Jörg Haider versucht zweisprachige Ortstafeln mit allen Tricks zu verhindern, Höchstrichter hin, einschlägige Erkenntnisse her. Der ORF wiederum bemüht sich, mit allen Tricks eine Dokumentation über den Kärntner Ortstafelstreit zu verhindern. Wohlgemerkt eine zeitgeschichtliche Doku, die sich vor allem auf Unmengen Archivmaterial des ORF stützt. 30 Jahre altes Material vom Ortstafelsturm, nicht von Haiders heutigen Eskapaden.

Das Szenario kennen wir doch schon: Aus Angst vor Krone-Chef Hans Dichand weigert sich die Anstalt bis zum heutigen Tag, die kritische, aber höchst erhellende Dokumentation "Tag für Tag ein Boulevardstück" über das Kleinformat zu zeigen. Und das, obwohl sich Publikums- und Stiftungsrat, also gleich beide Aufsichtsgremien des ORF, mit Mehrheit dafür ausgesprochen haben.

Stimmen des orangen Koalitionspartners

Diesmal freilich geht es um diese Aufsichtsgremien selbst: wenn sich die SPÖ ihre Zustimmung zu einem schwarzen ORF-General nicht doch mit dem einen oder anderen Direktorenposten abkaufen lässt. Und wenn die ÖVP das BZÖ nicht bei der Besetzung der noch fehlenden ORF-Stiftungsräte ein weiteres Mal über den Tisch zieht. Dann braucht die Volkspartei bei der Wahl des nächsten ORF-Generals die Stimmen des orangen Koalitionspartners. Nicht zuletzt jene des Kärntner Raiffeisen-Direktors Klaus Pekarek, den Haider in den Stiftungsrat entsandt hat.

Wer sich schon nicht zutraut, den ORF gegen die Kronen Zeitung zu führen, von dem kann man keinen Mumm erwarten, wenn es um die eigene Wiederwahl geht. Man darf sich dann aber fragen, ob die nicht ohnehin eine Fehlbesetzung wäre.

Nur vor der US-Wahl Michael Moores "Fahrenheit 9/11" zu spielen beweist noch keinen sonderlich ausgeprägten Mut. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28./29.1.2006)