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Bundespräsident Heinz Fischer, seine Frau Margit und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel unterhalten sich vor Beginn der Eröffnung der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule.

Foto: AP /Kerstin Joensson
Salzburg - Die Salzburger Festspiele 2005 wurden am Sonntag mit einer Festveranstaltung in der Felsenreitschule von Bundespräsident Heinz Fischer feierlich eröffnet. Erstmals seit Jahren gab es keinen Festredner, stattdessen wurde die Kunst in den Mittelpunkt der Zeremonie gerückt: Neben den Ansprachen von LH Gabi Burgstaller (S), Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) und Bundespräsident Fischer wurde ein Ausblick auf das Opern-, Konzert- und Schauspielprogramm geboten. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler hielt die Begrüßungsrede, einführende Worte zu den künstlerischen Darbietungen gab es vom Künstlerischen Leiter der Festspiele, Peter Ruzicka, sowie von Schauspieldirektor Martin Kusej.

Europäischen Werte

"Wir haben nie geahnt, dass es zu solchem Terrorismus kommen wird, bei dem Kinder und Frauen ermordet werden. Doch dürfen wir unsere europäischen Werte nicht wegbomben lassen", nahm der Bundespräsident in seiner Eröffnungsrede Bezug auf die jüngsten Anschläge. Fischer ging auch auf das Gedenkjahr ein: "Auch die Kunst hat zur Aufarbeitung und Überwindung des Adolf Hitler-Heinrich Himmler-Josef Goebbels-Auschwitz-Alptraumes beigetragen. Und dafür, dass es Einzelne gibt, die eine Gaskammer noch immer nicht von einem Brausebad unterscheiden können, kann die Kunst wirklich nichts", sagte der Bundespräsident. Kunst sei "als Haustier sicher nicht geeignet, als Spiegel der Gesellschaft allemal".

"Verletzlichkeit unserer Welt"

Bundeskanzler Schüssel ging in seiner Rede auf "die Verletzlichkeit unserer Welt" ein. Als Grundlage der Verteidigung der europäischen Werte gelte es zunächst, sich über ihre Grundlagen Klarheit zu verschaffen. Die europäische Lebenskultur "ist eine Kultur der Freiheit, die es auch im Alltag zu verteidigen gilt", so der Bundeskanzler. Europa müsse zusammenstehen, einig und konsequent. Weiteres Merkmal sei "unsere Wertschätzung von Natur und Lebensqualität". Man müsse aufhören, die Ressourcen künftiger Generationen zu verbrauchen, wichtig sei nicht das nächste Quartalsergebnis sondern die langfristige Sicherung der Zukunft. Drittens sei konstitutiv, "die Gewissheit Hilfe zu erhalten, wenn man sie braucht: Europa darf keine Ellbogenkultur sein." Auch diese Solidarität sei jederzeit neu abzusichern. Und schließlich sei das Kulturverständnis in seiner Vielfalt wichtig: "Europa ist nie Einfalt, ist nie Monokultur gewesen."

"Traditionen erneuern"

"Die Festspiele haben den Sinn, alte Traditionen zu erneuern, als regenerierende Kraft zu wirken, die Kunst als Friedensbringer für ein zerrissenes Europa einzusetzen, hat Hugo von Hofmannsthal gesagt. Was bleibt ist die Frage, was kann heute die regenerierende Kraft der Festspiele sein, und wie können wir heute unsere Traditionen erneuern", sagte die Salzburger Landeshauptfrau. Sie sei dafür, "dass wir uns in Zukunft im Rahmen der Festspiele Gedanken über Form und Inhalt dieser Auseinandersetzung machen", meinte Burgstaller. Die Landeshauptfrau appellierte auch daran, all jene, die in letzter Zeit durch Terror, Katastrophen oder Schicksalsschläge in Not geraten sind, nicht zu vergessen.

Traditioneller "Jedermann"

Das künstlerische Programm umfasste die Ouvertüre zu Glucks Oper "Alceste" (Mozarteum Orchester unter Ivor Bolton), eine Arie aus Mozarts "Mitridate" (Ina Schlingensiepen, Sopran), einen Streichquartett-Satz der israelischen Komponistin Chaya Czernowin, gespielt vom Österreichischen Ensemble für Neue Musik sowie eine Arie aus Verdis "La Traviata" (James Valenti, Tenor). Aus dem Schauspielbereich wurden "in einer fiktiven dramatischen Situation" (Kusej) Ausschnitte aus Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende", Kleists "Penthesilea", Hofmannsthals "Jedermann", Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald" und Shakespeares Othello" geboten - Mitwirkende waren Wolfgang Gasser, Tobias Moretti, Sylvie Rohrer, Peter Simonischek, Lambert Hamel, Thomas Thieme und Nina Hoss. Das Menuett aus Haydns Sinfonie "Mit dem Paukenschlag" war zum Abschluss der Festveranstaltung zu hören.

Das eigentliche Festspiel-Programm startet am Montag mit dem traditionellen "Jedermann" auf dem Domplatz, der Premiere von "Geschichten aus dem Wiener Wald" im Landestheater sowie einem Konzert der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus. (APA)