"Frontmann ohne Partei"
Berlusconi beschuldigte seinen Herausforderer, ein "Frontmann" ohne Partei zu sein, weil die Kandidaten der Linksparteien wegen ihrer kommunistischen Vergangenheit unglaubwürdig seien. Er zweifle an der Stabilität des Mitte-Links-Bündnisses, das aus elf Parteien besteht. Diese reichen von der christdemokratischen Udeur bis zur altkommunistischen Rifondazione. Prodi verlangte Respekt, da er von den Parteien des Mitte-Links-Bündnisses mittels Vorwahlen zum Oppositionskandidaten gewählt worden sei.
Prodi will Lohnkosten senken
Der Oppositionschef stellte die Pläne seines Mitte-Links-Bündnisses zur Senkung der Lohnkosten um fünf Prozent vor. Auf diese Weise soll die italienische Industrie an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Zugleich versprach er Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung.
Euro mit Österreich-Lob
Die beiden Kandidaten stritten um das Thema Teuerung nach der Euro-Umstellung. Berlusconi warf die vor seinem Amtsantritt im Jahr 2001 regierenden Mitte-Links-Kabinetten vor, den Euro zu eilig eingeführt zu haben, ohne an die Folgen der Umstellung zu denken. Die Folgen hätten die Italiener noch zu zahlen, da sich ihre Kaufkraft nach der Euro-Umstellung deutlich reduziert habe. Prodi erwiderte, dass die Regierung Berlusconi nicht dafür gesorgt habe, illegale Preiserhöhungen unter Kontrolle zu bringen.
Bei dieser Euro-Debatte fand Prodi auch lobende Worte für Österreich: "Wieso ist es denn möglich, dass in Innsbruck alles viel billiger ist als in Bozen, während früher die Österreicher nach Italien zum Einkaufen gekommen sind?"
"Vor der Euro-Einführung kosteten 18 von 72 kontrollierten Lebensmitteln mehr in Bozen als in Innsbruck und die Österreicher kauften in Italien ein. Jetzt kosten die Hälfte dieser Lebensmittel mehr in Bozen als in Innsbruck. Warum sind in Österreich die Preise nicht gestiegen und in Italien schon? Auf diese Frage muss die Regierung antworten. Die Italiener wissen genau, wer dafür verantwortlich ist", betonte Prodi.
Linke
Berlusconi beschuldigte die Linke, in den vergangenen Jahren eine unfaire Opposition betrieben zu haben. "Verleumdungen und Beschimpfungen waren das Leitmotiv der Opposition während der letzten Legislaturperiode. 80 Prozent der Streiks, die ausgerufen wurden, hatten einen politischen Hintergrund", kritisierte der Regierungschef. Er attackierte auch die Richter, die seiner Ansicht gegen ihn und die Regierungskoalition voreingenommen seien.
Wirtschaft vs. Politik
Prodi versicherte, dass seine Mitte-Links-Allianz im Fall eines Wahlsiegs das Problem der Konflikte zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen der Regierungsmitglieder lösen werde. "Ich werde es nicht auf rachsüchtige Art machen. ... Es ist nicht mehr zu dulden, dass Berlusconi als Regierungschef Beschlüsse ergreift, die ihn auch als Unternehmer betreffen." Prodi betonte, dass Italien eine Person als Regierungschef brauche, die dem Land nach Jahren der Stagnation neue Hoffnung und Mut geben könne. Berlusconi sei kein Faktor der Einigung in Italien, er spalte nur das Land.
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