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Die Schweiz ist Weltmarktführer in Sachen Wettbewerb.

Foto: AP/Risch
Genf/Wien - In dem alljährlich vom World Economic Forum (WEF) erstellten "Global Competitiveness Report" hat sich die Schweiz heuer erstmals Platz eins erobert. Die Eidgenossenschaft darf sich nach Platz 4 im Vorjahr nun also "wettbewerbsfähigstes Land der Welt" nennen. Dazu beigetragen habe der technologische Innovationsgeist der Schweizer, heißt es in der Begründung. Die Unternehmen würden kräftig in Forschung und Entwicklung investieren, geistiges Eigentum genieße in der Schweiz hohen Schutz.

Die Vereinigten Staaten sind im jüngsten Ranking vom ersten auf den sechsten Platz abgerutscht. Das Land punkte zwar nach wie vor mit guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber die zunehmende öffentliche Verschuldung und die wiederholten Haushaltsdefizite mache den USA schwer zu schaffen. Eine weitere Verschlechterung im WEF-Ranking gilt als wahrscheinlich, wenn die USA die Handelsdefizite in historischer Höhe nicht beseitigen, so das Warnsignal der Ökonomen.

Österreich verlor zwei Plätze

Österreich bewegt sich mit Rang 17 im europäischen Mittelfeld, musste aber gegenüber dem Vorjahr zwei Plätze einbüßen. Firmenchefs und Manager beklagen hierzulande - ähnlich wie in Deutschland - die "restriktiven Arbeitsgesetze". Die heimische Steuergesetzgebung und auch die Steuersätze werden als störend für das Geschäft beurteilt. Bürokratische Hürden oder "staatliche Ineffizienz" werden erst an vierter Stelle genannt.

Bemängelt werden auch die schlecht ausgebildeten Arbeitnehmer. Hingegen fallen - wenig überraschend - Korruption und politische Instabilitäten so gut wie nicht ins Gewicht.

Skandinavier stark

Hinter der Schweiz belegen die skandinavischen Länder Finnland, Schweden und Dänemark die Plätze zwei bis vier. Diese Staaten hätten auch dieses Jahr wieder bewiesen, dass ein gut ausgebautes Sozialsystem kein Hinderungsgrund für ökonomischen Erfolg ist. Während Finnland seinen zweiten Platz in der Weltrangliste der besten Ökonomien gehalten hat, konnte sich Schweden von Platz sieben vorarbeiten.

Viele Investitionen der Skandinavier flossen in die Bereiche Erziehung, Infrastruktur und Sozialleistungen. Dennoch haben alle drei Staaten Haushaltsüberschüsse erzielt. Bei der Gesundheitsversorgung und der Grundschulausbildung liegen die nordischen Staaten unter den Top Ten.

Als erstes nicht-europäisches Land belegt Singapur Rang 5, gefolgt von Japan auf Platz 7.

Deutschland neun Plätze vor Österreich

Deutschland (Platz 8) schneidet in der makroökonomischen Beurteilung des WEF nur bedingt gut ab. Als Hauptgründe werden die hohen Haushaltsdefizite und die steigende Verschuldung angeführt. Deutschlands Unternehmer müssten sich mit einem überholten Arbeitsrecht herumschlagen, heißt es. Dennoch liegt Deutschland 9 Plätze vor Österreich im internationalen Ranking, nicht zuletzt, weil deutsche Konzerne weiterhin zu den Global Playern zählen.

Italiens Wettbewerbsfähigkeit hat unter der Regierung Berlusconi weiter gelitten. Der Abwärtstrend der vergangenen 20 Jahre habe sich fortgesetzt und das Land von Platz 38 auf Platz 42 zurückfallen lassen.

Weiter zu Teil 2: Ungleichgewichte in asiatischen Ökonomien

Eine gemischte Bilanz weisen die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Indien und China auf.

Indien liegt insgesamt auf Platz 43 im globalen Wettbewerbsvergleich des World Economic Forum. Bei der Innovationskraft spiele das Land ganz vorne mit, bei der geringen Technologie-Nutzung zeige sich aber die Spaltung der Gesellschaft - geringes Pro-Kopf-Einkommen und weit verbreitete Armut.

China (Platz 54) wiederum kämpft mit dem Erbe Maos, der staatlichen Kontrolle. Das Land erfreut sich hoher Wachstumsraten, einer geringen Inflation und besitzt eine der weltweit höchsten Sparquoten sowie eine tragbare Staatsverschuldung, was bei den makroökonomischen Daten Platz sechs bedeutet. Jedoch muss China eine Anzahl struktureller Schwächen überwinden, so die WEF-Experten. Eine davon ist die Tatsache, dass der Bankensektor weitgehend vom Staat kontrolliert wird.

Singapur führt Asien-Ranking an

Die Rangliste der asiatischen Länder wird von Singapur und Japan angeführt, die die Plätze 5 bzw. 7 belegen. Ihnen dicht auf den Fersen folgen Hongkong (11) und Taiwan (13). Zu den Stärken dieser Länder zählen eine gute Infrastruktur, flexible Märkte sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte. Taiwan gehört nach Angaben des WEF zu den innovativsten Ländern der Welt. Nur noch die USA und Japan weisen mehr Patentanmeldungen pro Kopf aus.

