Die Vorwürfe von Peter Gattermann, Vorsitzender der Vergabekommission für den Bau des Klagenfurter Stadions, lassen die Emotionen hochgehen: Jörg Haider will klagen, Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner sieht sich schon vorab gezwungen, das Ergebnis des Vergabeverfahrens anzufechten.

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Klagenfurt/Wien - Peter Gattermann ist kein Umfaller. Er will als Vorsitzender der Vergabekommission für den Bau des Klagenfurter EM-Stadion nicht zurücktreten. Diese Forderung hatte Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider umgehend erhoben, als Gattermann im STANDARD-Interview Vorwürfe laut werden ließ, das Vergabeverfahren sei vom Land Kärnten immer wieder torpediert worden, um ein Konsortium um die Strabag zu protegieren.

Haider ist über Gattermanns Darstellung schwer verärgert, will dazu aber vorläufig nichts mehr sagen. Gattermann sei jetzt ein Fall für die Gerichte, ließ er ausrichten: "Und da wünschen wir ihm viel Spaß." Denn es gäbe bereits einige Anzeigen gegen Gattermann, der Landeshauptmann werde sich seinerseits mit einer Klage wegen "übler Nachrede" anschließen.

Die Attacken gegen Gattermann übernahm FPÖ-Sportstaatssekretär Karl Schweizer. Mit seinen neuerlichen Vorwürfen gegenüber dem Land Kärnten gefährde Gattermann die Vergabe. Sollte diese nicht zustande kommen, wäre Gattermann "einer der Hauptverantwortlichen".

"Mauschelpartie"

Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner zeigte sich über die Aussagen Gattermanns im Gespräch mit dem STANDARD "sprachlos". "Das ist ja unglaublich, dass ein Jurymitglied, das auch noch Kommissionsvorsitzender ist, in einem noch laufenden Verfahren solche Meldungen abgibt." Er könne sich nun "nicht mehr vorstellen, dass die Kommission zu einem objektiven Urteil gelangen" könne. Haselsteiner: "Mit dieser Aussage zwingt er mich ja fast, das Vergabeergebnis anzufechten. So etwas kann ich mir ja nicht bieten lassen." Der Strabag- Chef kann nun auch Haiders Rundumschlag gegen die "Wiener Vergabemafia" nachvollziehen: "Ich gewinne langsam den Eindruck, dass Haider nicht ganz Unrecht hat, dass das eine Mauschelpartie ist."

Doch weit mehr macht dem Strabag-Chef die Tatsache zu schaffen, dass Gattermann nun dem zurückgetretenen Jurymitglied Architekten Hermann Eisenköck Rückendeckung gibt. "Das ist doch kein Beweis, wenn einer etwas bestätigt, was ihm ein anderer gesagt hat." Eisenköck hatte schriftlich deponiert, von zwei Strabag-Direktoren unter Druck gesetzt worden zu sein, der Strabag den Auftrag zu erteilen. Mit einer weiteren Klagsdrohung gegenüber Gattermann gibt sich Haselsteiner jedoch vorsichtig: "Das werden wir im Hause prüfen. Aber das ist in erster Linie Sache der beiden beteiligten Vorstandsdirektoren."

Der Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher als "Bauherr" will trotz der neuerlichen Turbulenzen das Vergabeverfahren auf jeden Fall zu Ende führen. Gründe für einen Rücktritt Gattermanns sieht Scheucher nicht. "Jetzt soll Ruhe einkehren."

Damit bleibt der Ausgang es Verfahrens hochbrisant. Zwischen 6. und 8. März soll die Vergabeentscheidung getroffen werden.

In der Affäre um die Weitergabe von geheimen Bieterdetails an eine Kärntner Wochenzeitung kündigt sich weiterer Sprengstoff an: Von den 17 Personen, die sämtliche Unterlagen kannten, haben nur drei die eidesstattliche Erklärung der Stadt Klagenfurt bis dato nicht unterschrieben: der angebliche "Geheimnisverräter" Franz Widrich, Landesanwalt Franz Grossmann und der abgetretene Stellvertreter Haiders, Karl Pfeifenberger.

Verfahren "abgewürgt"

Der Kärntner SPÖ-Chef Peter Ambrozy forderte am Donnerstag "angesichts neuer Enthüllungen" die FPÖ auf, einem Untersuchungsausschuss auf parlamentarischer Ebene zuzustimmen. Schwere Vorwürfe erhob Ambrozy gegen das freiheitliche Justizressort in Wien. Er habe den Verdacht, dass das Ministerium die Ermittlungen in Richtung Parteienfinanzierung "aus parteipolitischen Gründen abgewürgt" habe.

Gattermann wünscht sich nur noch eines: Eine "konfliktfreie Zeit bis zur Vergabe". Und "die Ermittlung des Bestbieters". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.2.2005)