Audrey Hepburn soll auf die Frage nach dem Geheimnis ihrer Schönheit einmal gesagt haben, dass sie 50 Prozent davon ihrer Mutter, 50 Prozent aber Erno Laszlo verdanke. Damit meinte sie nicht etwa ihren Vater, sondern einen ungarischen Hautarzt, auf dessen Kosmetiklinie in den 60er-Jahren ganz Hollywood schwor. Das Besondere daran: ein Waschritual mit der pechschwarzen Seeschlamm-Seife und 30-maligem Heißes-Wasser-ins-Gesicht-Klatschen, das bis heute die Haut der Celebrities zum Strahlen bringt. Eine Seife als Schönheitselexier? Wirkt anachronistisch im Zeitalter kosmetischer Produktvielfalt, ist aber eine Sache, auf die man sich rein chemisch betrachtet wirklich verlassen kann.
Worum es beim Waschen grundsätzlich geht?
Der Dreck muss weg. Das klingt einfach, ist aber ein komplexer Prozess, bei dem Wasser abweisende Kohlenwasserstoffketten im Seifenmolekül Schmutz, Öl und Staub umhüllen, ablösen und dann als Emulsion wegspülen. Substanzen, die das ebenfalls können, sind synthetische Tenside, die den alten Seifen zunehmend Konkurrenz machen. "Das Gute an Seife ist, dass sie alkalisch wirkt, die Poren öffnet und der Haut Wasser und Pflegestoffe zuführt", sagt Chemiker Erich Leitner und erklärt, dass Seife im Grunde genommen nämlich Salze sind, die entstehen, wenn man Fette erhitzt, mit einer Lauge versetzt und dann abkühlen lässt.
Von all dieser Chemie merkt man im Alltag freilich nichts. Seife ist eine Selbstverständlichkeit am Waschbeckenrand, für die die Österreicher laut Erhebungen der Markenherstellerplattform "Kosmetik transparent" rund 30 Millionen Euro pro Jahr ausgeben.
Doch Seife ist nicht Seife
Allein von den Inhaltsstoffen hängt es ab, ob die Waschstücke mehr oder weniger schäumen, schnell weich und glitschig werden oder unter Umständen auch monatelang verwendbar sind. Besonders langlebig ist Pain d'Alep, eine in Syrien produzierte, nach jahrhundertealter, arabischer Rezeptur hergestellte Seife. Sie besteht zu 82 Prozent aus Olivenöl, das mit Meerwasser verseift und durch Lorbeer-Extrakte in ihrer Wirkung antiseptisch gemacht wird. Erst nach neun Monaten luftiger Lagerung, in denen die Seife immer milder wird und an Gewicht verliert, gilt sie als fertig.
Die Europäer lernten das Seifenmachen ursprünglich von den Arabern, die ersten Zentren des Seifensiedens in Europa waren in Spanien und Südfrankreich. Während Anfang des Jahrhunderts in unseren Breiten Seifen vor allem aus Schweine- oder Rindertalg fabriziert wurden, werden in der Provence seit jeher pflanzliche Öle verwendet. "Wir halten alte Traditionen lebendig, die Seifensieder aus der Umgebung von Marseille beliefern uns, wir veredeln mit Duft- und Pflegestoffen und vieles passiert bis heute in unserem Werk noch händisch", berichtet Gerlinde Hajek, Geschäftsführerin der französischen Naturkosmetik-Kette Occitane. Ihr Tipp: Besonders langlebig werden Seifen, wenn man sie vor Verwendung ein paar Monate im Kasten "abliegen lässt."
Massenprodukt mit Kult-Komponente
Statt Tradition ist beim US-Seifenhersteller Lush schrille Extravaganz Devise. Knallige Farben, zuckrige Düfte und "garantiert tierversuchsfrei" in der Herstellung wird ganz nach US-Manier aus Seifen ein Massenprodukt mit Kult-Komponente. Die kommt von Madonna und Kylie Minogue, die regelmäßig dort einkaufen.