Grazer Antriebsentwickler und Prüftechnikspezialist AVL List hat die meisten Patente eingereicht.

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Wien – Nimmt man die Zahl der angemeldeten Innovationen als Indikator, werden die Österreicher zunehmend findiger, was den Schutz geistigen Eigentums betrifft. Im Vorjahr wurden beim österreichischen Patentamt knapp 10.000 Innovationen (Patente, Marken und Muster, Anm.) eingereicht, ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Daneben wurden 3000 Patente angemeldet, die Hälfte davon wurde auch patentiert.

Doch auch in Sachen Patentierung geht der Trend zur Internationalisierung. Das zeigt der Umstand, dass Österreicher im Vorjahr weltweit rund 6000 Patente angemeldet haben. Dass das Patentamt zum zentralen Innovationsdynamo umgemodelt werden soll, hat bereits die im vergangenen Jahr berufene neue Chefin Mariana Karepova kundgetan. Die Behörde soll näher an die Kunden rücken, offener werden, lautet ihr Credo. Ein Ansinnen, hinter dem auch Infrastrukturminister Gerald Klug (SPÖ) steht. Klug, der zu Jahresbeginn als Verteidigungsminister ausmusterte und nun dem Infrastrukturministerium vorsteht, beschreibt die Strategie am Montag so: Das Patentamt soll verstärkt zur "Drehscheibe für Innovationen", Service und Internationalisierung ausgebaut werden und eine "industriepolitische Position" einnehmen, so Klug bei einer Pressekonferenz.

Industrieministerium

Sein Ministerium sei de facto das Industrieministerium und damit für die Belange von Industrie 4.0 zuständig. Konkret soll es aber laut Patentamtchefin Karepova auch um Grundsatzfragen gehen: Welche Rolle spielt geistiges Eigentum, fördert oder behindert es Innovation? Welche Strategie hat Österreich, welche die Firmen? Die Aufgabe der Behörde sei es – so Karepova jüngst im STANDARD-Interview, unter anderem mit Forschungs- und der Unternehmensförderung zu vernetzen.

Dass dies im Sinne der Unternehmen ist, bestätigte am Montag auch Helmut List. Der Grazer Antriebsentwickler und Prüftechnikspezialist AVL List hat vor dem Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel und dessen Tochterunternehmen Tridonic die meisten Patente eingereicht. "Wir sprechen von großen Systemen, die unglaublich vernetzt sind, mit höchster Komplexität", so der Sohn des Firmengründers, der bereits zum Firmenstart 1948 fünf Patente angemeldet hatte. Mittlerweile hat das Unternehmen 8000 Mitarbeiter weltweit.

Patente und Markenschutz seien nicht nur etwas für Konzerne, betonte Moriz Piffl-Percevic, Mitbegründer der Jeans-Maßschneiderei "Gebrüder Stitch". Auf Markenschutz zu verzichten, wäre, "wie wenn wir unser Geschäft in der Mariahilfer Straße über Nacht offen stehen lassen". Um das Bewusstsein für den Schutz des Eigentums zu stärken, verleiht Klug heuer erstmals den "Staatspreis Patent". (rebu, 4.4.2016)