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Foto: dpa/Miguel Villagran
Wer ohne Taschentuch und Fieberthermometer durch den Winter kommt hat eines anderen voraus: ein gut funktionierendes Immunsystem. Wie eben dieses aufgebaut werden kann zeigen einfache Methoden der Homöopathie oder der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Energiereich essen

"In der kalten Jahreszeit brauchen wir viel mehr Energie um die Körpertemperatur hochzuhalten", so der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) Arzt Leo Spindelberger. Deshalb sollte man aus seiner Sicht "energiereicher essen, einfach weil der Körper mehr Energie braucht. Wenn man das nicht beachtet, kommt man in ein Energiedefizit, das Abwehr Qi (=Abwehrenergie/Wei Qi) wird geschwächt und dann erkältet man sich."

Den Körper im Gleichgewicht halten

Die Traditionelle Chinesische Medizin sieht Krankheit als energetisches Ungleichgewicht. Wird es im Winter draußen windig und kalt steht deshalb Stärkendes und Wärmendes im Vordergrund. Statt Medikamente können Nahrungsmittel äußere Einflüsse ausgleichen. Deshalb empfiehlt Spindelberger vorbeugend "die Ernährung mit warmen Speisen und Gewürzen an die Jahreszeit anzupassen."

Wärmende Ernährung

Am besten dreimal täglich warm essen. In der Früh zum Beispiel Haferflocken, zu Mittag einen Auflauf und abends eine Suppe. Scharfe Gewürze wie Ingwer, Chili und Pfeffer verwenden, und "wärmendes Wintergemüse wie zum Beispiel Kürbis, Fenchel und Lauch." Zusätzlich gilt es natürlich auch die Kleidung der Jahreszeit anzupassen: "Auch Shaolin Mönche die Qi Gong und energetische Übungen machen, tragen im Winter lange Unterhosen um sich vor der Kälte zu schützen."

Kaltes vermeiden

Kalte Nahrung hingegen soll vermieden werden, zum Beispiel ein kaltes Joghurt aus dem Kühlschrank. "Das nimmt dem Körper sehr viel Energie und ist gut im Sommer wenn es draußen heiß ist und der Körper gekühlt werden soll. Aber nicht wenn es kalt ist." Shaolin Mönche trinken deshalb während der kalten Jahreszeit nichts Kaltes. Sie greifen dann zu heißem Wasser.

Ausgleichendes Qi Gong

Viele Menschen haben einen warmen Oberkörper und kalte Füße – das ist ein Zeichen von energetischem Ungleichgewicht. Die Chinesische Medizin kennt Qi Gong Übungen, um die warme Energie gezielt in die Füße zu lenken. Auch mit heißen Fußbädern ist das zu erreichen. Das Ziel: Die Meridiane (Energiebahnen des Körpers) wärmen.

"Am Fuß endet der Blasenmeridian. Dieser durchläuft den ganzen Körper und kann Kälte in den Körper bringen, die zu Verspannungen und Schüttelfrost führen." Hält man die Füße hingegen warm, ist das eine weitere vorbeugende Maßnahme.

Die Erkältung

Dringt die Kälte in den Körper ein, so kommt es zur, - nomen est omen - "Erkältung". Am Beginn steht das Frösteln. "Da kann man den Infekt noch abfangen", erklärt Leo Spindelberger, "indem man Ingwertee oder sonst einen Tee trinkt, ein heißes Bad nimmt, oder in die Sauna geht. Das sind die Möglichkeiten um so einen Kälteeinfluss gleich zu neutralisieren."

Bei Fieber

Fieber ist aus Sicht der TCM Hitze im Körper. Dann darf keinesfalls Wärme zugeführt werden. Das ist kontraproduktiv. "Wenn man schon krank ist, dann muss man behandeln. Eine Diagnose erstellen. Akupunktur und chinesische Kräuter einsetzen", so der TCM Arzt.

Kranke Kinder

Kinder, die immer wieder unter Bronchitis, Sinusitis oder Otitis Media leiden essen oft ungünstige schleimbildend wirkende Lebensmittelkominationen wie Milchprodukte und Süßigkeiten. "Bei Kindern die Kindermilchschnitten und Fruchtzwerge essen wirkt das wahnsinnig schleimbildend. Diesen Schleim muss der Körper auch wieder ausscheiden. Und das macht er dann mit einer Erkältung."

Werden diese Lebensmittelkombinationen hingegen reduziert, so werde die Schleimbildung vermindert. Die Erkältung könne schneller abklingen oder es komme, aus Sicht der TCM, gar nicht so weit.

