Rapid vs. Rangers, Celtic vs. Salzburg, Do. ab 18.55 Uhr

"Mühsam", sagt Rapids Kapitän Stefan Schwab, "mühsam ist das falsche Wort." Okay, es sei nicht angenehm, nach Spielen erklären zu müssen, warum es erneut nicht geklappt hat. Wieso Rapid in der Liga Achter ist, nach 17 Runden zum Beispiel neun Zähler weniger als St. Pölten hat. Schwab stellt sich den Verhören. "Das gehört zum Job. Wir dürfen nicht in Selbstmitleid verfallen, sind selber schuld. Die Unzufriedenheit muss von innen kommen. Der Unmut, der von außen reingetragen wird, darf uns nicht beeinflussen." Schwab geht mit Freude zur Arbeit. "Jedes Training macht Spaß, jedes Match."

Der Schwedenplatz ist am Spieltag in schottischer Hand.
DER STANDARD

Donnerstag ist ein spezielles. Die Glasgow Rangers gastieren im durch 23.850 Zuschauer ausverkauften Allianz-Stadion. Sie bringen 2.500 Fans mit. Tausende ohne Karten werden sich in der Innenstadt vergnügen. Rapid reicht bereits ein Unentschieden, um in die K.-o.-Phase der Europa League aufzusteigen. In Schottland wurde 1:3 verloren. Die Ausgangslage ist also eine ungewohnte, man ist nicht zum Siegen verdammt. Schwab: "Es ist anders als im Alltag, vielleicht kann das beflügeln. So schlecht können wir nicht sein. Immerhin ist es uns gelungen, es selbst in der Hand zu haben. Es ist eine geile Herausforderung."

Der 28-Jährige geht davon aus, dass die von Steven Gerrard trainierten Schotten "nicht auf Teufel komm raus stürmen werden. Ihr Visier wird nur zum Teil geöffnet sein. Je länger es 0:0 steht, desto besser ist es für uns. Dann sollten wir Konterchancen bekommen, weil sie riskieren müssen. Umschalten können wir." Trainer Dietmar Kühbauer sagte: "Es gibt nichts Schöneres als so eine Partie. Nur zu reagieren wäre gefährlich." Kühbauer gab die Aufstellung nicht preis, der Einsatz von Innenverteidiger Mario Sonnleitner ist nur dann möglich, "wenn ein Wunderguru kommt".

Ladehemmung

Was Rapid momentan nicht kann, ist Tore schießen. In neun Ligaheimspielen wurde nur sechsmal genetzt. Schwab sagt: "Wir haben in der Offensive Probleme, besitzen nicht die Qualität, irgendwen an die Wand zu spielen." Innert zwei Jahren und ein paar Monaten ist Kühbauer bereits der vierte Trainer. Seine Vorgänger waren Mike Büskens, Damir Canadi und Goran Djuricin. Schwab war bei allen zumindest Vizekapitän, mit dem schleichenden Abgang von Steffen Hofmann ist das "Vize" weggefallen. "Das waren alle unterschiedliche Typen, trotzdem haben alle auf mich gesetzt." Kühbauer soll es nun richten, Schwab geht jedenfalls davon aus: "Die Vorbereitung aufs Frühjahr wird enorm wichtig. Er hat Autorität, lernt uns Spieler schnell kennen, weiß, was für jeden das Beste ist."

"Die Unzufriedenheit muss von innen kommen. Der Unmut, der von außen reingetragen wird, darf uns nicht beeinflussen," sagt Rapid-Kapitän Stefan Schwab.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Schuld an den nicht gerade ausufernden Erfolgen trage die Mannschaft. "Man darf nicht an sich zweifeln, aber alle müssen sich hinterfragen. Und alles unternehmen, um in die Spur zu kommen." Fußball findet bekanntlich auch im Kopf statt. Ein Mentalcoach für alle ist für Schwab nicht der Weisheit letzter Schluss. "Es soll keine Verpflichtung sein, jeder muss das für sich selbst entscheiden. Ich arbeite schon lange in diesem Bereich, in guten und in schlechten Zeiten." Nach dem 0:0 gegen Sturm Graz wurde der schlechte Zustand des Rasens im Allianz-Stadion thematisiert, Schwab hat sich an der Diskussion nur am Rande beteiligt: "Auch wenn es stimmt, es klingt nach Ausrede." Es stimmt. Die Rangers wie auch Rapid absolvierten das Abschlusstraining auf dem Nebenplatz.

Nach dem internationalen Showdown geht es am Sonntag mit dem Derby bei der Austria weiter. Auch der Stadtrivale ist nicht gerade auf die Butterseite gefallen, die Bedeutung der Partie ist enorm. Schwab hofft, "dass wir mit breiter Brust antreten". Dafür könnte nahezu ausschließlich der Aufstieg in der Europa Legaue sorgen. Mit dem Gedanken, das obere Playoff zu verpassen, spielt er nicht. "Das wäre mühsam." (Christian Hackl, 12.12.2018)

Europa League, Gruppe G, 6. Runde, Donnerstag

SK Rapid Wien – Glasgow Rangers
Allianz-Stadion, 18.55 Uhr, live Puls 4 und Dazn, SR Paolo Mazzoleni (ITA)

Mögliche Aufstellungen:

Rapid: Strebinger – Müldür, Hofmann, Barac, Potzmann/Auer – Martic, Schwab – Murg, Knasmüllner, Bolingoli – Schobesberger

Ersatz: Knoflach – Dibon, Sonnleitner, Auer, Thurnwald, D. Ljubicic, Berisha, Ivan, Alar

Es fehlen: Pavlovic (Adduktoren), Szanto (im Aufbautraining), Mocinic (Knie), P. Gartler (Kahnbeinbruch)

Fraglich: Sonnleitner, Dibon (beide Muskelprobleme), Potzmann (Patellasehnenprobleme)

Rangers: McGregor – Tavernier, Goldson, Worrall, Barisic – Ejaria, Arfield, Jack, Coulibaly, Middleton – Morelos

Ersatz: Foderingham – Flanagan, McAuley,Grezda, Halliday, McCrorie, Rossiter, Lafferty

Es fehlen: Candeias (gesperrt), Dorrans, Murphy, Kent (alle verletzt)