wird das entscheiden. Das werden wir nicht in der näheren Zukunft sagen können. Es wird ähnlich sein wie bei Reagan und es wird Generationen brauchen, um die Auswirkungen von Präsident Bushs strategischer Führung zu verstehen.

derStandard.at: Zu den Midterm Elections: War es eine Wahl gegen Bush, gegen die Republikaner, oder tatsächlich für die Demokraten?

McCaw: Die Amerikaner haben über verschiedene Dinge abgestimmt. Da waren sicher einige innenpolitische Themen dabei, und da war ein großes außenpolitisches Thema: Irak. Viele Amerikaner waren nicht sehr erfreut über die Situation im Irak. Gleichermaßen waren diese Wahlen aber auch ein Ruf nach einer Regierung, die mit beiden Parteien arbeitet, was nicht ungewöhnlich ist für die Vereinigten Staaten.

Susan McCaw über "Österreich" bis zu "Lame Duck"

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Der Wordrap als Ansichtssache in deutscher Sprache

derStandard.at: Könnte Bush den Republikanern bei den Präsidentschaftswahlen 2008 schaden?

McCaw: Bush ist ein mutiger, visionärer Führer. Er hat sich der Herausforderung gestellt. 2008 wird der globale Krieg gegen den Terrorismus nicht vorüber sein. Das ist etwas, das Republikaner und Demokraten gemeinsam angehen müssen.

derStandard.at: Inwiefern wird sich jetzt Ihre Außenpolitik ändern?

McCaw: Ich würde nicht sagen, dass sich etwas ändern wird. Präsident Bush ist noch immer der Oberbefehlshaber und Chef der Außenpolitik. Was sich ändern wird, ist der Kongress, der in erster Linie das Budget beeinflusst.

derStandard.at: Wo könnten Ihnen die Demokraten jetzt Schwierigkeiten machen?

McCaw: Was gemacht werden muss, wird gemacht. Es kann vorkommen, dass mehr Vetos angewendet werden. In den letzten sechs Jahren machte Präsident Bush nur einmal Gebrauch von seinem Vetorecht.

derStandard.at: In welchen konkreten Bereichen könnten Ihnen die Demokraten Steine in den Weg legen?

McCaw: Innenpolitisch wird es ein paar Sachen geben. Zum Beispiel in Sachen Steuerreform, Immigration oder Mindestlöhne.

derStandard.at: Zu den Präsidentschaftswahlen 2008: Haben Sie einen Favoriten in der eigenen Partei?

McCaw: In meiner jetzigen überparteilichen Position, werde ich nichts über die Kandidaten sagen. Grundsätzlich: Der Favorit ist meistens nicht derjenige, der tatsächlich bei den internen Vorwahlen gewinnt.

derStandard.at: Würden Sie diesen Kandidaten wieder finanziell unterstützen wie Sie es bei Bushs Wahlkampf gemacht haben?

McCaw: Ja.

derStandard.at: Wer wäre denn Ihr demokratischer Wunschkandidat?

McCaw: Es gibt viele qualifizierte Kandidaten bei den Demokraten. Eine von ihnen ist offensichtlich Hillary Clinton.

derStandard.at: Wer wäre denn den Republikanern am Liebsten?

McCaw: Das ist schwierig. Viele Leute wollen eine Frau als Präsidentin, aber vielleicht sind sie sich nicht sicher, ob Hillary Clinton die Richtige dafür ist. Sie hat sich mehr in die Mitte bewegt.

derStandard.at: Was halten Sie vom Shootingstar Barack Obama?

McCaw: Es wäre großartig, einen Afro-Amerikaner als unseren Präsidenten zu sehen. Es sagt viel über unser Land aus. Ich glaube, dass er sehr fähig ist, ein qualifizierter junger Mann.