Heinrich Staudinger ist jetzt Obmann des Verbands für gemeinwohlorientierte Genossenschaften.

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Wien – Der sogenannte Finanzrebell und Waldviertler Schuhfabrikant Heinrich "Heini" Staudinger ist unter die Genossenschaftsgründer gegangen. Im Entstehen ist die Gea Mama Genossenschaft – die sich wie eine Holding an Staudingers Waldviertler Werkstätten GmbH, der Heinrich Staudinger GmbH und Gea Berlin beteiligen wird.

Angedacht sei, dass sich die Genossenschaft auch an anderen Unternehmen beteiligt, die den "Werten des Gemeinwohls" verpflichtet sind, erklärte Staudinger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Gemeinwohlorientierung

Selbige diente eigentlich der Vorstellung des Verbands für gemeinwohlorientierte Genossenschaften (Beiname: Rückenwind), der wie berichtet als Revisionsverband zugelassen wurde. Und da schließt sich der Kreis: Der Verband wird, wie sein Name schon sagt, nur Genossenschaften mit Gemeinwohlorientierung aufnehmen und prüfen.

Obmann ist "Heini" Staudinger, und Gea Mama will Mitglied werden. Voraussetzung für die Aufnahme in den neuen Verband sind etwa Bedachtnahme auf die Umwelt, netter Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten, geringe Gehaltsunterschiede. Das erläuterte Karl Staudinger (Bruder des Schuhfabrikanten), der die Verbandsgründung juristisch mitbetreut hat.

Wollten nicht zu Raiffeisen

Warum es den neuen Genossenschaftsverband überhaupt braucht? Heinrich Staudinger: "Zu Raiffeisen wollten wir nicht, mit Schulze-Delitzsch (Österreichischer Genossenschaftsverband ÖGV, Anm.) sind wir auf keinen grünen Zweig gekommen." Allerdings habe er "nicht geglaubt, dass die Neugründung so was Zaches (Zähes, Anm.) und Mühsames wird", plauderte er aus dem Nähkästchen eines Genossenschaft- und Verband-Geburtshelfers.

Zur Erinnerung: Eine Genossenschaft muss Mitglied eines Verbands sein, dem obliegt auch die Pflichtprüfung (Revision) der Mitglieder. Der neue Verband wird übrigens nur externe Wirtschaftsprüfer einsetzen, "weil die Revision kein Machtinstrument gegen die Mitglieder werden darf", wie Karl Staudinger ausführte. Er geht davon aus, dass der Verband Ende 2017 rund 20 Mitglieder haben wird, drei sind es jetzt.

"Heini" Staudinger (bekannt seit seinem Streit mit der FMA) erklärte dann noch, wie viel Geld er bei Privaten eingesammelt hat: rund 4,5 Millionen Euro von 300 Personen. Diese Nachrangdarlehen sollen irgendwann in die Gea Mama übersiedeln, meinte er. An ihr kann sich beteiligen, wer mindestens 500 Euro Genossenschaftsanteil zeichnet. Beteiligungskinder für Gea Mama seien schon in Aussicht: eine Waldviertler Biosaatgutfirma, ein Erzeuger von Elektrorollern und ein Wiener Ökotextillabel. (Renate Graber, 11.1.2017)