Die Vereinigten Staaten sind im jüngsten Ranking vom ersten auf den sechsten Platz abgerutscht. Das Land punkte zwar nach wie vor mit guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber die zunehmende öffentliche Verschuldung und die wiederholten Haushaltsdefizite mache den USA schwer zu schaffen. Eine weitere Verschlechterung im WEF-Ranking gilt als wahrscheinlich, wenn die USA die Handelsdefizite in historischer Höhe nicht beseitigen, so das Warnsignal der Ökonomen.
Österreich verlor zwei Plätze
Österreich bewegt sich mit Rang 17 im europäischen Mittelfeld, musste aber gegenüber dem Vorjahr zwei Plätze einbüßen. Firmenchefs und Manager beklagen hierzulande - ähnlich wie in Deutschland - die "restriktiven Arbeitsgesetze". Die heimische Steuergesetzgebung und auch die Steuersätze werden als störend für das Geschäft beurteilt. Bürokratische Hürden oder "staatliche Ineffizienz" werden erst an vierter Stelle genannt.
Bemängelt werden auch die schlecht ausgebildeten Arbeitnehmer. Hingegen fallen - wenig überraschend - Korruption und politische Instabilitäten so gut wie nicht ins Gewicht.
Skandinavier stark
Hinter der Schweiz belegen die skandinavischen Länder Finnland, Schweden und Dänemark die Plätze zwei bis vier. Diese Staaten hätten auch dieses Jahr wieder bewiesen, dass ein gut ausgebautes Sozialsystem kein Hinderungsgrund für ökonomischen Erfolg ist. Während Finnland seinen zweiten Platz in der Weltrangliste der besten Ökonomien gehalten hat, konnte sich Schweden von Platz sieben vorarbeiten.
Viele Investitionen der Skandinavier flossen in die Bereiche Erziehung, Infrastruktur und Sozialleistungen. Dennoch haben alle drei Staaten Haushaltsüberschüsse erzielt. Bei der Gesundheitsversorgung und der Grundschulausbildung liegen die nordischen Staaten unter den Top Ten.
Als erstes nicht-europäisches Land belegt Singapur Rang 5, gefolgt von Japan auf Platz 7.
Deutschland neun Plätze vor Österreich
Deutschland (Platz 8) schneidet in der makroökonomischen Beurteilung des WEF nur bedingt gut ab. Als Hauptgründe werden die hohen Haushaltsdefizite und die steigende Verschuldung angeführt. Deutschlands Unternehmer müssten sich mit einem überholten Arbeitsrecht herumschlagen, heißt es. Dennoch liegt Deutschland 9 Plätze vor Österreich im internationalen Ranking, nicht zuletzt, weil deutsche Konzerne weiterhin zu den Global Playern zählen.
Italiens Wettbewerbsfähigkeit hat unter der Regierung Berlusconi weiter gelitten. Der Abwärtstrend der vergangenen 20 Jahre habe sich fortgesetzt und das Land von Platz 38 auf Platz 42 zurückfallen lassen.
Weiter zu Teil 2: Ungleichgewichte in asiatischen Ökonomien
Eine gemischte Bilanz weisen die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Indien und China auf.
Indien liegt insgesamt auf Platz 43 im globalen Wettbewerbsvergleich des World Economic Forum. Bei der Innovationskraft spiele das Land ganz vorne mit, bei der geringen Technologie-Nutzung zeige sich aber die Spaltung der Gesellschaft - geringes Pro-Kopf-Einkommen und weit verbreitete Armut.
China (Platz 54) wiederum kämpft mit dem Erbe Maos, der staatlichen Kontrolle. Das Land erfreut sich hoher Wachstumsraten, einer geringen Inflation und besitzt eine der weltweit höchsten Sparquoten sowie eine tragbare Staatsverschuldung, was bei den makroökonomischen Daten Platz sechs bedeutet. Jedoch muss China eine Anzahl struktureller Schwächen überwinden, so die WEF-Experten. Eine davon ist die Tatsache, dass der Bankensektor weitgehend vom Staat kontrolliert wird.
Singapur führt Asien-Ranking an
Die Rangliste der asiatischen Länder wird von Singapur und Japan angeführt, die die Plätze 5 bzw. 7 belegen. Ihnen dicht auf den Fersen folgen Hongkong (11) und Taiwan (13). Zu den Stärken dieser Länder zählen eine gute Infrastruktur, flexible Märkte sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte. Taiwan gehört nach Angaben des WEF zu den innovativsten Ländern der Welt. Nur noch die USA und Japan weisen mehr Patentanmeldungen pro Kopf aus.
Chile (Platz 27) führt die Länder Lateinamerikas und der Karibik an. Brasilien (Platz 66) kommt im Global Competitiveness Report bei den makroökonomischen Daten sprich dem großen Haushaltsdefizit schlecht weg. Ein Stolperstein auf dem Weg nach oben ist für viele Länder Lateinamerikas das Fehlen glaubwürdiger Institutionen.
