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Nicht nur auf dem Google-Campus sind Fahrräder beliebt, auch in Stanford ist Radfahrerland, berichtet Michael Meyer.

Foto: Marcio Jose Sanchez/AP

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Auch Elektroautos – im Bild ein Tesla – gehören zum Erscheinungsbild des nachhaltigen Silicon Valley. Es gebe aber auch Schattenseiten: Öffentliche Verkehrsmittel werden kaum benutzt.

Foto: George Frey/Reuters

Silicon Valley ist nicht USA. Was kann es nur im Silicon Valley geben? Einen Auffahrunfall von zwei Teslas. Erstaunlich, wie grün und nachhaltig hier gelebt wird. Hier wird die Zukunft des Individualverkehrs eingeläutet: Von den 330.000 Elektrofahrzeugen, die in den USA registriert sind, fahren 150.000 in Kalifornien.

Im Vergleich dazu sind 20.000 Elektroautos in Deutschland bescheiden – obwohl Deutschland mehr als doppelt so viele Einwohner und um zwei Drittel mehr Autos als Kalifornien hat. Der Engpass hier sind mittlerweile die öffentlichen Ladestationen, es gibt nur etwa 15.000, und bei diesen geraten sich die Tesla-Besitzer immer öfter in die Haare, berichtete die NYT.

Werbung für Fahrgemeinschaften

Zusätzlich sind Massen von Hybridautos auf den Straßen. Der kalifornische Golf heißt Prius. Von den ambitionierten Zielen des Gouverneurs Jerry Brown, der bis Ende 2015 1,5 Mio Zero-Emission-Autos auf den Straßen sehen wollte (von insgesamt 33 Mio. Kfz), ist man aber noch weit entfernt.

Es gibt auf den Freeways schnelle Spuren für Elektroautos und Fahrzeuge mit mindestens zwei Passagieren. Wer einmal einen Mega-Stau in der Bay-Area erlebt hat, weiß dieses Privileg zu schätzen. Fahrgemeinschaften werden öffentlich forciert und an den Freeways beworben. Nirgendwo sonst gibt es einen so hohen Carsharing-Anteil. Auf dem Stanford-Campus sind die besten Parkplätze für Carsharing-Autos reserviert. Alles wartet hier derzeit auch auf das Apple-Auto – selbstverständlich wird es ein E-Mobil sein.

Was schon brav elektrisch fährt, ist das Google Driverless Car. Die Prototypen, die wie eine Kreuzung aus Puch 500 und Smart aussehen, sind die Spitze des Eisbergs des "Internets der Dinge": Die Technologien und Daten der Konzerne aus dem Silicon Valley fließen zunehmend in die Optimierung von Alltagsprozessen ein. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen etablierten Industrien, und für die Automobilkonzerne ist die CES in Las Vegas, die größte Elektronikmesse der USA, heute wichtiger als die Detroit Motor Show.

I want to ride my ...

Stanford ist Radfahrerland. Auf dem Campus wuselt es nur so von Fahrrädern, er ist von Radwegen durchzogen. Es gibt eine Radwerkstatt, einen Radverleih und ein Radgeschäft. Sich ein Rad zu besorgen ist eine der ersten Anschaffungen, wenn man hier ankommt. Das Klima, aber auch die teuren und knappen Parkplätze sowie das schlechte öffentliche Verkehrsnetz machen das Fahrrad im Silicon Valley zum Verkehrsmittel der Wahl. Es gibt unzählige Radwege und auch grassierenden Fahrraddiebstahl.

Nirgendwo ist es leichter, sich biologisch, vegetarisch oder vegan zu ernähren, als hier – vorausgesetzt, man hat genug Geld. Einige Supermärkte verkaufen auf riesigen Flächen überhaupt nur Bio, und selbst bei den klassischen Verbrauchermärkten ist der Bio-Anteil deutlich höher als in Österreich. Geht man essen, findet man selbst in Burger-Läden ein reichhaltiges vegetarisch-veganes Angebot. Und Tesla liefert seine Modelle jetzt auch mit Kunstlederausstattung, um mehr Tierschützer als Kunden zu gewinnen.

Besonders genau wird man in Stanford über das Mülltrennungssystem instruiert, das es in allen Kommunen im Valley gibt.

Wo es am Investment fehlt

So viel Licht in Bezug auf das individuelle ökologische Verhalten und dessen Förderung, so viel Schatten gibt es in Bezug auf die Infrastruktur. Der öffentliche Verkehr ist unterentwickelt, der Caltrain, der San José mit San Francisco verbindet und eigentlich das Nahverkehrsmittel schlechthin sein müsste, wird nur von sechs Prozent der Bevölkerung genutzt. In Summe nutzen nur 16 Prozent der Bewohner irgendwann einmal öffentliche Verkehrsmittel.

Die thermische Isolierung der Häuser entspricht jener der Kabanen im Gänsehäufel in Wien. Das ist gerade angesichts der absurd hohen Immobilienpreise im Valley aufs Erste vollkommen unverständlich, hängt aber mit der billigen fossilen Energie und der Mobilität der Amerikaner zusammen: Wenn man sich ein Haus nicht fürs Leben kauft oder baut, sondern nur für die nächsten Jahre bewohnen will, zahlen sich Investitionen ins Energiesparen einfach nicht aus. Das zeigt, dass öffentliche Investitionen in eine nachhaltigere Energienutzung vernachlässigt wurden.

Wo immer regulatorisch eingegriffen werden kann, geht Kalifornien ziemlich weit. Wo immer aber der Staat aufgrund von Marktversagen selbst investiv tätig werden müsste, liegt das Land nach wie vor hinter europäischen Standards zurück.