"Konservativ veranlagt": Karl Derfler hält Immobilienwerte weiterhin für eine sichere Bank.

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STANDARD: Wann platzt in Österreich die Immobilienblase?

Derfler: Es gibt keine Blase, also kann sie auch nicht platzen. Österreich ist mit Deutschland nicht vergleichbar. Beim jüngsten deutschen Fall etwa sind wegen einer zweifelhaften Agenturempfehlung die Gelder der institutionellen Investoren abgeflossen.

STANDARD: Das kann Ihnen auch jederzeit passieren. Überall, wo es einen hohen Anteil an institutionellen Anlegern gibt, könnte es eng werden, denn die Institutionellen gehen oft als Erste raus.

Derfler: Unser Fonds ist so strukturiert, dass selbst der sofortige Abfluss von 20 Prozent keine Auswirkung auf den Rechenwert der verbleibenden Investoren hätte und wir weiter investieren könnten. Unser größter Anleger besitzt nicht einmal zwei Prozent des Fondsvolumens, und wir sind extrem konservativ veranlagt.

STANDARD: Aber wie steht es um Immobilienwertpapiere, deren Kurse zum Teil über den eigenen Bewertungen liegen?

Derfler: Natürlich gibt es die eine oder andere "Sonnenscheinaktie", die - anders als die Immobilienmärkte - ungewöhnlich hohe Renditen zeigt. Diese Immobilienveranlagungen funktionieren allerdings nur so lange, wie sie immer wieder neues Geld durch Kapitalerhöhungen aufbringen können. Aber selbst wenn solche Vermögensanlagen deutlich korrigieren, hat das keine Auswirkung auf den österreichischen Immobilienmarkt als solchen.

STANDARD: Ihre Anleger sind allerdings nicht verwöhnt, Sie weisen ja recht konservative Renditen aus.

Derfler: Wir erwarten für heuer rund vier Prozent Rendite vor Kapitalertragssteuer.

STANDARD: Und wie erklären Sie das Ihren Anlegern, die mit bestimmten Immobilienaktien mehr als das Doppelte verdienen könnten?

Derfler: Angesichts der niedrigen Renditen am österreichischen Immobilienmarkt sind vier Prozent das, was der entwickelte Immobilienmarkt hergibt. Alles, was darüber liegt, sind Kunstgriffe, wie beispielsweise Aufwertungsgewinne nicht realisierter Projekte oder spekulative Finanzierungen. Da ist es keine Kunst, hohe Rendite aufzuweisen. Wir aber denken über das Kalenderjahr hinaus und machen so etwas nicht.

STANDARD: Trotzdem stellt sich die Frage, wer bei so niedrigen Renditeerwartungen bei Ihnen Anteile kaufen soll?

Derfler: Tatsache ist, dass wir bei 'Real Invest Austria' allein in den ersten drei Wochen dieses Jahres Fondsanteile um 20 Millionen Euro platziert haben, im Vorjahreszeitraum waren es 13 Millionen Euro. Und wir liegen in Österreich unter allen offenen Immobilienfonds mit 43 Prozent Marktanteil in Führung.

STANDARD: Wo wollen Sie das alles investieren, wenn Sie doch selbst zugeben, dass die Renditen in Österreich immer mickriger werden?

Derfler: Wir haben derzeit ein Immobilienvermögen von 250 Millionen Euro und das wollen wir bis Jahresende verdoppeln. Einige größere Deals sind dafür in der Pipeline, wir investieren mit dem Real Invest Austria nur in Österreich.

STANDARD: Die Veranlagungen der ersten 250 Millionen haben sich über zwei Jahre erstreckt, wie wollen Sie das Gleiche in einem Jahr schaffen?

Derfler: Wir sind heute aufgrund unseres Wachstums in der höchsten Investmentliga. Wir sind bei allen großen Projekten Verhandlungspartner und können jederzeit auch Objekte mit einem Wert von 100 Millionen Euro kaufen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.2.2006)