Modernisierungsschub in den Golfstaaten
In der Region Naher Osten und Nordafrika sind die Golfstaaten weiterhin auf den vorderen Plätzen. Die Vereinigten Arabischen Emirate kommen auf Platz 32, Katar belegt Rang 38. Es herrscht ein hohes Maß an Vertrauen in den Unternehmenssektor. Zurückzuführen sei das auf die kontinuierliche Modernisierung der Institutionen und die makroökonomischen Verbesserungen.
Russlands Unternehmer kämpfen mit Rechtsunsicherheit
Russland ist um 9 Plätze auf Rang 62 abgerutscht. Die russischen Unternehmer zweifeln an der Unabhängigkeit der Gerichte. Dies sei einer der Gründe, warum es um die Eigentumsrechte so schlecht bestellt sei, heißt es im Report.
Von den Ländern südlich der Sahara schneidet Südafrika (Platz 45) besonders gut ab.
Report seit 27 Jahren
Das World Economic Forum erstellt den Global Competitiveness Report mittlerweile seit 27 Jahren. Der Business Competitiveness Index (BCI) hat den Schwerpunkt auf einer Reihe unternehmensspezifischer Faktoren der Effizienz- und Produktivitätssteigerung.
Das Ranking basiert sowohl auf Wirtschaftsdaten als auch auf einer Umfrage. So werden "harte" Fakten kombiniert mit den Ergebnissen einer Meinungsumfrage bei Unternehmensführern.
Heuer wurden fast 11.000 Wirtschaftsmanager in 125 Ländern befragt. Er ist der bisher umfassendste seiner Art. Dieses Jahr sind hinzugekommen: Angola, Barbados, Burkina Faso, Burundi, Lesotho, Mauretanien, Nepal, Surinam und Sambia. (APA/red)
Global Competitiveness Report 2006/07 - Die Rangliste:
(Quelle: World Economic Forum)Land Rang 2006 Rang 2005 Schweiz 1 4 Finnland 2 2 Schweden 3 7 Dänemark 4 3 Singapur 5 5 USA 6 1 Japan 7 10 Deutschland 8 6 Niederlande 9 11 Vereinigtes Königreich 10 9 Hongkong 11 14 Norwegen 12 17 Taiwan 13 8 Island 14 16 Israel 15 23 Kanada 16 13 ÖSTERREICH 17 15 Frankreich 18 12 Australien 19 18 Belgien 20 20 Irland 21 21 Luxemburg 22 24 Neuseeland 23 22 Südkorea 24 19 Estland 25 26 Malaysia 26 25 Chile 27 27 Spanien 28 28 Tschechien 29 29 Tunesien 30 37 Barbados 31 — Vereinigte Arabische Emirate 32 32 Slowenien 33 30 Portugal 34 31 Thailand 35 33 Lettland 36 39 Slowakei 37 36 Katar 38 46 Malta 39 44 Litauen 40 34 Ungarn 41 35 Italien 42 38 Indien 43 45 Kuwait 44 49 Südafrika 45 40 Zypern 46 41 Griechenland 47 47 Polen 48 43 Bahrain 49 50 Indonesien 50 69 Kroatien 51 64 Jordanien 52 42 Costa Rica 53 56 China 54 48 Mauritius 55 55 Kasachstan 56 51 Panama 57 65 Mexiko 58 59 Türkei 59 71 Jamaica 60 63 El Salvador 61 60 Russland 62 53 Aserbaidschan 64 62 Kolumbien 65 58 Brasilien 66 57 Trinidad und Tobago 67 66 Rumänien 68 67 Argentinien 69 54 Marokko 70 76 Philippinen 71 73 Bulgarien 72 61 Uruguay 73 70 Peru 74 77 Guatemala 75 95 Algerien 76 82 Vietnam 77 74 Ukraine 78 68 Sri Lanka 79 80 Mazedonien 80 75 Botswana 81 72 Armenien 82 81 Dominikanische Republik 83 91 Namibia 84 79 Georgien 85 86 Moldawien 86 89 Serbien und Montenegro 87 85 Venezuela 88 84 Bosnien-Herzegowina 89 88 Ecuador 90 87 Pakistan 91 94 Mongolei 92 90 Honduras 93 97 Kenia 94 93 Nicaragua 95 96 Tadschikistan 96 92 Bolivien 97 101 Albanien 98 100 Bangladesh 99 98 Surinam 100 — Nigeria 101 83 Gambia 102 109 Kambodscha 103 111 Tanzania 104 105 Benin 105 106 Paraguay 106 102 Kirgisien 107 104 Kamerun 108 99 Madagaskar 109 107 Nepal 110 — Guyana 111 108 Lesotho 112 — Uganda 113 103 Mauretania 114 — Zambia 115 — Burkina Faso 116 — Malawi 117 114 Mali 118 115 Zimbabwe 119 110 Äthiopien 120 116 Mosambik 121 112 Osttimor 122 113 Tschad 123 117 Burundi 124 — Angola 125 —