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Ein idealer russischer Esser könnte mit Brennessel-Salat beginnen, mit der Suppe Chartscho weitermachen, beim Dreieckskuchen Etschpotschmack ein wenig verschnaufen und schließlich mit Teftelen nach Kosakenart die Hauptspeise erreichen. Desserts werden der Vollständigkeit halber gereicht. Tatli oder Walnuss-Tschurtschchela stehen zur Auswahl. Dazu Russentechno und einen Rausch.

Die Pointe bei dieser Aufzählung ist, dass sie keinem nationalen Klischee entspricht, sondern auf die Vielfalt von Kulturen zurückgeht, die in der Sowjetunion in ein System gezwungen waren. "Küche totalitär. Das Kochbuch des Sozialismus" ist deswegen auch eine launige Regionalgeschichte des zerfallenen Imperiums, in dem Wladimir Kaminer und seine Frau Olga aufwuchsen.

Das Buch ist eine Hommage an die Völkerverständigung im fernen Osten Europas. Es enthält mindestens so viele Geschichten wie Rezepte und damit die Basis für ein erfolgreiches Mahl - viel Gesprächsstoff.
(reb/Der Standard/rondo/24/03/2006)