Das Wiener AKH muss weiterhin ein Viertel der Patienten Wiens versorgen. Doch Finanzierung und Planung wurden neu geregelt, Bund und Stadt legen ein gemeinsames Konzept bis 2030 vor.

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Wien – Das Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) war nicht selten ein Spielball zwischen Bund und Stadt Wien. Das größte Spital Österreichs klagte über zu viele Patienten und zu wenig Geld.

Das soll sich jetzt ändern: Bund und Stadt haben sich auf einen Finanz- und Zielsteuerungsvertrag geeinigt, der die Zusammenarbeit bis 2030 regeln soll. Das AKH hat eine Sonderrolle in der Gesundheitsversorgung der Wiens: Es ist als Uniklinik dem Bund unterstellt, muss aber trotzdem eine Versorgungsrolle wahrnehmen. Weil nicht nur behandelt, sondern auch geforscht wird, zahlt der Bund einen gewissen Betrag an die Stadt Wien – den klinischen Mehraufwand. Dieser ist nun bis 2024 gesichert und soll jährlich 40 Millionen Euro betragen.

Neue Gebäude geplant

Von Streit war bei der Präsentation keine Rede mehr. 2,2 Milliarden Euro sollen bis 2030 von Bund und Stadt Wien zur Verfügung gestellt werden. Neue Posten werden nicht geschaffen, das Management Board wird von Oswald Wagner, Vizerektor der Med-Uni Wien, und AKH-Direktor Herwig Wetzlinger geleitet. 1,4 Milliarden "frisches Geld" werden für die Infrastruktur beigesteuert. Im Rahmenbauvertrag sind Neubauten und Sanierungsmaßnahmen veranschlagt. 40 Prozent der Kosten trägt der Bund, 60 Prozent die Stadt. Für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) war das AKH immer der "Inbegriff von Komplexität", diese Strukturen zu vereinfachen sei nun gelungen.

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), zeigte sich froh, im Gesundheitssystem endlich einmal etwas entflechten zu können. Er sieht die Einigung als "Mosaiksteinchen", um Österreich wieder an die Spitze zu bringen. Sein ambitioniertes Ziel, die Med-Uni Wien von Platz 58 des "Times Higher Education Ranking" unter die besten zehn Unis weltweit zu bringen, teilt er gleich Med-Uni-Rektor Markus Müller mit.

Auswirkungen auf alte Probleme unklar

Der Angesprochene freut sich über das Budget für Neubauten: Drei Gebäude sind am Gelände des AKHs geplant. Die Pläne, dort ein Privatspital zu errichten, dürften damit vom Tisch sein. Stattdessen ist etwa ein Zentrum für "Translational Medicine" geplant, das den Übergang zwischen Forschung und klinischen Einsatz darstellt.

Wie sich die neuen Regelungen auf die alten Probleme des AKH auswirken werden, ist unklar. Bisher musste das Haus am Gürtel ein Viertel der medizinischen Versorgung der Stadt übernehmen, dieser Anteil soll gleich bleiben.

Was Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) mit Stolz feststellt, ist für Rektor Müller keine schöne Vorstellung. Das AKH wird das einzige Spital Wiens sein, das an zwei U-Bahnen angeschlossen sein wird – neben der U6 Station Michelbeuern soll es auch eine U5 Station geben.

Festgelegt wurde, dass den überlaufenen Ambulanzen entlastet werden sollen, etwa durch ein Primärversorgungszentrum (PHC). Konkrete Pläne gibt es dafür noch keine, deswegen sei das geplante PHC-Gesetz dringend notwendig, betont Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf STANDARD-Nachfrage.

Abgestufte Versorgung

Innerhalb Wiens sei die Rolle des AKHs nun klarer definiert. Das erklärt sich mit einem abgestuften Versorgungskonzept und gliedert sich damit ins Spitalskonzept 2030 ein, das vergangene Woche von der Gesundheitsstadträtin präsentiert wurde.

Beispiel Augenabteilung: Im AKH wurde bisher ein Großteil der Grauer-Star-Operationen tagesklinisch durchgeführt, das soll nun vermehrt vom Krankenhaus Rudolfstiftung übernommen werden, wo die einzige Augenklinik außerhalb des AKHs geplant ist. Gleichzeitig soll sich die Uniklinik auf Netzhautchirurgie spezialisieren, erklärt AKH-Direktor Wetzlinger. (mte, 28.1.2016)