Wien - Wer der Kirche offiziell den Rücken kehrt, ist kein Katholik mehr. Mit dieser Klarstellung gegenüber der katholischen Presseagentur machte Erich Leitenberger, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, am Montag jenen gegenteilig lautenden Spekulationen, die in Zusammenhang mit einem Schreiben aus dem Vatikan kursierten, den Garaus. Der Vatikan erkennt die Austrittserklärtung vor einer staatlichen Stelle, wie es in Österreich üblich ist, an, konstatierte Leitenberger auch gegenüber der APA.

In Österreich setzen laut Leitenberger jährlich rund 40.000 Katholiken einen Trennungsstrich unter ihre Kirchenzugehörigkeit. In der Regel bedeutet das für Betroffene, dass ihnen eine kirchliche Eheschließung sowie das Begräbnis durch einen Geistlichen versagt bleiben. Ausnahmen seien möglich, wenn etwa auf dem Sterbebett der Wille zur Rückkehr in den Schoß der Kirche glaubhaft artikuliert wird, oder wenn der Betroffene diesen Entschluss durch einen Wiedereintritt besiegelt, so Leitenberger.

4.000 Wiedereintritte

Pro Jahr treten in Österreich rund 4.000 Menschen wieder in die Kirche ein, wobei die Zahl in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich leicht angestiegen ist. Wer wieder Katholik werden möchte, muss Kontakt zu einem Pfarrer seines Vertrauens aufnehmen, um seine Beweggründe für Aus- und Eintritt zu erörtern. Schließlich wird der "verlorene Sohn" in einer kleinen Segensakt wieder in die Schar der Gläubigen aufgenommen. Die Meldung über den Eintritt wird - in umgekehrter Weise wie beim Austritt - von der Kirche ans Magistrat weitergeleitet. Der Kirchenbeitrag wird ab diesem Zeitpunkt - nicht rückwirkend - wieder erhoben.

Um es aber gar nicht erst so weit kommen zu lassen, hat die Bischofskonferenz bei ihrer jüngsten Vollversammlung auf dem Sonntagberg die pastorale Frage der Kontaktaufnahme mit Ausgetretenen besprochen. Diese Kontaktaufnahme soll - wie heute schon oftmals üblich - durch ein Schreiben des zuständigen Diözesanbischofs stattfinden. Hierin soll der "Abtrünnige" aufgefordert werden, seine Entscheidung nochmals zu überdenken. Weiters wird die Einladung zum Kontakt mit dem Ortspfarrer oder anderen erfahrenen Priestern ausgesprochen. (APA)