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Blessuren für Monika Lindner im Stiftungsrat, nicht nur an der Hand. Links: Stiftungsratschef Klaus Pekarek.

Foto: APA/Roland Schlager
Keine gute Sitzungswoche für Monika Lindner und Werner Mück. Erst die Untersuchung gegen den TV-Chefredakteur. Und nun müssen Kandidaten für die ORF-Führung durch ein "Qualifying" im Stiftungsrat.

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"Ich habe etwas Heißes angegriffen und mich verbrannt": Monika Lindner kam mit verbundener linker Hand in die Sitzungen des ORF-Stiftungsrates. Die Generaldirektorin des ORF verließ sie mit weiteren Blessuren.

Am ersten Sitzungstag erzwangen SPÖ und Grüne mit dem BZÖ eine interne Untersuchung all der Vorwürfe gegen TV-Chefredakteur Werner Mück - von schweren Verletzungen des Redakteursstatut bis zu Frauenfeindlichkeit.

Nicht wie Lindner vorschlug Personalchef Wolfgang Buchner untersucht die Anschuldigungen allein mit der ORF-Frauenbeauftragten Monika Rupp und erinnert sich womöglich bei der weiteren Karriereplanung von Mitarbeitern an Aussagen gegen Mück. Sondern eine "Gruppe", der laut Empfehlung Vertreter des TV-Betriebsrats und des Redakteursrats angehören (DER STANDARD berichtete).

Chefredakteur Mück ist Wunschkandidat der ÖVP für den ORF-Infodirektor oder gar den Generaldirektor. SPÖ und Grüne wollen den stramm Bürgerlichen verhindern, mit ein Grund für die massiven Angriffe. Mück zur APA: "Jede Überprüfung ist mir recht. Da habe ich nichts zu befürchten. Im Gegenteil, pauschale Gerüchte werden als solche entlarvt, und es ist ja nicht gesagt, dass nur in eine Richtung untersucht wird."

Ergebnis der Untersuchung bis Ende Juli

Das Ergebnis soll bis Ende Juli vorliegen. Eine Gelegenheit für die Opposition und ein womöglich noch immer widerspenstiges BZÖ, die Stiftungsräte für eine weitere Sondersitzung vor der Wahl des nächsten ORF-Generals am 17. August einzuberufen.

Wie dieser nächste General gewählt wird, bestimmten die Stiftungsräte nun ebenfalls. Wieder ein Haken für Lindner. Der bürgerliche, aber Lindner-skeptische Tiroler Stiftungsrat Andreas Braun beantragte ein "Qualifying" für die Kandidaten: Erst stimmen die Stiftungsräte schriftlich in einem Durchgang über alle Bewerber ab, dann erst einzeln über die beiden stimmenstärksten.

2001 wurde nur (nach dem Alphabet) über Lindner abgestimmt, die gleich die erforderliche Mehrheit (zumindest 18 der 35 Stimmen) erhielt. Liegt ein Gegenkandidat - zum Beispiel Wolfgang Lorenz, Planungschef des ORF - im Qualifying vor Lindner, könnten beim Einzelvoting Stimmen zum ihm überwechseln, meinen ORF-Kenner.

Ausgeschrieben wird der Job am 30. Juni, Bewerbungsschluss ist der 29. Juli. Bis 10. August aber können Stiftungsräte noch Kandidaten nachnominieren.

Abgelehnt

Abgelehnt hat die Mehrheit im Stiftungsrat den Antrag des Grünen Pius Strobl, nur Nationalratsparteien zu Wahlkonfrontationen zu laden, dann aber jeden Parteichef gegen jeden antreten zu lassen. Zu erwarten sind nun eine Runde mit allen Parteichefs (inklusive FPÖ), eine Kanzlerkonfrontation VP/SP und Themenrunden in "Offen gesagt" mit anderen Parteivertretern, die der Kanzler getrost schwänzen kann. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2006)