Der Augenblick nach dem Zusammenprall.

London - Der tschechische Team-Torhüter Petr Cech, der sich am Samstag im Premier-League-Duell seines Klubs Chelsea mit Reading bei einem Zusammenprall mit Stephen Hunt einen Schädelbruch zugezogen hatte, wird laut Angaben seines Vaters in einem Bericht der "Times" ein Jahr ausfallen. "Mein Sohn wird ein Jahr nicht Fußball spielen können", erklärte Vaclav Cech und berichtete weiter: "Am Anfang habe ich die Schwere der Verletzung gar nicht realisiert. Als ich die Diagnose hörte, zitterten meine Knie und ich traute meinen Ohren nicht." Nach Auskunft der Ärzte vom Montag würde eine zu frühe Rückkehr ins Tor große Risiken bergen.

Mourinho auf Besuch

Am Dienstag teilte Chelsea in einer Pressemitteilung mit, dass sich Cech nach der Operation mittlerweile wieder bei vollem Bewusstsein befindet und mit den Ärzten sowie seiner Frau Martina spricht. Der portugiesische Erfolgstrainer der Londoner, Jose Mourinho, und Kapitän John Terry haben Cech bereits besuchen dürfen. Chelseas Ersatztormann Carlo Cudicini, der sich im gleichen Spiel nur kurze Zeit später eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte und ebenfalls ausgewechselt worden war, kehrte am Dienstag bereits wieder auf den Trainingsplatz zurück.

Drogba glaubt nicht an Unfall

Chelseas Goalgetter Didier Drogba glaubt im Zusammenhang mit der schweren Verletzung seines Mannschaftskollegen nicht an einen Zufall. "Erzählt mir keine Märchen, das war kein Unfall", zitierte die französische "L'Equipe" den Stürmer. "Er (Hunt, Anm.) hat gesehen, dass er mit Petr zusammenstößt und hat nicht abgedreht." Drogba ließ auch schwere Anschuldigungen gegenüber dem Reading-Akteur folgen. "Als Petr vom Platz getragen wurde, lachte er", meinte Drogba, der von einem "Hass" auf Chelsea sprach: "Einige würden eben alles tun, um uns zu schlagen."

Lehmann fordert Schutz für Torhüter

Der deutsche Team-Tormann und Arsenal-Keeper Jens Lehmann fürchtet nach der schweren Verletzung von Cech, selbst Opfer einer Attacke zu werden und fordert mehr Schutz für Torhüter im englischen Fußball. "Ich weiß, dass die englische Liga härter ist als andere, aber hier respektiert man die Torhüter nicht. Ich habe Angst. Denn wenn ich mit meinem Stil weiter spiele, bin auch ich ein potenzielles Opfer", meinte Lehmann in der Tageszeitung "Daily Mail".

"Haben Frauen und Kinder"

Vor der Champions-League-Partie bei ZSKA Moskau am Dienstagabend kritisierte der 36-Jährige die in England gerade von TV-Experten vertretene Meinung, dass Keeper "echte Männer" sein müssten. "Ja, Fußball ist ein Männersport, aber was man bedenken muss, ist, dass diese Männer auch Frauen und Kinder haben, die ihren Vater nicht in einem Rollstuhl sitzen sehen möchten", betonte die deutsche Nummer 1 bei Arsenal.

Kritik an Schiedsrichter

In England würden die Schiedsrichter im Vergleich zu anderen Ländern nicht genug für den Schutz der Torhüter tun. Er selbst habe noch nie einen Spieler verletzt. Sollte sich an der Situation nichts ändern, müsse er seinen Spielstil aus Selbstschutz überdenken.

Ermittlungen gegen Hunt

Der englische Fußballverband (FA) leitete Ermittlungen gegen Hunt ein. Die harschen Kommentare von Trainer Mourinho nach dem Match sollen zudem ebenso untersucht werden wie die Rolle von Schiedsrichter Mike Riley, der die Schwere der Verletzung nicht erkannt und Cech eine Erstversorgung auf dem Platz verweigert hatte. Cech musste auf allen vieren vom Platz kriechen. Ein Sprecher der Schiedsrichtervereinigung meinte, Riley habe die bei Kopfverletzungen vorgeschriebene Vorgangsweise korrekt eingehalten. Er habe Cech nicht veranlasst das Spielfeld zu verlassen. Wie vorgesehen, sei das Spiel sofort unterbrochen worden, um eine medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Dritter Goalie Hilario

Da sich auch Ersatzmann Carlo Cudicini im gleichen Spiel am Kopf verletzte, muss Chelsea im Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen den FC Barcelona auf seinen dritten Torwart Hilario vertrauen. Durch die Verletzung fehlt Cech aber nicht nur Chelsea, sondern auch dem tschechischen Nationalteam bis zum Frühjahr.

Bolton will aushelfen

Sam Allardyce, Trainer der Bolton Wanderers, hat Chelsea angeboten, einen seiner beiden Ersatz-Tormänner, Ali al-Habsi oder Ian Walker, vorübergehend zu leihen. (APA/dpa)