Demokratische Züge im Weihrauchnebel.

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Linz/Wien – Ein gewaltiger Riss in der Friedhofsmauer, allzu feuchte Kirchenwände, die Gründung eines Seelsorgeteams und der Bratwürstlsonntag – es ist dies nur ein kleiner Auszug aus dem Organisationsplan von Sonja Steinmetz. Die 40-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren Pfarrgemeinderatsobfrau in Kefemarkt. Bis zu zehn Stunden pro Woche gehören im Leben der Mühlviertlerin fix dem kirchlichen Ehrenamt. So viel freiwilliges Engagement im Namen des Herrn ist nicht selbstverständlich. Wie sich derzeit auch in der mitunter schwierigen Erstellung der Wahllisten für die Pfarrgemeinderatswahl am 19. März 2017 zeigt. "Es ist schwer, Kandidaten für die Wahllisten zu finden. Bei einzelnen Projekten sind die Leute schnell dabei. Aber fünf Jahre verpflichten wollen sich wenige", erzählt Steinmetz.

In der Diözese Linz kennt man das Rekrutierungsproblem, sieht aber vor allem einen generellen Trend. "Es ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass sich das Ehrenamt mehr an einzelnen Projekten orientiert", ist Hans Putz, diözesaner Referent für Pfarrgemeinderäte, überzeugt. Heißt in Zahlen: Von den gesamt 487 Pfarren in Oberösterreich wird in 460 am 19. März gewählt. In 27 Pfarren bleibt die Wahlurne leer, weil die Mindestzahl an wählbaren Kandidaten nicht erreicht wurde.

Auf fünf Jahre gewählt

In einer Pfarre mit 3000 Katholiken muss sich etwa der Pfarrgemeinderat aus 13 bis 21 Personen zusammensetzen. "Ein Drittel davon muss öffentlich bestellt sein", erläutert Putz. Gelingt dies nicht, fällt die öffentliche Wahl aus – und ein Vorschlag wird vom Pfarrer abgesegnet. Insgesamt sind 4,5 Millionen Katholiken österreichweit wahlberechtigt. Gewählt wird alle fünf Jahre.

Wien hat es leichter – die gerade laufende Zusammenlegung von Pfarren hilft. Laut einem Rundruf in den Vikariaten finden sich für die Pfarren genug Kandidaten. Ein Aufteilungsschlüssel soll dafür sorgen, dass sich alle zusammengelegten Gemeinden im Rat vertreten finden. Eine Neuerung gibt es bei dieser Wahl in Wien: Der Pfarrgemeinderat wird, wie in Rest-Österreich, nur mehr pastorale Agenden übernehmen. Ab jetzt gibt es auch einen eigenen gewählten Vermögensverwaltungsrat, der sich um die wirtschaftlichen Belange, wie Renovierungsarbeiten, kümmert.

Die Kirche als Hort der Demokratie? "Die Bestellung der Mitglieder geschieht durch Wahl und insofern demokratisch", sagt Johann Hirnsperger, Professor am Institut für Kanonisches Recht an der Uni Graz. Dennoch sei der Pfarrgemeinderat "kein demokratisches Organ wie der Gemeinderat in der politischen Gemeinde". Ist er doch wesentlich in die kirchliche Aufgabe und in das kirchliche Rechtssystem eingebunden. Gerade in kleineren Pfarren sei der Andrang an Kandidaten nicht groß, sagt Hirnsperger. Zwar stehe die Einrichtung der Pfarrgemeinderäte nicht zur Debatte, das schließt Änderungen aber nicht aus. Hirnsperger: "Auf pfarrlicher und auch diözesaner Ebene wird diskutiert – etwa über den Wahlmodus oder Änderungen bei der Zusammensetzung." (Peter Mayr Markus Rohrhofer, 3.3.2017)