Über die Jahre hat Google eine ganze Reihe an Nexus-Smartphones veröffentlicht, im Bild eine kleine Auswahll

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Wer Android in seiner reinsten Form haben will, greift üblicherweise zur Nexus-Linie. Immerhin ist hier Android-Entwickler Google alleine für die Softwareentwicklung zuständig, was zusätzlich den Vorteil hat, dass man neue Versionen – zum Großteil erheblich – schneller und zuverlässiger bekommt als bei anderen Android-Anbietern. Doch dies könnte nun ein Ende finden, wenn man einem aktuellen Bericht Glauben schenkt.

Strategiewechsel

Google plane das Aus für die Marke "Nexus", heißt es bei Android Central. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich das Unternehmen aus der Smartphone- oder Tablet-Entwicklung zurückzieht. Ganz im Gegenteil: Google wolle künftig seine Smartphones stärker von den Mitbewerbern abheben, und eigene Features hinzufügen, die auf anderen Android-Geräten nicht zur Verfügung stehen. Eben dieser Wechsel soll über eine neue Marke signalisiert werden, aktuell sieht es danach aus, dass man den Namen Google selbst in den Vordergrund stellen wird.

Die ersten solchen "Google Phones" sollen schon in wenigen Wochen vorgestellt werden. Aus früheren Berichten ist bekannt, dass Google gemeinsam mit HTC an zwei neuen Smartphones unter den Codenamen "Sailfish" und "Marlin" arbeitet. Google-Chef Sundar Pichai hatte bereits vor einigen Monaten betont, dass man bei den eigenen Smartphones künftig deutlich stärker die Kontrolle übernehmen will, in der Vergangenheit hatten die jeweiligen Partner einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Geräte. Zum Teil wurden hier bestehende Geräte-Designs fast zur Gänze übernommen, dies soll nun also ein Ende haben.

Vorgeschichte

Der aktuelle Bericht kommt nicht gänzlich überraschend. So hatte etwa Android Police bereits vor einigen Wochen über das Design der beiden Geräte berichtet, und dabei betont, dass dieses Mal voraussichtlich kein Nexus-Logo auf der Rückseite platziert werde. Statt dessen werde der Buchstabe "G" aus dem Google-Logo an dieser Stelle landen.

Womit sich Google konkret von anderen Anbietern absetzen will, ist ebenfalls bereits zum Teil durchgesickert. So dürfte die Integration des Google Assistant eine zentrale Rolle bei den neuen Geräten spielen. Dabei handelt es sich um einen intelligenten digitalen Assistenten, der vor einigen Monaten zum ersten Mal präsentiert wurde. Zudem wird es die eine oder andere optische Modifikation geben, etwa beim Aussehen der Navigationsknöpfe.

Alles relativ

Freilich muss betont werden, dass auch Nexus-Geräte bisher schon nie vollständig "Stock Android" waren. Immerhin hat Google auf der Basis des Open-Source-Codes immer schon eigene, proprietäre Apps angeboten, die zum Teil auch nur Nexus-Nutzern vorbehalten waren. Insofern muss sich erst zeigen, ob hier wirklich eine relevante Richtungsänderung vorliegt, oder ob Google einfach nur mit neuer Marke seinen Geräten einen frischen Schub verpassen will.

Das erste Nexus-Smartphone war das im Jänner 2010 vorgestellte Nexus One, das passenderweise ebenfalls von HTC gefertigt wurde. Für dieses hatte Google ursprünglich recht ambitionierte Pläne, über den Direktverkauf wollte man die Macht der Netzbetreiber zurückdrängen. Daraus wurde zwar nichts, das entsprechende Programm wurde bald eingestellt, die Nexus-Reihe behielt Google aber bei – wobei sie von dem Unternehmen mit wechselnder Ernsthaftigkeit betrieben wurde. Zentral blieb dabei die Rolle als jene Geräte, auf deren Basis Google neue Android-Versionen entwickelt. Zudem nutzte man die Nexus-Linie immer wieder, um gezielte Impulse in der Android-Welt zu setzen, etwa mit dem äußerst günstigen Nexus-7-Tablet oder auch mit der Integration neuer Hardware-Features. Die aktuellsten Nexus-Geräte – das Nexus 5X und das Nexus 6P – wurden Ende September 2015 vorgestellt, und könnten damit auch die letzten unter dieser Marke verkauften Geräte bleiben. (Andreas Proschofsky, 31.8.2016)