Wien - Die Ergebnisse zweier Studien zu den "Auswirkungen gesundheitspolitischer Maßnahmen der Sozialversicherung" haben heute, Dienstag, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und das damit betraute Umfrageinstitut FESSEL-GfK vorgestellt. Sowohl die Ärztestudie als auch die bei Patienten durchgeführte Umfrage zeigt eine gestiegene Akzeptanz für Generika, ein höheres Kostenbewusstsein bei Ärzten, aber auch teilweise "problematische" Medikamentennutzung. Insgesamt sieht sich der Hauptverband mit seinen Maßnahmen "auf durchaus sehr gutem Weg", wie Generaldirektor Josef Kandlhofer bei der Präsentation der Ergebnisse meinte.

Bei der Ärztestudie wurden österreichweit 225 Praktiker und Internisten in persönlichen Interviews nach ihrer Einstellung zu Generika (Nachahmepräparate, Anm.) befragt. Laut dieser, nach der FESSL-GfK-Leiterin für Gesundheitsforschung Astrid Eßl "hoch repräsentativen", Umfrage verschreiben Ärzte bei gleicher Verfügbarkeit zu 54 Prozent (2000: 33 Prozent) "eher" oder "ganz sicher" die günstigeren Generika. 20 Prozent (2000: 31 Prozent) der befragten Kassenärzte machten die Verschreibung von "weiteren Indikatoren" abhängig, und 22 Prozent (2000: 31 Prozent) gaben an, "eher" oder "ganz sicher" das Original zu verschreiben. Vier Prozent (2000: Sechs Prozent) der Befragten machten dazu keine Angaben.

Gleichzeitig scheint das Kostenbewusstsein der Ärzte in diesem Zeitraum gewachsen zu sein, 2005 fanden 37 Prozent (2000: 27 Prozent) der Befragten, dass der Preisvergleich bei Medikamenten eine Aufgabe des Arztes sei, um die Kosten des Gesundheitswesen zu senken. 40 Prozent (2000: 50 Prozent) gaben an, Preisunterschiede nur in ausgewählten Fällen zu berücksichtigen, und für 22 Prozent (2000: 21 Prozent) ist der Preisvergleich nicht Problem und Aufgabe des Arztes. Auch die Preisschwelle, ab der Ärzte Generika verschreiben, ist gesunken. Für 80 Prozent (2000: 31 Prozent) reichen 10 Prozent Preisunterschied aus, um das günstigere Medikament zu verschreiben.

Bei der an 3.700 Österreichern ab 15 Jahren schriftlich durchgeführten Bevölkerungsstudie standen Gesundheitskompetenz und Medikamentennutzung im Mittelpunkt. Demnach wurde 2005 die Kompetenz des Gesundheitsministeriums in gesundheitspolitischen Fragen am höchsten eingeschätzt, 74 Prozent (2004: 48 Prozent) der Befragten schätzten diese als "sehr hoch" oder "eher hoch" ein. Gleich dahinter im Vertrauensindex rangieren die Krankenkassen und Sozialversicherungen, 71 Prozent (2004: 58 Prozent) sprechen diesen Kompetenz zu.

Auch die Medikamentennutzung war eines der Studienthemen. Lediglich 39 Prozent der Österreicher nehmen keine Medikamente ein, 56 Prozent nahmen innerhalb eines Monats zumindest eine Arznei ein, wobei der Medikamentenverbrauch mit dem Alter rasant ansteigt. Von den Medikamentennutzern wiederum nahmen lediglich 64 Prozent die Arznei genau nach Vorschrift ein, 27 Prozent versuchen so wenige Medikamente und so kurz wie möglich einzunehmen. Und sieben Prozent der Patienten versuchen überhaupt, weniger Medikamente einzunehmen als vom Arzt verordnet. Diese "kritischen Patienten" führen wiederum zu einem Überschuss in den Hausapotheken, da nur 40 Prozent Medikamentenpackungen "immer", "sehr oft" oder zumindest "eher oft" aufgebraucht werden.

Diese Studienergebnisse sind für den Hauptverbands-Generaldirektor Indiz dafür, dass sich die Sozialversicherungen auf einem "durchaus sehr guten Weg befinden". Bei der Verschreibung von Generika würden die Ärzte "mitgehen", die Zahlen in diesem Bereich findet der Generaldirektor "durchaus beeindruckend". Sie lassen ihn hoffen, die Vorgaben bei Medikamentenkosten für 2006 doch noch zu erreichen. Auch die Kompetenz, die den Sozialversicherungen in gesundheitspolitischen Fragen von der Bevölkerung laut Studie eingeräumt wurde, ist für Kandlhofer "ein sehr gutes Zeugnis". Zu den - in der Studie festgestellten - meist nicht aufgebrauchten Medikamentenpackungen kündigt Kandlhofer eine "Diskussion über Packungsgröße mit den Partner" an. (APA)