Chile (Platz 27) führt die Länder Lateinamerikas und der Karibik an. Brasilien (Platz 66) kommt im Global Competitiveness Report bei den makroökonomischen Daten sprich dem großen Haushaltsdefizit schlecht weg. Ein Stolperstein auf dem Weg nach oben ist für viele Länder Lateinamerikas das Fehlen glaubwürdiger Institutionen.

Modernisierungsschub in den Golfstaaten

In der Region Naher Osten und Nordafrika sind die Golfstaaten weiterhin auf den vorderen Plätzen. Die Vereinigten Arabischen Emirate kommen auf Platz 32, Katar belegt Rang 38. Es herrscht ein hohes Maß an Vertrauen in den Unternehmenssektor. Zurückzuführen sei das auf die kontinuierliche Modernisierung der Institutionen und die makroökonomischen Verbesserungen.

Russlands Unternehmer kämpfen mit Rechtsunsicherheit

Russland ist um 9 Plätze auf Rang 62 abgerutscht. Die russischen Unternehmer zweifeln an der Unabhängigkeit der Gerichte. Dies sei einer der Gründe, warum es um die Eigentumsrechte so schlecht bestellt sei, heißt es im Report.

Von den Ländern südlich der Sahara schneidet Südafrika (Platz 45) besonders gut ab.

Report seit 27 Jahren

Das World Economic Forum erstellt den Global Competitiveness Report mittlerweile seit 27 Jahren. Der Business Competitiveness Index (BCI) hat den Schwerpunkt auf einer Reihe unternehmensspezifischer Faktoren der Effizienz- und Produktivitätssteigerung.

Das Ranking basiert sowohl auf Wirtschaftsdaten als auch auf einer Umfrage. So werden "harte" Fakten kombiniert mit den Ergebnissen einer Meinungsumfrage bei Unternehmensführern.

Heuer wurden fast 11.000 Wirtschaftsmanager in 125 Ländern befragt. Er ist der bisher umfassendste seiner Art. Dieses Jahr sind hinzugekommen: Angola, Barbados, Burkina Faso, Burundi, Lesotho, Mauretanien, Nepal, Surinam und Sambia. (APA/red)

Weiter zu Teil 3: Das Ranking

Global Competitiveness Report 2006/07 - Die Rangliste:

Land Rang 2006 Rang 2005
Schweiz 1 4
Finnland 2 2
Schweden 3 7
Dänemark 4 3
Singapur 5 5
USA 6 1
Japan 7 10
Deutschland 8 6
Niederlande 9 11
Vereinigtes Königreich 10 9
Hongkong 11 14
Norwegen 12 17
Taiwan 13 8
Island 14 16
Israel 15 23
Kanada 16 13
ÖSTERREICH 17 15
Frankreich 18 12
Australien 19 18
Belgien 20 20
Irland 21 21
Luxemburg 22 24
Neuseeland 23 22
Südkorea 24 19
Estland 25 26
Malaysia 26 25
Chile 27 27
Spanien 28 28
Tschechien 29 29
Tunesien 30 37
Barbados 31
Vereinigte Arabische Emirate 32 32
Slowenien 33 30
Portugal 34 31
Thailand 35 33
Lettland 36 39
Slowakei 37 36
Katar 38 46
Malta 39 44
Litauen 40 34
Ungarn 41 35
Italien 42 38
Indien 43 45
Kuwait 44 49
Südafrika 45 40
Zypern 46 41
Griechenland 47 47
Polen 48 43
Bahrain 49 50
Indonesien 50 69
Kroatien 51 64
Jordanien 52 42
Costa Rica 53 56
China 54 48
Mauritius 55 55
Kasachstan 56 51
Panama 57 65
Mexiko 58 59
Türkei 59 71
Jamaica 60 63
El Salvador 61 60
Russland 62 53
Aserbaidschan 64 62
Kolumbien 65 58
Brasilien 66 57
Trinidad und Tobago 67 66
Rumänien 68 67
Argentinien 69 54
Marokko 70 76
Philippinen 71 73
Bulgarien 72 61
Uruguay 73 70
Peru 74 77
Guatemala 75 95
Algerien 76 82
Vietnam 77 74
Ukraine 78 68
Sri Lanka 79 80
Mazedonien 80 75
Botswana 81 72
Armenien 82 81
Dominikanische Republik 83 91
Namibia 84 79
Georgien 85 86
Moldawien 86 89
Serbien und Montenegro 87 85
Venezuela 88 84
Bosnien-Herzegowina 89 88
Ecuador 90 87
Pakistan 91 94
Mongolei 92 90
Honduras 93 97
Kenia 94 93
Nicaragua 95 96
Tadschikistan 96 92
Bolivien 97 101
Albanien 98 100
Bangladesh 99 98
Surinam 100
Nigeria 101 83
Gambia 102 109
Kambodscha 103 111
Tanzania 104 105
Benin 105 106
Paraguay 106 102
Kirgisien 107 104
Kamerun 108 99
Madagaskar 109 107
Nepal 110
Guyana 111 108
Lesotho 112
Uganda 113 103
Mauretania 114
Zambia 115
Burkina Faso 116
Malawi 117 114
Mali 118 115
Zimbabwe 119 110
Äthiopien 120 116
Mosambik 121 112
Osttimor 122 113
Tschad 123 117
Burundi 124
Angola 125
(Quelle: World Economic Forum)