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Trotz hohen Ölpreises und Eurokurses wächst Österreichs Wirtschaft 2006 so stark wie seit sechs Jahren nicht. Treiber sind Exporte, Investitionen, privater Konsum. 2007 kommt zwar eine kleine Schwäche, aber kein Abschwung, sagen Wifo und IHS.

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Wien – Mit überwiegend positiven Nachrichten ließen die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS am Freitag aufhorchen: Österreichs Wirtschaftsmotor schnurrt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird heuer so stark wachsen wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

Das Wifo hat daher seine Prognose für das BIP-Wachstum 2006 von 2,4 auf 2,6 Prozent angehoben, das Institut für Höhere Studien (IHS) bleibt bei seiner optimistischen März-Vorausschau von plus 2,5 Prozent.

2007 erwartet Wifo-Chef Karl Aiginger wegen der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland wieder eine leichte Abschwächung auf 2,1 Prozent, die "aber nicht der Beginn eines Abschwungs in Europa ist, sondern eine Delle", wie Aiginger am Freitag in einer Pressekonferenz betonte. Die Mehrwertsteuererhöhung beim Nachbarn Deutschland erhöhe nämlich heuer das Wachstum, werde die Nachfrage 2007 aufgrund so genannter Vorziehkäufe aber bremsen. Der Konsum sei zwar deutlich besser als vor fünf Jahren, aber immer noch der Schwachpunkt; hinzu käme noch die steigende Sparquote. Das IHS glaubt weiterhin an 2,2 Prozent BIP-Plus im nächsten Jahr.

Wachstum schafft nicht genug Jobs

Der zweite, nicht so positive Teil der von den Ökonomen überbrachten Doppelbotschaft: Das Wachstum schafft Arbeitsplätze (40.000, darunter auch viele Vollzeitjobs, nicht nur Teilzeit), aber nicht genug. Und die Jobs bekämen nicht die Arbeitslosen, sondern die auf den Markt drängenden Neuen. Laut IHS-Einschätzung wird die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition heuer von 7,3 auf 6,9 Prozent zurückgehen, nächstes Jahr aber dann auf diesem Niveau stagnieren. Auch das Wifo erwartet für heuer einen Rückgang in dieser Größenordnung, für 2007 dann aber 7,0 Prozent.

Zwar sind am Bau, im öffentlichen Dienst, im Gesundheitswesen und in der Sachgüterproduktion mehr Menschen beschäftigt als vor einem Jahr, dringend gesucht sind aber Rezepte für eine "echte" Ausweitung der Beschäftigung.

Während IHS-Chef Bernhard Felderer einmal mehr ordentliche Reformen am Arbeitsmarkt einmahnt und sogar über Ein-Euro-Jobs nach deutschem Vorbild nachdenken will, plädiert Aiginger für eine Verbesserung der Ausbildung, die Intensivierung der Weiterbildung und viele Einzelmaßnahmen auf Branchen- und betrieblicher Ebene. "Lohnsubventionen muss man schon versuchen, aber nicht ewig und auch nur in bestimmten Branchen", empfiehlt Aiginger. Denn die Politik müsse reagieren, wenn zu viele Jobs im unteren Einkommenssegment wegfallen. Auch betriebliche Lösungen müssten möglich sein, aber nicht generell, sondern zum Beispiel so, dass Betriebe, denen es schlechter gehe, weniger Abgaben zahlen müssten.

Nach 1,5 Prozent gesamtstaatliches Defizit erwartet das IHS für heuer ein Defizit von 1,8 Prozent des BIP. 2007 sollten sich 0,8 Prozent ausgehen. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.7.2006)