Drei Jahre nach dem Beginn des Krieges im Irak sieht sich Präsident George W. Bush von allen Seiten belagert: von den Umfragen, die ihm nur noch 35 Prozent Zustimmung bescheinigen, und dem Krieg selbst, an dem mittlerweile zwei Drittel der Amerikaner zweifeln; von den Republikanern im eigenen Lager, die den Präsidenten zu personellen Änderungen drängen, da Bushs Mitarbeiter starke Anzeichen von Erschöpfung zeigten; vom US-treuen, früheren irakischen Premier Iyad Allawi schließlich, der öffentlich erklärte, im Irak sei der Bürgerkrieg ausgebrochen: "Wenn das kein Bürgerkrieg ist", meinte er, "dann weiß Gott, was ein Bürgerkrieg ist."
Aber sowohl Bush als auch sein Vizepräsident Dick Cheney zeigten sich am dritten Jahrestag der Invasion hoffnungsvoll. Bush erklärte, er sei "durch den Fortschritt ermutigt" und Cheney widersprach Allawi: "Wir sind weit von einem Bürgerkrieg entfernt." Die Medien seien es, die den Amerikanern mit ihrer Berichterstattung ein falsches Bild von den Zuständen im Irak zeigten.
Man könnte meinen, dass die Demokraten – deren Umfragewerte gegenüber den Republikanern weiterhin steigen – aus alledem Hoffnung für die so genannten "mid-term elections" im November diesen Jahres schöpfen und im Vorfeld insbesondere die "Irakkarte" ausspielen. Aber einstweilen hört man von demokratischer Seite außer der üblichen Kritik an der "Inkompetenz" der Regierung kaum ernsthafte Alternativen zur Irakpolitik.