Neuer Bischof für 280.000 Protestanten: Michael Chalupka.

Foto: APA/Hochmuth

Wenn man in unserer sehr säkularen Welt mit Exponenten christlicher Hilfsorganisationen zu tun hat, übersieht man leicht, dass viele von ihnen gleichzeitig ein seelsorgliches Amt innehaben. Michael Chalupka war fast ein Vierteljahrhundert lang Direktor der Diakonie – das ist der Dachverband von 34 evangelischen Hilfsorganisationen, hat rund 7500 Mitarbeiter und wird vielfach im selben Atemzug wie die der katholischen Kirche zugeordnete Caritas genannt. Die Direktion der Diakonie ist aber gleichzeitig auch ein Pfarramt.

Der 1960 geborene Sozialmanager Chalupka hatte seine kirchliche Karriere nach dem Studium der evangelischen Theologie in Wien und Zürich am Centro Ecumenico d'Agape im norditalienischen Prali verbracht – formell in einem Leitungsteam, tatsächlich aber war er "mit Abwasch, den Schweinen und, das ist schon ein bisschen intellektueller, mit der Bibliothek" betraut, wie er gern scherzt.

Da habe er viel gelernt über die Verbindung von Handarbeit und geistiger Arbeit, über das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenem Zugang zum Glauben. Aber auch über das Erlernen von Sprachen: Die erlerne man am besten bei der Arbeit.

Seelsorgliche Kolumne

Zurück in Österreich war er zunächst in Hallein Vikar, dann in Mistelbach Pfarrer – gerade als die Grenzen aufgegangen sind und spontan ein tschechischer Pfarrer mit dem Sportrad auf Besuch kommen konnte: "Wir waren plötzlich Mittelpunkt Europas", erinnert sich Chalupka. Bevor er 1994 Direktor der Diakonie wurde, ging er noch zwei Jahre als Leiter des Amtes für Bildung und Schule in seine Geburtsstadt Graz.

Mit seiner damaligen Frau – Chalupka ist geschieden und wiederverheiratet – hat er eine 26 Jahre alte Tochter, eine Mathematikerin. Von seinem Privatleben weiß man sonst nur, dass er leidenschaftlich E-Bike fährt. Bekannter ist seine Öffentlichkeitsarbeit für die Nächstenliebe: In der Krone schreibt er die Kolumne "Von Gott und der Welt".

Das trägt zu seiner Popularität bei, die Bischofswahl am Samstag war dennoch anstrengend. Denn die verschiedenen Gruppen, die die evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses in Österreich ausmachen, mussten in mehreren Wahlgängen überzeugt werden, bis endlich eine Zweidrittelmehrheit gefunden war. Der neue Bischof für die 280.000 evangelischen Christen wird am 1. September Michael Bünker nachfolgen. (Conrad Seidl, 5.5.2019)