Foto: Alaia

Azzedine Alaia beherrscht den Kanon aus dem ff und ist doch Nonkonformist geblieben: Der Meister in seinem Atelier.

Foto: Alaia
Foto: Alaia

Sein Stil nahm die figurbetonte Ästhetik der Achtziger vorweg - und verhalf seinem Macher in den vergangenen Jahrzehnten zu einer mehr als ungewöhnlichen Karriere. In Wien sind zwei Azzedine-Alaïa-Kreationen jetzt in der Mozart-Ausstellung der Albertina zu sehen. Um diese aufzubauen, kam der Meister zu einer Stippvisite selbst nach Wien - für den STANDARD haben ihn dabei exklusiv der Künstler Markus Schinwald (er hat das Foto oben geschossen) und die Autorin des Essays "Body trägt Body", Brigitte Felderer, begleitet.

In der Ausstellung sind ein elegantes, fast schon schlichtes Abendkleid sowie ein schwarzer Damen-Frack zu sehen. Doch der feine Frack ist in Wirklichkeit ein Krokodilsrücken, der sich mit zwei wollenen Ärmeln überziehen lässt. Für das Kleid haben in Bombay 75 Männer drei Wochen lang - gemeinsam mit Alaïa - Metallposamenterien angefertigt. Unzählige Metallknoten wurden auf Jersey genäht, und eine verborgene Krinoline trägt das enorme Gewicht des Kleides. Sein Schnitt gibt zwar eine weibliche Silhouette wieder, und doch lassen Länge, Schmalheit und Material das Kleid zum glamourösen Kettenhemd eines Ritters werden.

Dresscodes

"Fossilien aus der Zukunft" nennt denn Markus Schinwald in seiner Begegnung mit dem Designer dessen Entwürfe. Schinwald selbst setzt sich schon länger mit Dresscodes auseinander. Diese erzählen in der Lesart des Künstlers über die psychische Disposition einer Person, die Kleider so und nicht anders trägt. Sie sind Codes, die unsere Kommunikation genauso bestimmen wie unser Geschichtsbild. Und sie sind ein wesentlicher Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Dieses Wissen verbindet ihn mit Alaïa.

Im Jahr 2000 ging der Designer eine Kooperation mit dem Prada-Konzern ein: So soll in naher Zukunft eine Stiftung entstehen, die den Korrespondenzen zwischen Kunst und Mode nachgeht. Arbeiten zeitgenössischer Künstler werden genauso präsentiert wie die Modesammlung des Designers, die Entwürfe von Vionnet bis Balenciaga umfasst - eine Initiative gegen die Lagerfeldisierung der Modeindustrie. (feb/Der Standard/rondo/07/04/2006)