Kneippkuren

Kneippkuren hingegen stärken die Abwehrkräfte genau anders herum. Zur Gesunderhaltung ist das Treten im kalten Wasser nur eine mögliche Methode. Für den TCM Arzt kein Widerspruch zu seiner wärmenden Therapie: "Das ist ein Abhärtungsprogramm. Auch ich dusche am Schluss kurz kalt. Dieser Kältereiz ist eine Herausforderung an das vegetative Nervensystem und stärkt die Fähigkeit des Körpers auf Kälte zu reagieren. Aber wenn ich schon kalt bin, dann darf ich keine Kälte anwenden. Das ist nur vorbeugend - wenn ich mich stark fühle - möglich."

Homöopathie

Auch mit der Homöopathie lässt sich das Immunsystem stärken: "Allerdings gibt es kein Medikament, das man global zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten empfehlen kann um zum Beispiel Krankheiten wie Bronchitis (Husten), Sinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen), Tonsillitis (Mandelentzündung) oder Mittelohrentzündung anzugehen", weiß Michael Frass, Facharzt für Innere Medizin und Homöopath am AKH Wien.

Ähnliches mit Ähnlichem

Der Grund: In der Homöopathie versucht man jenes Mittel zu finden, das beim Gesunden auch am ehesten dieselben Symptome hervorgerufen hat. Durch Stärkung der Konstitution wird die beste Ausgangsposition zur Bekämpfung von Erkältungskrankheiten erreicht. Der Satz Ähnliches durch Ähnliches zu heilen steht im Vordergrund. Daher können bei mehreren Menschen mit derselben Diagnose aufgrund unterschiedlich ausgeprägter Symptome durchaus verschiedene Mittel zur Anwendung kommen.

Dafür nicht dagegen

Die Homöopathie versucht den Körper wieder in die Originalverfassung zurückzubringen, so dass er wieder selbständig in der Lage ist sich gegen eindringende Keimlinge zu wehren. Der große Unterschied zur konventionellen Medizin: "Man gibt nicht ein Mittel gegen etwas, sondern dafür, dass sich der Körper selber wieder seinen originalen Aufgaben widmet", bringt es der Mediziner auf den Punkt.

Beobachteter Erfolg

Wo Immunstärkung mit homöopathischen Mitteln laut Frass besonders erfolgreich ist: "Bei Kindern mit wiederholten entzündlichen Beschwerden von Seiten des Bronchial- oder Nasennebenhöhlentrakts, des Mittelohrs oder bei häufigen Entzündungen der Mandeln kann man sehen, dass eine gezielte homöopathische Behandlung nach klassischen Kriterien diese Neigung sehr oft beseitigt."

Im Prinzip sei das auch bei Erwachsenen so, nur haben diese seltener wiederholte infektiöse Zustände. "Mittel wie Pulsatilla (Kuhschelle) und Mercurius solubilis (lösliches Quecksilber) sind zum Beispiel bei Mittelohrentzündungen sehr häufig angezeigt", weiß der Mediziner.

Echinacea

Doch laienhafte Vorbeugung kann auch gegenteilig wirken, weiß Frass: "Es gibt Patienten, die zum Beispiel Echinacea in einer niedrigen Potenz nehmen und das über zehn oder 14 Tage ein- oder zweimal täglich. Aus klassischer homöopathischer Sicht ist das deswegen nicht zu empfehlen, weil es zur Unterdrückung von Symptomen kommen kann. Wenn dann ernsthafte Symptome auftreten, kann oft das richtige Mittel zur Behandlung nicht so leicht gefunden werden."

Laut dem Mediziner gibt es aber eine große Anzahl von Symptomen, die Echinacea anzeigen. Es könne sogar bei Sepsis (Blutvergiftung) helfen. Außerdem bei vielen fieberhaften Zuständen, ausgeprägter Müdigkeit, Schmerzhaftigkeit der Glieder oder Hautkrankheiten aber auch bei Zahnfleischproblemen, Durchfall etc.

Kranksein aus positiver Sicht

Kranksein ist aber nicht nur schlecht: "Aus homöopathischer Sicht aber auch aus Sicht der Immunologen und Infektiologen ist es gar nicht so schlecht, von Zeit zu Zeit einmal eine Grippe oder einen grippalen Effekt zu haben, oder Schnupfen, Husten oder Auswurf, denn das ist gewissermaßen auch wieder ein Training für das Immunsystem", erklärt Frass. (nia/mat)

>>>Zur Ansichtssache: Vorbeugendes Qi Gong