Auf 340 Seite stellt Weeber eine in der Tat imposante Anzahl von Wörtern vor, die sich in der einen oder anderen Art ins Deutsche hinübergerettet haben. Einem einleitenden Kapitel über die historischen Hintergründe der römisch- deutschen Sprachbeziehungen folgen Erörterungen über "Allerweltsverben" wie agere, facere und ponere, die in der Agenda, dem Fax, der Pose, Positur und Position weiterleben. Unter der Kapitelüberschrift "Extrawurst und Überschall" behandelt der Autor die Macht der Vorsilbe, und schließlich setzt er sich auch noch kurz und zum Glück ohne penetranten didaktischen Furor mit dem auseinander, was er "Dummlatein" nennt und ihn in seiner Seele besonders schmerzen muss.
Also: Es heißt "das" und nicht "der Virus", und "irgendeiner muss doch einem Ex-Außenminister Fischer sagen, dass es nicht die ,Visas‘ heißt, sondern die ,Visa‘ und dass, wenn man von nur einem spricht, ein ,Visum‘ ,ausreicht‘".
Nicht alles erschließt sich so leicht wie das Fax oder die Position: Wer weiß schon, dass im "Rivalen" der "rivus", der Bach oder Wassergraben steckt und mit Rivalen ursprünglich Leute gemeint waren, die ihr Wasser durch dieselbe Leitung beziehen und darüber leicht in Streit geraten? Auf solche feinen Fundstücke wird der Wortliebhaber an allen Ecken und Enden dieses schönen Lese- und Nachschlagebuchs stoßen.
Im Deutschen Taschenbuchverlag ist soeben ein Buch mit dem selbst erklärenden Titel "Woher kommt das schwarze Schaf? Was hinter unseren Wörtern steckt" erschienen. Es handelt sich um einen von Wolfgang Seidel aus diversen etymologischen und sonstigen Wörterbüchern kompilierten und geschickt nach Sachgruppen zusammengestellten Reader, der kurz, bündig und ohne großen wissenschaftlichen Anspruch die Herkunft vieler deutscher und Fremdwörter erläutert und die Hintergründe verblasster und daher nicht mehr verständlicher Sprachbilder erhellt.
Das Buch beschert dem Leser allerlei Aha-Effekte. Ein paar Kostproben: In "Hinz und Kunz" stecken zwei alte Kurzformen für Heinrich und Konrad, der "Firlefanz" war die Bezeichnung eines Springtanzes im Mittelalter, "Basilikum" ist das "Königskraut", denn "basil´eus heißt auf Griechisch ,König‘, und der starke, ,königliche‘ Duft rechtfertigt den Ehrentitel." "Abkratzen" war früher einmal kein derber Ausdruck für "sterben", sondern bedeutete "sich mit einem Kratzfuss verabschieden".