Die ESA-Breitband-Rotfilter-Aufnahme (Optical Ground Station Telescope auf Teneriffa) zeigt Tempel 1 vier Tage vor und 15 Stunden nach dem Aufprall des "Impactors". Gut zu sehen ist die große Staubwolke, die den Kometen nach der Kollision umgibt.

Foto: ESA/OGS-Teleskop

Diese Bilderfolge (oben: blauer Kanal, unten: ultravioletter Kanal), aufgenommen vom ESA-XMM-Newton Optical Monitor am 3. und 4. Juli 2005, zeigt den Kometen Tempel 1 vor und nach dem Beschuss. Die im ultravioletten Licht gemachten Aufnahmen zeigen einen Hydroxil-Ausstoß, was als deutlicher Hinweis auf Wasser gilt.

Foto: ESA/MSSL/Optical Monitor team/Charo Gonzales/Pedro Rodriguez, ESAC (Spain)
"Deep Impact" zeitigt bereits Folgen. In den ersten 24 Stunden nach dem Aufprall des Geschoßes auf Tempel 1 gibt es schon sichere Hinweise auf die Beschaffenheit des Kometen.

Der Kontakt passierte in zwei Phasen, auf einen Feuerball folgte sofort ein größerer Blitz. Ersterer, so Projektmanager Pete Schultz vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa im kalifornischen Pasadena, "zeigte an, dass der Impaktor eine weiche Materialschicht aus Staub und Schutt durchdrang". Der Blitz war die Folge des Aufpralls auf den harten Kern des Himmelskörpers. Daraufhin breitete sich eine Wolke aus Gas und Staub mit 500km/h im Weltall aus, Dienstagmorgen erreichte sie einen Durchmesser von 20.000 Kilometern.

Bisher sind mithilfe von Strahlen-Spektralanalysen im Auswurf des Kometen Cyanid, Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen gefunden worden. Einige noch nicht identifizierte Stoffe gelten als neuartig für Kometen, in den Gashüllen habe man sie bisher nicht gefunden, sagt Rudolf Albrecht von der Koordinationsstelle des Weltraumteleskops Hubble. Das Teleskop und sein irdischer Verwandter von der Europäischen Südsternwarte ISO in Chile liefern laufend Bilder und genaue Daten.

Originalmischung

Astronomen wollen aus der Materialanalyse Erkenntnisse darüber gewinnen, wie unser Sonnensystem vor rund 4,6 Milliarden Jahren entstanden ist. Da Kometen in den fernen Regionen des Sonnensystems kreisen und durch die Sonne nicht erwärmt wurden, sollen sie die chemische "Originalmischung" von Planeten aus jenen Urzeiten in sich enthalten. Außerdem gehen Forscher davon aus, dass bei einer erhöhten Kometenaufprall-Aktivität vor rund 3,9 Milliarden Jahren die Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen, geschaffen worden sind.

Hinweise auf Wasser

Bilder der Europäischen Weltraumagentur liefern denn auch deutliche Hinweise auf Wasser. Die letzten Aufnahmen des Impaktors zeigen außerdem seltsame Schichten, Krater und glatte Strecken auf der Oberfläche, die man, sagt Forschungsleiter Mike A'Hearn, unter herkömmlichen physikalischen Kriterien nicht erwartet hätte. "Da ist mehr los, als wir verstehen." Weitere Nasa-Missionen in diese Himmelsrichtung sind geplant. (mf/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.07.2005)