"Gipfelkonferenz zweier Schauspielgötter": Hymnische Kritiken zum "Tatot" aus Wiesbaden – was meinen Sie?

Ein Serienkiller, der sich die Anregungen für sein Tun gleichsam beim Kommissar holt. Der angemessen und würdevoll zu Werke geht, und dabei freundlicherweise darauf achtet, dass er "die Nachbarn nicht stört": Die Kritiken zum Wiesbadener Tatort "Es lebe der Tod" mit Ulrich Tukur und Jens Harzer an diesem Sonntagabend fielen ziemlich hymnisch aus. Aber wie sehen Sie das Kammerspiel?

Schauspielgötter

"Eine Gipfelkonferenz zweier Schauspielgötter": So lobt STANDARD-Theaterkritiker Ronald Pohl Ulrich Tukur und vor allem Jens Harzer in seinem "TV-Tagebuch". Und mehr noch:

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Liebende Verschmelzung

"Der absolut bezwingende Reiz der Totenbeschwörung resultiert wieder einmal aus der liebenden Verschmelzung des Polizisten mit dem von ihm überführten Täter. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen; der wunderbare Theaterschauspieler Jens Harzer leiht ihm den leicht gaumigen Gesang."

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Ein Erlöser, glaubt er

"Man kann gar nicht genug von ihnen bekommen", schreibt Elmar Krekeler in der "Welt": Sie sitzen in der Gefängniskapelle. Das Licht ist falb. Es scheint von hinter dem Kruzifix zu kommen. Arthur Steinmetz ist ein Erlöser. Glaubt er. Murot ist ein Aufklärer. Glaubt er.

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Ein Kammerspiel

Für Wiesbadener Verhältnisse erkennt die "Welt" einen konservativen "Tatort", ein Kammerspiel, ein Vexierspiel: "Immer, wenn es allzu plan zu werden droht, haben Regisseur Sebastian Marka und Drehbuchautor Erol Yesilkaya Komplikationen eingebaut. Die vertreiben erfolgreich jedes potenziell langweilige Gleichmaß im philosophischen Disput, halten die Ethikdebatte, die dieser 'Tatort' eigentlich ist, eben noch in den Grenzen des Genres."

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Kleine Taube

Christian Buß vergibt auf "Spiegel.de" zehn von zehn Punken für "Es lebe der Tod" und lobt die Macher: "Hier nun setzen sie den Serienkillerthriller mit den für das Genre üblichen Wendungen und Rückblende in Szene, verdichten diese aber auf selten gesehene Weise. Einmal werden wir Zeuge, wie Steinmetz eines seiner Opfer in der Wanne zum Tode befördert. Über Minilautsprecher spielt er der Sterbenden einen berauschend schönen Song des amerikanischen Empfindsamkeitsterroristen Sufjan Stevens vor, in dem dieser flüstert: Kleine Taube, hast du immer genug Liebe bekommen? Ein Song, der wie die Träne aus dem Auge in dieses formvollendet verdrehte Mörderpoem über pervertierte Menschenliebe passt."

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Verstört wie selten

Dieser "Tatort" lässt den Zuschauer verstört zurück wie kaum ein anderer Psychoschocker, findet Buß: "Das liegt daran, wie Tukur seinen Murot hier tief und tieftraurig in die Ambivalenzen des Falles vordringen lässt. Am Ende, wir verraten nicht zu viel, wird der Ermittler aufs Grausamste mit der eigenen tragischen Familiengeschichte konfrontiert." (red, 20.11.2016)

Und wie verstört Sie dieser hoch gelobte "Tatort"? Diskutieren Sie mit:

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