Der Grazer Stadtrat Robert Krotzer (KPÖ) wirbt für ein neues Pflegemodell für Arme.

Foto: KPÖ Graz

Graz – Die Lösung ist simpel und führt eigentlich zur Frage: Warum erst jetzt? Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) hat unter Zustimmung aller Parteien im Grazer Gemeinderat nun ein Pflegemodell absegnen lassen, das es – über Zuschüsse – auch bedürftigen Menschen ermöglicht, zu Hause gepflegt und nicht in ein Heim eingewiesen zu werden.

Die städtische Hilfe kommt aber nicht nur armen Pflegebedürftigen zugute, sondern auch den Stadtfinanzen. Wird jemand in einem Heim gepflegt, kostet dies die Kommune im Schnitt 10.897 Euro pro Jahr. Für mobile Dienste muss die Stadt hingegen nur ein rundes Zehntel, 1454 Euro, beisteuern. "Die Entlastung ist also eine doppelte", sagt Krotzer, "für die Menschen – und für das Budget der Stadt."

Zahlreiche pflegebedürftige Pensionisten wären gesundheitlich durchaus in der Lage, in den eigenen vier Wänden zu bleiben", sagt Krotzer. Viele müssten aber in ein Heim zur Pflege, weil die Kosten für eine Heimhilfe oder Pflegeassistenz zu Hause zu hoch sind. Es bleibe von der geringen Pension einfach zu wenig, um die Miete und den Lebensunterhalt zu bestreiten, sagt der Gesundheitsstadtrat. "Niemand soll aber gezwungen sein, in ein Pflegeheim zu gehen, nur weil er sich die mobilen Pflegedienste nicht leisten kann. Das war der Grundgedanke unseres neuen Kliententarifmodells", sagt Krotzer.

Für Mindestpensionisten wird nun also von der Stadt Graz so viel zugeschossen, dass zumindest die Mindestpension von 863 Euro zur freien Verfügung bleibt – unabhängig vom Betreuungsausmaß, das in Anspruch genommen wird.

2017 wurden rund 1500 Pensionisten in Heimen gepflegt, 1700 nahmen Heimhilfe in Anspruch. "Noch ist nicht absehbar, wie viele tatsächlich nun die häusliche Pflege in Anspruch nehmen werden", sagt Krotzer, "bei knapp 1500 Pensionisten, die monatlich weniger als 900 Euro erhalten, dürfte das Modell sicher angenommen werden."

Das neue Grazer Modell sei auch ein Versuch, "dem Ansturm auf die Heime nach Abschaffung des Pflegeregresses gegenzusteuern". Und es könnte "durchaus auch Vorbildwirkung für andere Städte haben", hofft Krotzer. (Walter Müller, 26.5.2018)