Im Wiener AKH fanden die Ärzte Stunden später noch Verletzungsspuren, die von Polizisten stammen sollen.

Bild: Standard

Wien - Mehr als acht Stunden später diagnostizierten die Ärzte im Wiener AKH noch immer "eine ringförmige Rötung im Bereich des Halses" vom Nacken bis zum Kehlkopf des 25-Jährigen (siehe Faksimile). Der Grund für die Verletzung nach Aussage des Opfers: Polizisten hätten ihn mit einem Schlüsselanhänger gewürgt und misshandelt, nachdem es zu einem Streit um ein Parkvergehen gekommen ist.

Auto vorschriftswidrig abgestellt

Am 12. Dezember hatte der Iraner im 17. Gemeindebezirk sein Auto in einer Straße vorschriftswidrig abgestellt. "Er blieb daneben stehen, weil seine Frau aus der Wohnung den Kindersitz für das zweijährige Kind geholt hat", schildert die Nichte des 25-Jährigen gegenüber dem Standard. Ein Streifenwagen kam vorbei, die Beamten ahndeten die Verwaltungsübertretung.

Dann eskalierte die Situation. Nach Schilderung des Betroffenen wurden seine Erklärungsversuche mit den Worten "Scheißausländer" und "Jugo" abgeschmettert, ein lautstarker Streit entstand. An dessen Ende der Mann verhaftet und in den Polizeiwagen verfrachtet wurde.

Mit Handschellen gefesselt

Als die Ehefrau dazukam, wollte der mit Handschellen Gefesselte noch aus dem Auto, einer der beiden Beamten soll ihn daraufhin auf Nieren und Kopf geschlagen haben. Auf der Fahrt zum Kommissariat zwirbelte der andere Beamte dann einen Schlüsselanhänger aus Stoff, den der Iraner um den Hals trug, eng zusammen, würgte ihn damit und riss ihn an den Haaren, behauptet der Betroffene.

Mediziner im AKH widersprechen Amtsarzt

Vier Stunden war er schließlich in Haft, dabei soll er auch nur mit der Unterhose bekleidet in ein kaltes Zimmer gesperrt worden sein. Nach einer Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt wurde er schließlich kommentarlos wieder entlassen, Verletzungen konnte der Amtsarzt nicht feststellen.

Anders die Mediziner im AKH: Sie fanden neben den Würgemalen auch eine Schwellung und Bluterguss am Kopf. Akteneinsicht erhielt der Beschuldigte bei der Polizei übrigens keine, eine Stellungnahme der Exekutive stand zu Redaktionsschluss noch aus. ( Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 15.12.2005)