Die mögliche Umstrukturierung des Krankenanstaltenverbundes sorgt immer wieder für politische Diskussionen.

Foto: newald

Udo Janßen geht davon aus, dass er im Amt bleibt.

Foto: apa

Wien – Der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen, zeigt sich zuversichtlich, dass das Krankenhaus Nord im kommenden Jahr in Betrieb geht. "Ich erwarte den ersten Patienten in der zweiten Jahreshälfte 2018", sagt Janßen im APA-Interview. Er kündigt außerdem längere Ambulanz-Öffnungszeiten in einigen Spitälern an. Ablösegerüchten zum Trotz sieht er sich nach wie vor fest im Sattel.

"Ich bin vor zwei Jahren als Generaldirektor geholt worden, um Veränderungen zu erwirken und das Spitalskonzept 2030 umzusetzen", so Janßen. Das stoße freilich nicht nur auf konstruktiven Widerhall – denn viele hätten sich in den vergangenen Jahren "ihre Nische errichtet" und deshalb gebe es "durchaus Menschen, die sagen: 'Muss ich das (die Veränderungen, Anm.) haben oder zieht die Leiche des Generaldirektors noch an mir vorbei?'". Und weiter: "Wer in der Kirchturmspitze ist, darf sich nicht darüber beklagen, dass die Raben einen ankrähen."

Aufrechter Vertrag

Er selbst habe jedenfalls einen aufrechten Vertrag bis 2019 "und es gibt niemanden im Magistrat, der an mich herangetreten ist und mit mir über irgendwelche Ablöseprozesse diskutieren möchte", versichert der KAV-Chef: "Ganz im Gegenteil: Ich unterstelle, dass der Magistrat und insbesondere der Bürgermeister sehr wohl wusste, dass es ein dorniger Weg ist, dieses Spitalskonzept umzusetzen. Und man nimmt einen Spieler nicht vom Platz, den man teuer eingekauft hat, der das Spiel drehen soll, wenn es gerade einmal angefangen hat. Man muss sich vielmehr anschauen, wie die Taktik aufgeht."

Gefragt, ob er sich aus dem Rathaus nach wie vor ausreichend unterstützt fühle, meint Janßen kurz: "Ja." Eine vorzeitige Kündigungsoption seines Vertrags – hier wurde zuletzt April 2017 kolportiert – gebe es nicht, versichert er.

Kostensteigerungen

In die Kritik geraten war Janßen u.a. wegen der Verzögerungen und Kostensteigerungen beim Krankenhaus Nord. Wobei er hier darauf verweist, dass das Projekt unter seinem Vorgänger Wilhelm Marhold aufgesetzt worden sei. Was den Zeitplan anbelangt, zeigt sich Janßen zuversichtlich, dass die Bauarbeiten selbst – "wenn alles gut läuft" – noch bis Jahresende abgeschlossen sein werden. Dann wird die Technik hochgefahren, um sämtliche Anlagen noch einmal zu prüfen. "Man macht sozusagen den final check, ob das Krankenhaus tatsächlich alle Sicherheitsnormen erfüllt", erklärt der KAV-Generaldirektor. Gleichzeitig beginnen die Einschulungen und Trainings für das Personal, damit bis zur Übersiedlung der ersten Abteilungen jeder Handgriff sitzt.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 sollen dann sukzessive die Patienten einziehen: "Wir schauen, dass wir 2018 vollbesiedelt sind." Wobei Janßen am Anfang schon mit kleinen Schwierigkeiten rechnet: "Die Erfahrungen bei solchen großen Umsiedlungsprojekten zeigen, dass es ein bis zwei Jahre braucht, bis alle Kinderkrankheiten aus dem Workflow ausgemerzt sind."

Rahmen sollte halten

Was die Kosten – inzwischen liegt man bei 1,1 Mrd. Euro – anbelangt, rechnet Janßen mit keinem großen Anstieg mehr. "Wenn jetzt nicht noch irgendwo in den letzten Bauabschnitten irgendetwas passiert, wo wir Ersatzvornahmen tätigen müssen, weil Firmen insolvent gehen oder Bestellungen nicht liefern können, gehe ich davon aus, dass das halten wird." Überraschungen infolge des Stadtrechnungshofberichts zum KH Nord, der am 18. Jänner veröffentlicht werden soll, erwartet er nicht: "Ich will jetzt nicht sagen, dass ich entspannt bin. Das wäre bei einem so großen Projekt nicht angebracht. Aber ich gehe nicht davon aus, dass etwas herauskommt, was wir nicht eh schon wissen."

Zwistigkeiten gab es unter Janßens Ägide auch mit Teilen der Ärzteschaft, was das neue Dienstzeitenmodell anbelangt. Inzwischen sei der Umgangsstil aber viel besser und vieles im Einvernehmen umgesetzt. Organisatorisch seien eben viele Dinge angegangen worden, die in den zehn Jahren seines Vorgängers Marhold nicht verändert worden seien. Nun sei man dabei, im Zuge der Zentralisierung einzelner Fachbereiche infolge des Spitalskonzepts auch einen leistungsorientierten Personalbedarfsplan für den medizinischen Bereich zu erarbeiten, was auch Vorteile für die Patienten bringen soll. So kündigt Janßen an, dass noch heuer die Öffnungszeiten verschiedener Ambulanzbereiche erweitert werden: "Ich halte viel davon, dass Ambulanzen, die sehr viel frequentiert sind, bis 16.00 Uhr und nicht bis 13.00 Uhr geöffnet sind."

Diskussion um Gangbetten

"2017 schauen wir uns die Fachbereiche der HNO, Urologie, Dermatologie und Augenheilkunde im Hinblick auf unsere Ambulanzzeiten an", verspricht der KAV-Chef. Denn wenn etwa die Urologie von derzeit fünf auf künftig drei Spitäler konzentriert wird, brauche es hier mehr Personal und längere Öffnungszeiten.

Für Diskussionen sorgen immer wieder und auch aktuell Gangbetten in den Spitälern. Hier merkt Janßen an, dass diese grundsätzlich "in jedem Land in Zentraleuropa anzufinden" seien, "weil die Kapazitäten der Spitäler endlich sind und nicht immer auf den maximal zu erwartenden Versorgungsbedarf ausgerichtet sind. Denn das würde bedeuten, in der Regel eine Überkapazität fahren zu müssen", argumentiert er.

Was Wien anbelangt, gebe es normalerweise mehr verfügbare Betten als hinsichtlich der Einwohnerdichte eigentlich nötig. Derzeit sei die Lage aber angespannt, "weil wir Stationen aufgrund der Grippewelle in Isolierstationen umgewandelt haben". Einen Vorfall, wie er jüngst von der 2. Medizinischen Abteilung des Wilhelminenspitals berichtet wurde, dürfe es aber nicht geben: "Wofür ich kein Verständnis habe ist, wenn wir Zimmer mit Betten verfügbar haben, die – auch wenn sie derzeit als 'gesperrt' gelten – nicht belegt werden. Das ist nicht zu akzeptieren." Inzwischen hat Janßen den ärztlichen Direktor des Spitals angewiesen, die Zimmer zu belegen, wird versichert.

Was eine derzeit politisch ventilierte Umstrukturierung des KAV anbelangt, würde Janßen diesbezügliche Veränderungen begrüßen – vorausgesetzt, sie seien mit mehr Freiheiten bezüglich Finanz- und Personalentscheidungen verbunden: "Wir sind derzeit gut, aber um dieses Level halten zu können, brauchen wir viel mehr Flexibilität." (APA, 5.1.2017)