Wien – Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) setzen angesichts der Zahlen der am Donnerstag veröffentlichten OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" auf die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahrs. In diesem Bereich habe die Republik "jahrzehntelang geschlafen", sagt Mahrer vor Journalisten.

Auch Hammerschmid sah "noch einiges zu tun". Wer keinen Kindergarten besucht habe, sei später besonders gefährdet, mathematische Grundkompetenzen nicht ausgeprägt zu haben. "Umso wichtiger ist es, dass wir hier früh investieren und den Ball auffangen." Mit den Plänen für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr und dem Konzept für einen Bildungskompass habe die Regierung dieses Thema bereits adressiert. "Wir hätten uns vieles erspart, wenn wir schon vor Jahrzehnten mit anderen Vorreitern darauf gesetzt hätten", meinte Mahrer.

Lehrergehälter stehen nicht zur Diskussion

Nicht zur Diskussion stehen für Hammerschmid die Lehrergehälter. Diese seien "legitim": "Eine Gehaltsdiskussion wäre jetzt unnötig und zum falschen Zeitpunkt." Österreich investiere viel in Bildung – die hohen Ausgaben im Schulbereich seien durch die niedrige Klassengröße aufgrund der vielen Kleinschulen, die niedrigere Unterrichtsverpflichtung sowie die überdurchschnittlichen Gehälter aufgrund der Vielzahl an älteren Lehrer bedingt.

Das bestätigte auch Statistik Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer: Die Lehrergehälter würden am Anfang der Karriere und nach zehn bis 15 Berufsjahren nur leicht über dem OECD-Schnitt liegen, gegen Ende der Laufbahn dann aber deutlicher. Dazu komme, dass Österreichs Lehrer im Vergleich zu anderen Staaten älter sind.

Hoffen auf Ausbildunngspflicht

Hoffnungen setzen Hammerschmid und Mahrer auch auf die Ausbildungspflicht bis 18. Gleichzeitig müsse man aber auch präventive Maßnahmen wie Berufsberatung und Jugendcoaching intensivieren, um Jugendliche gar nicht erst aus dem Schulsystem "verschwinden" zu lassen, meinte die Bildungsministerin. Keinesfalls sollten die Mittel für frühkindliche Erziehung Initiativen für Jugendlichen weggenommen werden, so Mahrer: "Ich will kein Programm einsparen, das dazu dienen kann, Jugendlichen eine Chance zu geben, aus dem Prekariat zu kommen."

Zu denken gibt Hammerschmid die erneut von der OECD konstatierte hohe Bildungsvererbung in Österreich. Das bedeutet, dass Kinder vergleichsweise selten einen höheren Abschluss erreichen als ihre Eltern – das gilt vor allem für den Sprung zu einem Hochschulabschluss. Hier setze man auf den Ausbau von ganztägigen Schulformen. (APA, 15.9.2016)