Vassilakou und Van der Bellen im Wiener Planetarium

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Strache am Viktor-Adler-Markt

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Die jeweils anderen Parteien bekamen bei beiden ihr Fett ab – bei den Blauen ging es deftiger zu.


Wien – Es waren schon einmal mehr Zuhörer da, mehr Pensionisten, mehr Neugierige und mehr Gegendemonstranten beim Wahlauftakt der FPÖ-Wien am Viktor-Adler- Markt. Nicht gefehlt haben Donnerstagabend junge Typen in Sweatshirt mit Aufdrucken wie "Thor. Donnergott".

FP-Landesparteiobmann Heinz-Christian Strache wusste, welche Themen erwartet wurden: Ausländer, Kriminalität, Homo-Ehe und ein bisschen Arbeitslosigkeit. Seine Botschaft gab's oft gereimt: "Willst du den Koran, dann les' ihn doch da'ham" und "Pummerin statt Muezzin", rief er. Oder er dichtete, dass die SPÖ in Wien "Politik für die Wärmsten der Warmen anstatt für die Ärmsten der Armen" mache. Die paar hundert Zuhörer applaudierten.

Während also die FPÖ eher die unteren Schubladen ausräumte, griffen die Wiener Grünen nahezu zeitgleich nach den Sternen. Zumindest virtuell im Wiener Planetarium, zu sphärischen Klängen unter grün eingefärbtem Himmel. "Wien wird Grün und Wien ist wunderschön", warb Spitzenkandidatin Maria Vassilakou, und dann: Das "selbstgerechte rote Wien kürzt Sozialleistungen" – und vom "angeblichen Gegenmodell zu Schwarz/Blau ist nach vier Jahren nicht viel übrig geblieben". Die absolut regierende SP-Wien präsentiere sich "selbstzufrieden – larmoyant gegenüber der Bundespolitik".

Die Grünen versprechen: "Existenzsicherung von 800 Euro", "flächendeckende Kinderbetreuung ab der Geburt", "Schwulen- und Lesbenhochzeiten in den Standesämtern" und bis 2025 solle die "ganze Stadt mit sauberer Energie" versorgt werden.

Am Viktor-Adler-Markt wurde indes eine Schüler- Quote für Zuwanderkinder oder das Verbot der Straßenprostitution gefordert – und gegen die politischen Mitbewerber gepoltert. Wer wirklich Grün wolle, solle in einen Park gehen, sagte Strache, denn die Grünen seien innen tiefrot, wie eine Wassermelone. Die ÖVP sei nicht existent und das BZÖ wiederum nur eine "Briefkastenfirma aus Kärnten." Mehr Fett bekam die SPÖ und Bürgermeister Michael Häupl ab. Die SP-Plakate seien aus dem "Fantasieland". Und gemünzt auf den US- amerikanischen Häupl-Berater Stanley Greenberg: "Ich hab' immer geglaubt, der kommt von der Ostküste, dabei kommt er aus Hollywood." Straches Fazit: "Sozialismus ist heute asoziale Politik." Daher appellierte er, die FPÖ als einzige "soziale Heimatpartei" zu wählen.

Anderenorts, im Planetarium legte sich Grünen-Spitzenkandidatin Vassilakou die Latte für den Wahltag hoch: "Wenn wir am 23. Oktober an der 20-Prozent-Marke kratzen, geht's erst richtig los", sagte sie: "Wenn am Wahlabend die Grünen in Wien die Kanzlerpartei ÖVP überholen und den 2. Platz erringen, hat Wien deutlichst gezeigt, was sie von diesem Bundeskurs hält." Der Grüne Bundeschef Alexander Van der Bellen hingegen ging's deutlich vorsichtiger an: "Wenn wir die Kanzlerpartei wirklich überholen würden, wäre das die Sensation des Tages."

Um die Wahlziele zu erreichen, muss von Vassilakou noch die Parole ausgegeben werden: "55 Prozent SPÖ sind echt genug. SPÖ-Wählen wird langweilig." Und plakatierte die FPÖ früher "Wien darf nicht Chikago werden", so treten die Grünen jetzt mit dem ersten grün regierten Bezirk an: "Wien muss Neubau werden." (DER STANDARD, Printausgabe, 23.09.2005)