Die Affäre um die "Love-Doll"-Plakataktion des Anti-Missbrauchsvereins "die möwe" zeitigt erste politische Folgen. In einer am Mittwoch eingebrachten parlamentarischen Anfrage will Elisabeth Grossmann, Kinder- und Sozialsprecherin der SPÖ, von Sozialministerin Ursula Haubner (BZÖ) unter anderem wissen, ob das Ressort "über die geplante Kampagne informiert worden" ist und ob "Ressortmittel" dafür aufgewendet worden sind.

Dass das Sozialministerium den "in seiner fachlichen Arbeit sehr kompetenten" Verein "die möwe" subventioniere, sei bekannt, erläutert Grossmann im Gespräch mit dem STANDARD. Die Frage sei jedoch, ob das Ministerium die "offenbar ohne ausreichend fachliche Beratung" entwickelte Kampagne mit unterstützt habe.

"Sicher keine Geschmacksfrage"

Die Kritik an dem Plakatsujet sei "sicher keine Geschmacksfrage" – und als Politikerin wolle sie sich auch "nicht in Expertendiskussionen einmischen", "Effekthascherei" im Marketing für ein "derart sensibles Thema" sei jedoch "prinzipiell anzulehnen"“, sagte Grossmann. In diesem Sinne sei auch die Aufmerksamkeit für die Aktion nicht als Erfolg zu werten.

Wie berichtet, hatten der Kinderpsychiater Max Friedrich und die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits nach der Vorstellung des Babygummipuppensujets sämtliche Funktionen bei der "möwe" zurückgelegt. Beide waren dort zuvor in wissenschaftlicher Beratungsfunktion tätig gewesen. (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2006)