Rudi Klausnitzer

Foto: STANDARD/Regine Hendrich
Rudi Klausnitzers Vertrag als News-Manager soll nicht verlängert werden. Das erfuhr DER STANDARD bei Gesellschaftern. Die Gespräche laufen noch, sagt der Mehrheitseigner von Österreichs größtem Magazinkonzern.

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Der zuständige Sprecher des Hamburger Verlagsriesen Gruner+Jahr zeigt sich in dieser Sache zugeknöpft wie gewohnt: "Nach meinem Infostand laufen die Gespräche noch. Daher kein Kommentar zu laufenden Verhandlungen", schreibt er auf Anfrage. Wie aktuell ist der Infostand des Pressemannes? Dazu schweigt Hamburg.

Vertrag läuft Mitte 2006 aus

Bis Ende dieses Jahres wollten Rudi Klausnitzer und Gruner+Jahr bekannt geben, ob der 57-Jährige oberster Verlagsmanager des News-Konzerns bleibt. Mitte 2006 läuft sein aktueller Vertrag aus.

Nach STANDARD-Informationen aus Gesellschafterkreisen ist die Entscheidung dagegen bereits gefallen. Am 4. November tagte der Gesellschafterbeirat der Verlagsgruppe turnusmäßig. Also Gruner+Jahr mit 56 Prozent an der Magazingruppe, Raiffeisen mit 25,3 und die Gründer Wolfgang und Helmuth Fellner mit noch knapp 18,7 Prozent.

Dass die Fellners für 2006 eine Tageszeitung vorbereiten, die nicht zuletzt die Verlagsgruppe News treffen wird, macht diese Sitzungen besonders originell.

Zentrale Mitarbeiter abwerben?

Diesmal stritten die Gesellschafter laut Konzerninsidern etwa darüber, ob die Fellners der News-Gruppe (systematisch) zentrale Mitarbeiter abwerben. Außenstehende würden die Frage ohne nachzudenken bejahen: Klausnitzers kompetente Vizemanagerin, der erfahrenste News-Herausgeber, die fitte Woman-Anzeigenleiterin, Ressortchefs, Controller und viele mehr gingen schon und gehen noch.

Grant der Gesellschafter

Die weit gehend ungehinderte Abgangswelle wird Klausnitzer nach STANDARD-Informationen vorgeworfen, zudem die Geschäftsentwicklung. Über die zeigten sich die Hamburger freilich zuletzt nach außen hochzufrieden. Grant der Gesellschafter soll Klausnitzer eingetragen haben, dass die Agentur DMC, an der seine Privatstiftung beteiligt ist, eine Multimedia-CD für News produzieren durfte.

Eine weiterer kolportierter Vorwurf ist so skurril, dass er, so er denn tatsächlich stimmt, nur als Provokation Klausnitzer verständlich wäre: Er habe die Gesellschafter im Sommer gefragt, ob sie etwas dagegen hätten, wenn er "privat" Kurt Falks "Ganze Woche" übernähme. Das ist freilich wirklich schwer zu glauben.

Rückkehr zu Vereinigten Bühnen, ORF-Ambitionen

Wie berichtet gab es Kontakte mit der Stadt Wien über eine Rückkehr Klausnitzers zu den Vereinigten Bühnen, die er künstlerisch bis 2001 leitete. Ambitionen auf die ORF- Führung werden ihm ebenfalls nachgesagt, gelten aber als eher unwahrscheinlich.

Klausnitzer reagierte bis Redaktionsschluss nicht auf die neuerliche STANDARD-Anfrage nach seiner Vertragsverlängerung. Zuletzt erklärte er, "Detailverhandlungen" seien wohl bis Jahresende abgeschlossen.

Ein Nachfolger für Klausnitzer ist bisher nicht erkennbar: Die Abwehrschlacht gegen die Fellners ist wenig reizvoll. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2005)