Die Bawag muss sich wegen eines "Islamic Banking"-Kontos von Ausländerfeinden beschimpfen lassen

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Der ausländerfeindliche Mob im Netz hat ein neues Ziel auserkoren: Diesmal ist die Bawag PSK Adressat zahlreicher Beschwerden und Beleidigungen. Der Grund des Ärgers ist ein Pilotprojekt, das die Bank ins Leben gerufen hat. Sie bietet künftig probeweise Islamic Banking an. Ab Anfang Februar startet ein Girokonto, das gemäß muslimischen Glaubensvorstellungen gehandhabt wird. Das bedeutet etwa, dass Zinsen und Kredite verboten sind. Dafür gibt es fixe Entgelte und Ratenzahlungen. Bei einem Hauskauf vergibt die Bank also keinen Kredit, sondern erwirbt das Haus selbst und verkauft es dann ratenweise an den Kontoinhaber.

Keine Bevorteilung

Im Endeffekt sind die Leistungen und Entgelte dadurch adäquat zu herkömmlichen Kontovariationen. Es kommt also zu keiner Bevorteilung von Muslimen, wie ein Bawag-Sprecher bestätigt. Das Konto stehe natürlich auch allen Nicht-Muslimen offen, wenn sie sich dadurch bessere Konditionen erhofften, heißt es weiter. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens ist diese Message allerdings noch nicht angekommen. Dort verleihen zahlreiche Nutzer ihrer Wut über das neue Kontomodell Ausdruck.

Boykott-Bekundungen

"Traurig zu hören (…) Unser einer muss schon sein ganzes Bankleben lang Zinsen, Gebühren und Steuern zahlen. Jetzt kommen Fremde denen alles in den Allwertesten gepulvert wird", schreibt eine Nutzerin. Ein laut eigenen Angaben seit 20 Jahren treuer Bawag-Kunde kündigt die Auflösung seines Kontos an. Im Minutentakt trudelten am Donnerstag neue Kommentare ein, nachdem die Neuigkeit am Vortag von der "Kleinen Zeitung" enthüllt worden war.

Ausländerfeindliche Shitstorms

In den vergangenen Monaten hatten sich auch Spar und Merkur ausländerfeindlichen Shitstorms ausgesetzt gesehen. Zahlreiche Kunden hatten gegen das Halal-Fleisch-Angebot der Supermarktketten kampagnisiert. Während Spar einknickte und den "Testbetrieb" beendete, hält Merkur nach wie vor am Angebot fest. Was die Bawag bei großflächigen Boykott-Aktionen vorhat, will sie noch nicht verraten. "Wir werden den Testbetrieb abwarten", so ein Sprecher. (fsc, 14.1.2016)