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Wien - "Der russische Bär", also steht's in einer WM-Aussendung, "soll erwachen!" Denn seit dem Zerfall der Sowjetunion hat das russische Eishockeyteam nur ein einziges Mal Gold (1993) gewonnen, in den vergangenen elf Jahren gab's gar nur einmal Silber (2002) und bei der Heim-WM 2000 in St. Petersburg mit dem frühen Aus die größte Pleite seit dem internationalen Debüt der "Sbornaja" 1954. Vor einem Jahr hatte sich Russland mit Platz zehn auch aus Prag vorzeitig verabschiedet und damit Österreich also nur um einen Platz distanziert. Diesmal dürfte das Kräfteverhältnis ein anderes sein, nach dem Eröffnungsspiel am Samstag (16:15 Uhr) weiß man mehr.

Die Russen lassen nichts unversucht, um die Kräfte zu bündeln. Headcoach Wladimir Krikunow, der den unbeliebten Zinetula Biljaletdinow ersetzte, baut auf NHL-erfahrene Topstars wie Alexej Jaschin, Darius Kasparaitis, Alexej Kowalew und vor allem Ilja Kowaltschuk, den regierenden NHL-Schützenkönig. Dazu kommen die Youngsters Alexander Owechkin (19) und Ewgejin Malkin (18), die von Washington und Pittsburgh 2004 an erster und zweiter Stelle gedraftet wurden.

10.000 US-Dollar Titelprämie

Wie ernst es den Russen mit dem Titelanspruch ist, mag man daraus ablesen, dass Sportminister Wjatscheslav Fetisow, selbst vielfacher Weltmeister, das Team in Novogorsk vor dem Abflug besucht und jedem Spieler eine Titelprämie von 10.000 US-Dollar versprochen hat.

Die UdSSR hat einst 22 Gold-, sieben Silber und fünf Bronze-Medaillen gewonnen, davon ist Russland weit entfernt. Der Vergleich mag hinken, schließlich spielen etliche Nachfolgestaaten erstklassiges Hockey, auch Weißrussland, Lettland, die Ukraine und Kasachstan sind in Wien und/oder Innsbruck zu sehen. Insofern ist's nicht wirklich fair, dass die UdSSR in einer ewigen Medaillenbilanz von Kanada (23/10/9) auf Rang zwei verdrängt wurde - sie kann sich nicht wehren.

Tschechen und Slowaken mit Heimvorteil

Die Kanadier, 2003 und 2004 (5:3 im Finale gegen Schweden) erfolgreich, streben in Wien quasi den Hattrick an. Ihre Stars stehen mit Goalie Martin Brodeur und Dany Heatley, dem besten WM-Spieler des Vorjahrs, an hinterster und vorderster Stelle. Kanada ist bekannt dafür, schwach zu beginnen, um sich im WM-Verlauf stark zu steigern. Heimvorteil genießen die Tschechen und die Slowaken, zu deren Spielen tausende Fans nach Wien reisen werden. Die Slowaken, die 1994 als C-Nation anfangen mussten, sind mit WM-Gold 2002 aus dem Schatten des großen Bruders getreten. Beide Brüder setzen auf ihre Stürmerstars, wobei Jaromir Jagr auf tschechischer und Miroslav Satan auf slowakischer Seite noch herausragen. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 28. April 2005, fri)