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861 Schulbücher werden ab nächstem Schuljahr kostenlos digital angeboten.

Foto: dpa/Arne Dedert

Wien – In den vergangenen Wochen waren sich SPÖ und ÖVP in bildungspolitischen Fragen kaum einig. Den Vorschlag der ÖVP zur Reform der Schulverwaltung lehnte das rote Bildungsministerium ab, mit dem Gesetzesentwurf von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zur Abschaffung der Ziffernnoten in den ersten drei Volksschulklassen konnte wiederum die Volkspartei nichts anfangen. Einvernehmen gibt es immerhin bei einer Sache: Das digitale Schulbuch kommt im Schuljahr 2016/17 in die österreichischen Klassen.

Seit Montag können Schulen für die zweite Sekundarstufe – also in der Oberstufe der Gymnasien und in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen – aus 861 E-Books wählen, verkündeten Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) und Heinisch-Hosek bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag.

E-Books sollen gedruckte Schulbücher nicht ersetzen

Die 861 digitalen Schulbücher seien aber nur eine kleine Auswahl, jährlich würden 1.000 neue Schulbücher in ihrer gedruckten Ausgabe zugelassen, sagte die Bildungsministerin. Unter den E-Books sind laut Karmasin die auflagenstärksten Schulbücher, unter anderem für Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen. Die digitalen Schulbücher können kostenlos über die Plattform digi4school.at bestellt werden, Schulen dürfen sie aber nur ergänzend zu den Printprodukten verwenden. Derzeit sei nicht geplant, dass E-Books die gedruckten Exemplare ersetzen.

Die digitalen Bücher können auf Tablets, auf digitalen "Whiteboards" und mit Beamern im Unterricht verwendet werden. "Die Kinder wachsen intensiv mit diesen Medien auf", sagte Karmasin. Durch den Umgang mit E-Books bekämen sie digitale Kompetenzen vermittelt. Einen großen Vorteil sieht sie auch darin, dass "Kinder nicht mehr zehn Kilo Bücher von A nach B tragen müssen".

Drei bis vier Tablets pro Klasse

Derzeit gibt es laut Bildungsministerium in 45 Prozent der höheren Klassen eine Tablet- beziehungsweise Notebook-Klasse. Geld für mehr Tablets wird es Heinisch-Hosek zufolge nicht geben. Sie verweist darauf, dass nicht jeder Schüler ein Tablet brauche. "Drei bis vier pro Klasse reichen aus." Die Schüler könnten sich dabei abwechseln.

Familien- und Bildungsministerium haben auch eine Machbarkeitsstudie zum digitalen Schulbuch erstellen lassen. Direktoren und Schulbuchreferenten an 700 Schulen wurden im November online befragt. Dabei schätzten 87 Prozent das pädagogische Potenzial digitaler Lernmaterialien als mittel bis hoch ein. Fast 90 Prozent gehen davon aus, dass das Interesse der Schüler dafür mittel bis hoch ist. "Das ist eine positive Nachricht. Wie oft hört man von Lehrern, dass Schüler von etwas begeistert sind?", kommentierte Karmasin die Umfrage (siehe Download links).

Für das Schuljahr 2017/18 planen die Ministerinnen mehr interaktive E-Books und eine Ausweitung der Aktion auf die erste Sekundarstufe.

"Demnächst" Einigung auf Reformen

Für die strittigen Bildungsthemen kündigte Heinisch-Hosek ein erstes gemeinsames Gesetzespaket von SPÖ und ÖVP an. "Demnächst" werde ein Entwurf präsentiert. Die Reform der Schulverwaltung und Autonomiefragen sollen darin enthalten sein. "Wir sind fast am Ziel." Zur Abschaffung der Schulnoten in der Volksschule sagte Heinisch-Hosek, dass man sicherstellen werde, dass es auch Möglichkeiten zur Vergabe von Ziffernnoten geben wird. (Lisa Kogelnik, 24.2.2016)